Nicht menschlich Inc.
ansonsten hätten sich Zeitungen, Forscher und das Militär bereits auf Williamsweg und Brattstraße gestürzt. Abgesehen davon – wo war ich laut seiner Geschichte jetzt? Noch im selben Land? Auf demselben Kontinent? Bislang hatte jeder, dem ich begegnet war, meine Sprache gesprochen.
»Aber wie … Wo …? « Mir fiel nichts mehr ein. Es ist ein seltsames Gefühl, wenn zu große Verwirrung ein Vakuum im Kopf hinterlässt. Hilflos musterte ich die Gänseblümchen am Wiesenrand. Mittlerweile fühlte sich mein Kopf an wie ein Computer, der kurz vor dem Overload stand.
Meine Hände zitterten. Ich streckte eine aus und wünschte mir Desmonds Wärme zurück. Zu meiner Überraschung umschloss er meine Finger und drückte sie kurz.
»Du wirst LaBrock auf keiner Karte finden, die du bei dir zu Hause kaufen kannst«, sagte er. »Und du wirst auch niemals allein das Portal öffnen können, geschweige denn hindurchgehen.« In seiner Stimme schwang etwas mit, das ich nicht hören wollte, eine Endgültigkeit, die mir nicht gefiel.
Ich atmete tief durch und hatte das Gefühl, nicht nur meinen Brustkorb, sondern auch einen dicken Stein zu heben. In diesem Moment glaubte ich Desmond trotz aller Absurdität. Er wirkte so entwaffnend ehrlich.
Das machte die Schlussfolgerungen nicht besser.
»Wo bin ich hier?« Ich flüsterte, das Zittern meiner Hände breitete sich allmählich auf meinen Körper aus. Ich fürchtete mich vor dem, was ich erfahren würde.
Desmond verstärkte den Druck seiner Hand. »Wenn wir es rein geografisch betrachten, bist du in der Nähe von deinem Zuhause. Aber trotzdem ist dies nicht deine Welt, Nala.«
Nun musste ich mich entscheiden. Entweder, ich glaubte ihm alles, was er sagte, oder ich bekam auf der Stelle einen weiteren Lachanfall. Doch mein Zwerchfell war in eine seltsame Starre gefallen.
»Nicht meine Welt«, flüsterte ich.
Seine Finger streichelten meinen Handrücken, wie um mich zu beruhigen. »Eine Parallelwelt. Oder gibt es dort, wo du herkommst, etwa kleine Männer mit grüner Haut?«
Ruhige Worte, aber ich zuckte zusammen, als hätte er mich angebrüllt. Im ersten Moment war ich wütend auf ihn. Musste er es mir so schonungslos vor Augen führen? Das schmale Band zwischen uns riss und hinterließ einen kurzen Druck in meinem Magen.
Ich nagte an meiner Lippe. Vielleicht war Desmond gar nicht der Verbündete, für den ich ihn gehalten hatte, vielleicht bekam er einfach die höchste Gage. Ich studierte ihn eingehend und zog die Hand zurück.
»Von welchem Sender seid ihr?« Schach.
Über sein Gesicht zog eine ganze Reihe von Gefühlsausdrücken. Enttäuschung, Verwirrung, Nachdenklichkeit, Verständnis und noch etwas, das ich nicht deuten konnte.
Er schüttelte langsam und nachdrücklich seinen Kopf. »Kein Sender, kein Fernsehen.«
»Hm.« Ich versuchte, ihn einzuschätzen und versagte kläglich. »Und warum sollte ich dir das glauben? Warum sollte ich«, ich breitete die Arme aus und schlug die Fingerknöchel dabei schmerzhaft gegen die Fensterscheibe, »das alles für bare Münze nehmen?« Ich fragte mich, wie man den Käfer so dressiert hatte, dass er mich außer Gefecht setzte.
Desmond wandte sich ab und öffnete die Tür.
»Was hast du vor?« Ich blieb misstrauisch.
Er schenkte mir einen dieser Blicke, die ich sonst nur aus Filmen kannte.
»Komm.« Mehr nicht. Er stieg aus.
Ich sah keinen Sinn darin, trotzig sitzen zu bleiben, also folgte ich ihm, nur um kurz darauf ratlos neben dem Wagen zu stehen. »Und nun?«
Er vollführte eine Geste, die den Wald und alle Wiesen um uns herum einfasste. Gut, es war wirklich idyllisch mit den Vögeln und Blumen und der angenehmen Sonne, aber danach stand mir nicht der Sinn.
Ich hob auffordernd die Hände. »Ich habe keine Ahnung, was du von mir willst.«
Desmond grinste. »Du bestimmst, in welche Richtung wir gehen.«
Damit hatte ich nicht gerechnet. »Warum sollte ich eine Richtung auswählen?«
»Wenn du denkst, dass ich für eine Fernseh-Crew arbeite, muss irgendwo Equipment versteckt sein. Eine Kamera, ein Mikrofon oder ein Aufnahmegerät.« Er deutete auf das Auto. »Vielleicht da drin, vielleicht irgendwo hier auf der Wiese. Immerhin habe ich mir ausgesucht, hier zu parken. Daher überlasse ich dir die Wahl der Richtung, in die wir solange gehen werden, bis wir das Auto nicht mehr sehen können.«
Ah! Ich dachte über seinen Vorschlag nach. Er klang logisch, also überlegte ich. Der Wald fiel als Ziel schon einmal weg,
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