Nicht menschlich Inc.
waren über Eck gebaut und setzten auf eine Farbkombination aus Silber, Beige und Braun. Das Silber rührte von einer Metallfassade her, die sich, einer Miniaturmauer gleich, bis ungefähr auf Hüfthöhe zog. Darüber konnte ich ein schmales Stück beigefarbenen Gesteins ausmachen, das in eine Glasfassade überging. Vor dem Eingang standen wenige Tische mit Metallstühlen, die jedoch verwaist waren. Es war noch zu kalt, um draußen zu sitzen. Es sei denn, es gab in LaBrock kälteresistentere Wesen als mich.
Ich nickte Desmond zu und setzte mich in Bewegung. Als wir die Straße überquerten, sah ich vor uns einen jungen Mann in der Tür des Holysmacks verschwinden. Eine mir bekannte, sehr schmale Silhouette fegte vor seiner Kehrseite hin und her. Schön, Staceys Verwandtschaft zog es also auch in den Laden, den Kirstens Bruder als Treffpunkt ausgesucht hatte. Ich verzog das Gesicht. Da war ich ja in bester Gesellschaft.
Das zuckende Schwänzchen vor mir rief mir allerdings auch etwas völlig anderes in Erinnerung. »Warum eine Möglichkeit?«, fragte ich Desmond.
Er schien verwirrt. »Warum was?«
»Du sagtest vorhin in der Garage, dass eine Möglichkeit, ins Holysmacks zu kommen, ein Geschäftsausweis ist. Was wäre denn die andere?«
Der Blick seiner wunderschönen Augen bohrte sich in meinen . »Nicht-Menschen haben hier generell Zutritt.«
»Oh.«
Welch himmlische Aussichten. Vielleicht war das der Grund, warum Carsten den Treffpunkt gewählt hatte. Seine Schwester sah zwar absolut menschlich aus, aber das mochte nichts heißen. Vielleicht war der Bruder adoptiert. Ich stellte mir die Szene vor, wie es im Hause Herms an der Tür klingelte und Kirstens Eltern das kleine, rotgesichtige Teufelchen auf ihren Stufen vorfanden. Und weil er so niedlich aussah mit seinen winzigen Hörnchen und dem zahnstochergroßen Pikser in seinem süßen Fäustchen, hatten sie ihn gleich behalten.
Ehe meine Fantasie mit mir durchgehen konnte, hielt Desmond mir bereits die Tür auf. Automatisch trat ich ein, blieb stehen und ließ den Blick aufmerksam über die Tische wandern. Ich sah niemanden, der allein war und zu warten schien, also visierte ich die Theke an und ging weiter.
Ich kam genau einen Schritt weit, ehe ich gegen einen mächtigen Bauch prallte, der durch den unerwarteten Kontakt in Schwingung versetzt wurde.
Mit einem leisen Quieken fuhr ich zurück und starrte auf das Hindernis, das sich in meine Laufbahn gewälzt hatte. Es war nicht nur mobil, sondern höchst biologisch und mehr als zwei Meter groß. Definitiv. Der Kerl hätte mit Leichtigkeit die Aufnahmeprüfung in jedem Bikerklub bestanden. Zu der imposanten Körperfülle, die von einem T-Shirt mit der Aufschrift »Wenn du guckst, kannst du auch grüßen« und einer abgetragenen Lederweste bedeckt war, gehörte eine Brust, die größere BH-Körbchen benötigte als ich. Die Oberarme des Mannes besaßen einen Umfang, den ich nicht mit beiden Händen umspannen konnte, selbst wenn ich wahnsinnig genug wäre, es zu versuchen. Die Handgelenke waren mit breiten Lederschienen versehen, die Spannweite von Schulter zu Schulter enorm.
Ich weigerte mich, auf den Boden zu blicken – aus Angst, jeden Moment wieder weggeschubst zu werden und dabei das Gleichgewicht zu verlieren. Also blickte ich hoch. Und höher und höher, bis ich endlich ein Gesicht sehen konnte. Um meinen Nacken zu schonen, ging ich einige Schritte nach hinten und prallte gegen Desmond. Es fühlte sich trotz des Schrecks gut an. Vor allem, als Desmond seine Hände auf meine Schultern legte. Sie waren warm und schafften es, diese Wärme innerhalb weniger Sekunden durch meinen gesamten Körper zu schicken. Ich wagte es, mich leicht nach hinten zu lehnen und er reagierte, indem er mich kurz an sich drückte und dann vorsichtig losließ. Ich spürte seinen Atem im Nacken und auf den Schultern und erwartete jeden Moment, dass er mich nochmals berührte.
Ein Räuspern machte die Stimmung zunichte. Es klang mehr nach Raubtier als nach Mensch und gehörte dem Mann in der Lederweste. Er erinnerte mich an einen Boxer – sowohl den Sportler als auch die Hunderasse. Neben seinen wuchtigen Wangen baumelten silberne Ohrringe. Gepierct war er unterhalb der Lippen, an den Augenbrauen und Schläfen. Vor seinen Ohren liefen rötliche Koteletten an den Wangen hinab, dafür fehlte sämtliches Haar auf seinem Schädel.
Ich wollte etwas sagen, doch mir fiel nichts ein. Ich hoffte nur, dass der Typ kein Magier,
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