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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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herausfinden.«
    Einerseits wünschte ich mir, dass er weiterredete, andererseits warf jede seiner Aussagen drei neue Fragen auf. Nicht zu vergessen, dass mein Zeitfenster bis zu dem Treffen mit Carsten Herms stetig schrumpfte. Wenn ich nicht auffallen wollte, sollte ich zumindest pünktlich sein.
    Eines wollte ich auf jeden Fall noch wissen.
    »Woher wissen Leute aus meiner Welt von dieser hier? Und wie viele sind es? Warum wissen sie davon? Und warum vermutest du nur, dass es strafbar ist – weißt du es nicht genau oder willst du mich nur beruhigen? Und oh, wie ist das nun mit dem Holysmacks?«
    Im Endeffekt waren es vier Fragen mehr als die ursprünglich geplante, aber ich hatte nicht genug Zeit, um zu entscheiden, welche die Wichtigste war. Desmond kompensierte den Zeitmangel, indem er nur auf meine letzte Frage antwortete.
    »Es ist ein Klub, nur kommt nicht jeder dort rein. Eine Möglichkeit ist, einen Geschäftsausweis zu besitzen.«
    Perfekte Taktik. Er ging nicht auf alles ein, was ich wissen wollte, warf aber neue Fragen auf, sodass ich meine alten vergaß. Der Mann hätte Vertreter werden sollen. Oder Politiker.
    »Und wo bekomme ich einen solchen Ausweis her? In den nächsten  …«, ich blickte auf meine Uhr, »vierzig Minuten?«
    Er hob die Augenbrauen. »Gar nicht. Es sei denn, du machst dich selbstständig oder steigst soweit auf, dass der Chef dir einen solchen ausstellt.«
    Das durfte alles nicht wahr sein. »Und warum will der Kerl dann, dass wir uns ausgerechnet dort treffen?«
    »Wahrscheinlich denkt er, dass du einen Ausweis besitzt. Er kann ja nicht wissen, dass du, sagen wir mal, neu bist.«
    Und das auf allen Ebenen. Ich biss mir auf die Lippe und grübelte. Ohne Erfolg. Also blieb mir wohl oder übel nichts anderes übrig, als Carsten Herms anzurufen und um einen anderen Treffpunkt zu bitten. Ich würde ihm sagen, dass ich es nicht rechtzeitig schaffen würde. Hoffentlich war er noch zu Hause.
    Ich ließ die Schultern hängen. Desmond seufzte, drehte sich prüfend zu dem Wagen um und sah mich wieder an.
    »Also gut, ich beeile mich und fahr dich hin.«
    »Und dann?«
    »Dann gehen wir ins Holysmacks.«
    »Aber ich dachte, man kommt nur hinein, wenn man …«
    »Ich komme da rein.«
    »Oh.«
    Es war mir neu, dass Hausmeister einen Geschäftsausweis erhielten, offenbar galten hier andere Gesetze als zu Hause. Wieder einmal. Oder vielleicht war Desmond selbstständiger Unternehmer? Egal. Nun war ausschließlich wichtig, dass er die verdammte Kiste des Prokuristen rechtzeitig zum Laufen brachte und das Gelände verlassen konnte, ohne gleich seinen Job zu verlieren.
    »Gut, ich warte oben.«
    Er nickte, schnappte sich neues Werkzeug und machte sich wieder an die Arbeit. Ich wagte einen Blick auf seine Rückansicht, während ich mich in Richtung Ausgang bewegte, und knallte mit der Hüfte heftig gegen ein parkendes Auto. Natürlich sprang die verdammte Alarmanlage an. Ich überließ meinem Fluchtinstinkt die Kontrolle und sah zu, dass ich zurück in die Firma kam.
     
    Als Desmond zwanzig Minuten später auftauchte, verlor er keinen Ton über den Zwischenfall mit der Alarmanlage, sondern teilte mir lediglich mit, dass wir fahren konnten, nachdem er sich das Öl von der Haut geschrubbt hatte. Ich ignorierte Staceys Blicke und rauschte an ihr vorbei, ehe weitere Anweisungen auf mich einprasseln konnten.
    Kurz darauf lenkte Desmond den Wagen aus der Garage. Seine Hände leuchteten rot. Ich hatte mich in den Beifahrersitz gekuschelt und fühlte mich beinahe wohl. Am liebsten hätte ich meinen Kopf an Desmonds Schulter gelegt und die Augen geschlossen, doch das helle Stimmchen in meinen Gedanken verhinderte diese Art von romantischer Entspannung. Ich wusste, es würde erst Ruhe geben, wenn ich das Gespräch mit Carsten hinter mich gebracht hatte. Also betrachtete ich die vorbeiziehende Gegend und überlegte, ob dies die perfekte Gelegenheit war, um alle Fragen loszuwerden, die mir durch den Kopf schossen. Ich entschied mich dagegen, weil meine Konzentration auf andere Dinge gerade nicht die beste war. Also erzählte ich Desmond, dass ich in Kirstens Wohnung gewesen war, von ihrem schlechten Geschmack bei der Einrichtung und dem Chaos im Bad.
    Desmond urteilte nicht über meinen Hausfriedensbruch, sondern erklärte nur mit ruhiger Stimme, dass ich ein wenig leichtsinnig gewesen wäre. Ich wollte protestieren, hielt mich aber zurück. Zum einen war ich mit den Gedanken schon bei Carsten Herms und

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