Nicht menschlich Inc.
er sich liebend gern nur auf eine Sache konzentrieren. »Das kann ich dir wirklich nicht versprechen.« Er wischte sich beiläufig mit einer Hand über seinen nackten Unterarm und verschmierte die dunkle Linie zu einer ungleichmäßigen Fläche in Schmierölgrau. Magisch davon angezogen trat ich einen Schritt nach vorn und stolperte über die Ölkanne.
Desmond streckte eine Hand aus, als ich taumelte, berührte mich aber nicht. Vielleicht, weil seine Hände noch schwärzer waren als sein Arm.
»Alles okay?«
»Jaja, mir geht’s gut«, sagte ich schnell und stellte mich nach einem Blick auf die Uhr den harten Tatsachen. Mir blieb nichts anderes übrig.
»Kannst du mir dann verraten, wie ich zum Holysmacks komme? Und wie weit es ist?«
Endlich hatte ich es geschafft. Desmond wandte dem Auto seinen Rücken zu, betrachtete mich eingehend und runzelte seine Stirn. Eine Haarsträhne fiel ihm in die Augen und er blinzelte sie weg. Beinahe sah es aus, als ob er mir zuzwinkerte, nur etwas störte diesen Eindruck. Sein Blick war viel zu ernst.
»Was willst du dort?«
»Ich habe den Bruder von Kirsten Herms angerufen. Er will sich mit mir treffen.«
»Treffen, wozu?«
»Keine Ahnung. Aber besser, als wenn er mich mit wüsten Beleidigungen abgeschmettert hätte, weil ich plötzlich auftauche und mich nach seiner Schwester erkundige.«
»Und wie kommt er ausgerechnet auf diesen Schuppen?«
Oh, oh, Schuppen? Schon wurde ich unsicher. Hatte Carsten Herms mich aufgefordert, ihm in seinem liebsten Stripklub Gesellschaft zu leisten? Oder mich in das tiefste Getto der Stadt eingeladen?
Flehentlich sah ich Desmond an. »Er hat es einfach vorgeschlagen. Warum fragst du? Was stimmt damit nicht?«
Er zögerte und blickte sich um, obwohl sich außer uns niemand in der Tiefgarage unter dem Firmengebäude befand. Dann fasste er meine Hand, hinterließ dunkle Flecken auf meiner Haut und zog mich in eine Ecke. Unter normalen Umständen hätte sich jetzt Herzklopfen bei mir eingestellt, aber ich spürte nichts anderes als ein Zerren tief in meinem Magen. Die Unsicherheit hatte ihre kalten Finger nach mir ausgestreckt, hielt mich fest umklammert und alles andere von mir ab. Die Tatsache, dass ich mit einem der attraktivsten Männer, die ich jemals getroffen hatte, allein war, ging soeben völlig an mir vorbei.
Ich schickte Desmond einen flehenden Blick. »Sag mir bitte, dass dieses Smacks nicht die verruchteste Kneipe in der Gegend ist.«
Er drückte meine Finger. Es beruhigte mich, doch nicht genug.
»Nala, wir müssen einen Weg finden, wie du möglichst schnell möglichst viel über diese Seite der Portale erfährst. Es ist nicht gut, dass du so wenig über uns weißt.«
Da konnte ich ihm nicht widersprechen. »Denkst du, ich sollte dem Prokuristen und Stacey sagen, dass ich keine Kobolde und Teufel, sondern nur Menschen gewohnt bin?«
»Auf keinen Fall.« Er sah mich mit einer Eindringlichkeit an, die mir eine Gänsehaut bereitete. Er wirkte nicht bedrohlich, aber in seiner Mimik und all seinen Gesten lag eine Ernsthaftigkeit, die ich so von ihm nicht kannte.
»Das darfst du ihnen auf keinen Fall sagen«, betonte er.
»Warum nicht?« Ich flüsterte. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass sich etwas in meiner unmittelbaren Umgebung abspielte, über das ich unbedingt Bescheid wissen sollte und für das ich aus Unwissenheit blind war. In meiner Welt gab es die Mafia, die Freimaurer oder andere geheime Verbindungen mit ihren Aufgaben, Gerüchten und Verschwörungstheorien. Jeder wusste, dass sie existierten. Auf ihre Weise waren sie allgegenwärtig, aber die einzelnen Mitglieder oder die genauen Funktionen kannte man nicht. Was war mit ABM? Welche Ziele verfolgten der Prokurist oder die Firmenbosse, deren Namen ich nicht mal kannte?
Desmond lockerte seinen Griff und murmelte eine Entschuldigung, als ihm auffiel, dass er mir beinahe die Blutzufuhr abgedrückt hatte.
»Normalerweise sind alle Menschen, die von drüben kommen, Eingeweihte. Sie rutschen nicht durch einen dummen Zufall herein.«
»Ich bin nicht hereingerutscht, sondern eine E-Mail, und die habe ich nicht an ABM senden wollen«, entgegnete ich hitziger als sonst. »Ist das etwa strafbar?«
»Nein, ich vermute nicht.«
Er lächelte zwar nicht, aber immerhin entspannte sich die Atmosphäre wieder. Eine leichte Verbesserung. »Soweit ich weiß, ist das noch niemals vorgekommen. Ich kann nicht sagen, was passiert, wenn sie die Wahrheit über dich
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