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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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einfach zu ignorieren. Sie wollte dann zu viel auf einmal loswerden und ihr Hirn jagte verzweifelt Signale durch ihren Körper, die in dieser Geschwindigkeit nicht umgesetzt werden konnten. Zumindest nicht in logischen Verhaltensweisen oder gar gekoppelt mit Worten.
    Ich öffnete die Tür und trat ein. »Hallo«, brüllte ich vorsorglich und lauschte.
    Niemand antwortete, wunderbar. So konnte ich mich gefahrlos in die Küche begeben. Die Werkskantine, sollte sie existieren, hatte ich nämlich noch immer nicht gesehen und bis auf das Brötchen, das Desmond mir besorgt hatte, auch heute noch nichts gegessen.
    »Ich brauche auch etwas zu essen. Lass uns in die Küche gehen«, sagte ich und das nicht ganz ohne Hintergedanken. Wenn Kim den Mund voll hatte, konnte sie nicht so viele Fragen stellen. Die Gefahr, mich zu verraten, indem ich mir selbst widersprach oder nicht mehr weiterwusste, verringerte sich. Viel Essen, viel Kauen, wenig Worte.
    Hartnäckig ignorierte ich den Zettel an der Pinnwand, auf dem ich die geschwungene Schrift meines Vaters erkannte, öffnete den Kühlschrank und hielt die Nase hinein.
    »Hier!« Kim hatte den Zettel entdeckt. »Dein Vater schreibt, dass er Spaghetti mit Meeresfrüchten in den Kühlschrank gestellt hat.«
    In diesem Moment glitt mein Blick an dem Oktopusärmchen hinab, das über den Rand des riesigen Tellers baumelte. Das waren gut und gern zwei Portionen, aber Kim mochte Meeresfrüchte nicht. Hier versagte ihr Forscherdrang. Sie kannte nicht, was sie auf der Gabel hatte, und das machte sie misstrauisch.
    Das war nicht gut. Ich könnte zwar die einzelnen Viecher aus der Soße fischen, aber das würde Kim genügend Zeit verschaffen, um mich vor dem Essen auszuquetschen.
    »Kein Problem. Wir haben noch was im Tiefkühlfach.« Fast schon panisch griff ich danach, doch Kim kam mir zuvor und zog mich vom Kühlschrank weg.
    »Unsinn, ich mach mir ein Brot. Ich war heute mit meinem Vater essen . Du fällst nämlich gleich vom Fleisch, wenn du nicht sofort diese Nudeln isst.«
    »Aber …«
    Ehe ich mich versah, war besagter Teller in der Mikrowelle verschwunden und Kim saß mir mit Brot und Messer gegenüber.
    »Also erzähl!« Ihre Wangen leuchteten. »Wie ist es? Was musst du genau machen? Wie sind die Kollegen? Gefällt es dir? Gefällst du ihnen?« Während sie mich bombardierte, kratzte sie hektisch Butter auf ihr Brot.
    Ich entschied mich, das anzuwenden, was ich bei ABM gelernt hatte, und antwortete nur auf die letzte Frage. »Es sieht ganz so aus. Sie haben mir heute gesagt, dass sie mit meiner Arbeit zufrieden sind.«
    Das Kratzen hörte auf, das Messer schwebte einige Zentimeter über dem Brot. »Das ist gut. Und sonst?«
    Ich überlegte, wie ich Kim am besten ablenken konnte, ehe sie mich in eine Ecke drängte und ich die Wahrheit über ABM ausplauderte. Wobei es wahrscheinlicher war, dass Kim in Camlen übernachten würde, um das Dimensionstor in voller Aktion zu sehen, als dass ich bei einem Arzt landete.
    Die Mikrowelle signalisierte mir mit einem Schrillen, dass die Nudeln heiß waren. Es wirkte wie eine Massage für mein Hirn, denn plötzlich war sie da, die ultimative Köderidee. Ich stand auf, schnappte mir den kochend heißen Teller und balancierte ihn zum Tisch. In aller Seelenruhe kramte ich nach Löffel und Gabel und setzte mich bequem hin.
    Kim starrte mich ungefähr so an, wie ich den Prokuristen im ersten Moment beäugt hatte.
    »Nala!«
    Ich lächelte und spielte meine Karte aus. »Und sonst arbeitet in der Firma einer der attraktivsten Kerle, die ich jemals getroffen habe.«
    Ich sah es tief in ihren Augen aufblitzen und wusste, dass ich die richtige Taktik gewählt hatte. Interessiert beobachtete ich, wie Kims Bewegungen mechanisch wurden und sie Butter auf den Tisch strich, ohne es zu bemerken. »Erzähl.«
     
    Es war ein Leichtes, Kim für das Thema Desmond zu begeistern. Sie stellte sich ihn als eine Mischung aus He-Man und Kevin Bacon vor. Das lag nicht an meiner schlechten Beschreibung, aber sie hatte ein Faible für den Film »Footloose« und sah daher einen Teil von Kevin Bacon überall und in jedem Kerl, der ihren Weg kreuzte. Selbst der Gartenzwerg, der im Vorgarten meiner Oma Wache hielt, erinnerte sie an ihn. Ich korrigierte Kim nicht, was ihre Vorstellung von Desmond anging, obwohl sie seinen Augen und dem umwerfenden Lächeln damit unrecht tat. Aber ihre Begeisterung ließ sie alle restlichen Fragen vergessen, und ich hatte nichts dagegen, über

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