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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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seufzte schließlich, um meine Kapitulation kundzugeben. Mir war heute nicht mehr danach, zu kämpfen. »Also gut. Könnte ich einen Einkaufskorb haben?«
    Kim stürzte davon, um mir einen zu besorgen. Julie ergriff die Gelegenheit, um mich auf ihre Seite zu ziehen.
    »Manche Leute kombinieren noch immer die Pflegeprodukte unterschiedlicher Reihen miteinander. Das stammt aus einer Zeit, in der sich die Firmen auf eine bestimmte Produktart spezialisierten, entweder Säuberung oder Pflege, für das Haar oder für den Körper. Aber heutzutage achten bewusste Frauen darauf, dass alles aus einer Serie stammt und sich somit ergänzt. Das ist ratsam, denn viele Düfte harmonieren einfach nicht miteinander. Selbst Männer fangen an, sich daran zu halten, je nachdem, wie sie im Privatleben oder im Beruf ankommen möchten. Unsere Nase reagiert auch unterbewusst auf manche Dinge, weißt du? Es kann gut sein, dass ein Duftmix billig wirkt und das Gegenüber abstößt, ohne dass die Person weiß, warum.«
    Sie tippte an ihre Nase und blickte mich eingehend an. In diesem Moment kehrte Kim zurück und schwenkte den Metallkorb in ihren Händen so triumphierend, dass sie ein Mädchen am Oberarm traf. Wir alle zuckten zusammen, als die Kleine den Mund aufriss wie ein Vogeljunges und zu schreien begann. Julie machte Nägel mit Köpfen, lud meinen Korb voll, zog uns von dem infernalischen Lärm weg und direkt auf die Kasse zu. Ich ergab mich meinem Schicksal und beruhigte mich damit, dass ich einen Job hatte und mir diesen verschwenderischen Luxus leisten konnte.
    Erst beim Bezahlen wurde mir bewusst, was ich soeben alles kaufte: Shampoo für blondes Haar, Shampoo für Locken, Haarspülung, Haarkur, Tages- und Nachtcreme, Duschgel, Entspannungsbad, Gesichtsmaske, Handcreme, Reinigungsmilch. Ich wollte hier raus.
    »Ich muss dann weiter, heute Abend sollte mein erster Bericht fertig werden.« Ich trat schwer bepackt und mit einer Notlüge auf Kim und Julie zu.
    Kim umarmte mich. »Du Ärmste. Das Bad scheinst du wirklich zu brauchen.«
    »Genau das hatte ich vor. Nach dem Bericht.« Ich gähnte, um zu verdeutlichen, wie fertig ich wirklich war. »Wir sehen uns dann?«
    Julie nickte, während Kim ein wenig schuldbewusst wirkte.
    »Hast du was dagegen, wenn ich noch hierbleibe? Ich meine, wenn du nun baden magst?«
    »Unsinn, ich nehme schnell den Bus. Mach dir noch einen schönen Tag. Ich ruf dich an.«
    Wir umarmten uns nochmals, und ich war entlassen.
     
    Zurück zu Hause hörte ich bereits an der Tür die aufgedrehte Stimme meiner Mutter. Alessia telefonierte und gab dabei ganz die Grande Dame . Ihre Stimme wechselte Höhen und Tiefen. Sämtliche Endungen wurden bis auf den letzten Buchstaben betont, als befände sie sich bei einem Filmcasting und müsste die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen präsentieren. Dazu kamen musicalartige Sequenzen. Kein Zweifel, sie telefonierte mit ihrer neuen besten Freundin, die diesen Status besaß, seitdem meine Mutter für das Onlinemagazin textete und sich an einem kleinen, aber feinen Pool an Gleichgesinnten ergötzte.
    »Ach Schätzchen, das ist eine fabelhafte Idee. So etwas kannst auch nur du dir ausdenken. Das wird sich sicher einfach nur großartig lesen.« Nach einer kurzen Pause kam ein »Ich muss auflegen, ich drück dich ganz fest.«, dann wurde das Gespräch beendet.
    Meine Mutter hatte mich gehört.
    Wie die gute Fee eines Designers fegte sie kurz darauf um die Ecke, ein bis auf den kleinen Zehennagel perfekt gestylter Traum.
    »Nala.«
    »Hallo.«
    Ich lächelte und wollte den Ablenkungsversuch starten, sie nach der Herkunft des Gebildes aus Chiffon und Seide zu fragen, das ihren Körper umhüllte, doch sie war schneller.
    »Endlich bekomme ich dich zu Gesicht. Gestern Abend warst du sofort auf deinem Zimmer. Wie ist denn die neue Arbeit? Was machst du da genau? Und wie viel verdienst du eigentlich?« Sie fasste mich am Handgelenk und zog mich ins Wohnzimmer, Richtung Sofa.
    »Ich …«
    In diesem Moment entdeckte sie etwas, das alle ihre Fragen unwichtig werden ließ.
    »Warum hast du denn bitte so etwas an?« Sie zupfte mit spitzen Fingern an meiner Hose. Ihr Tonfall schwankte zwischen Missbilligung und Verwunderung.
    Vor mir lag ein Gang über glühende Kohlen. Ich ließ mich auf das weiche Sofa schubsen und sah zu, wie meine Mutter in die Kissen sank. Selbst diese Bewegung sah bei ihr elegant aus.
    Noch konnte ich bei der Wahrheit bleiben. »Ich bin viel im Außendienst

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