Nicht menschlich Inc.
mir etwas einfallen lassen, um den Riegel auf der Innenseite hochzuziehen. Das konnte nicht so schwer sein. Alles, was ich tun musste, war, ein Seil oder eine Schnur zu finden und diese dann zu einer Schlaufe zu formen.
Ich wollte gerade von der Fensterbank springen, als ich Stimmen hörte. Zwei, ein Mann und eine Frau, beide ganz in der Nähe.
Ich fluchte lautlos. Ich konnte doch nicht einfach als Nichtanwohner nach vorn spazieren – erst recht nicht, wenn Frau Poll sich unter den Neuankömmlingen befand. Was, wenn es Nachbarn von Kirsten waren und sie beschlossen, ein wenig zu gärtnern oder es sich auf dem Rasen gemütlich zu machen?
Die Stimmen kamen näher. Mir brach der Schweiß aus. Ich musste unbedingt hier weg, wenn ich nicht ausgefragt oder, schlimmer noch, angezeigt werden wollte. Der einzige Weg, um ungesehen zu bleiben, führte durch Kirstens Wohnung.
Verzweifelt sah ich mich um und überlegte. Mein Haar trug ich heute offen, also konnte ich schon einmal kein Haarband benutzen, um den Innenriegel des Fensters zu bewegen. Ein Haar oder eine ganze Strähne wäre dafür weder stark noch lang genug. Zudem hatte ich keine Lust, mit einer blutenden Kopfwunde den Rückzug anzutreten.
Gerade, als mein Mut auf dem Boden aufschlug, kam mir so rasch ein Geistesblitz, dass ich zusammenzuckte und beinahe abgerutscht wäre. Das war es!
Vorsichtig stieg ich von der Fensterbank hinunter und fummelte, als ich sicher auf den Füßen stand, unter meiner Kleidung herum. Dabei ließ ich die Umgebung nicht aus dem Blick. Es wäre schlimm genug, mich beim Hausfriedensbruch zu erwischen. Noch schlimmer wäre es, wenn ich dabei halb entblößt war. Zum Glück kamen die Stimmen nicht näher.
Schließlich löste sich der Haken. Ich zappelte ein wenig herum und hielt dann meinen Büstenhalter in den Händen. Ich kletterte wieder auf die Fensterbank und ließ ihn durch den senkrechten Fensterspalt gleiten. Dafür benötigte ich mehrere Versuche, doch schließlich hatte ich die Schlaufe eines Trägers um den Griff platziert. Ich fasste das Körbchen fester und zog.
So ein Stück Unterwäsche konnte sehr elastisch sein. Letztlich stand ich auf Zehenspitzen, die Hand hoch über den Kopf haltend, und schimpfte lautlos vor mich hin, weil ich heute nach der guten Marke gegriffen hatte. Ware vom Grabbeltisch, deren Träger sich wie harte Pappe in die Schultern bohrten, wäre für diese Aktion weitaus besser geeignet. Endlich rührte sich der störrische Hebel. Erst leicht, dann bewegte er sich ein ganzes Stück zur Seite.
In diesem Moment hörte ich Schritte auf dem Rasen. Sie kamen direkt auf mich zu. Ich konnte meinen Herzschlag in den Ohren wummern hören. Der Träger meines BHs rutschte bedenklich über den glatten Metallgriff nach oben. Verzweifelt zog ich ein letztes Mal ruckartig an, ehe das Gummi mir endgültig entgegenflutschte.
Es funktionierte! Mit einem verhaltenen Knacken beugte sich der Griff meinen weiblichen Argumenten und bat mich herein. Ich wagte nicht zu atmen, als ich das Glas aufdrückte, in das Zimmer kletterte, mir dabei das Knie anstieß und das Fenster so schnell wie möglich hinter mir schloss.
Kaum hatte ich die Gardinen wieder ordentlich vorgezogen und mich geduckt, als die Silhouetten zweier Personen draußen vorbeizogen. Stimmen klangen dumpf zu mir herab, dann herrschte erneut Stille. Trotzdem wartete ich einige Minuten, ehe ich mich vorsichtig aufrichtete, die Gardine ein winziges Stück zur Seite zog und nach draußen schielte.
Es war niemand zu sehen.
Ich atmete tief aus, schlüpfte aus meinem Shirt und beeilte mich, mein Outfit wieder zu vervollständigen. Beschwingt von meinem Einbruchserfolg machte ich mich auf, um die Wohnung noch einmal zu erkunden. Mittlerweile wusste ich, was ich zu tun hatte. Als Erstes musste ich die Zimmer sichern, sprich: feststellen, ob ich allein war. Das ging schnell. Danach kontrollierte ich die Wohnungstür. Sie war wirklich verschlossen. Ich hob vor Freude beide Hände in die Luft und schüttelte sie wie die Siegerin beim Sport. Es konnte losgehen.
Ich ging systematisch vor. Raum für Raum kontrollierte ich Schränke, wühlte durch Papiere und Briefe, sah mir Buchdeckel und CD-Cover an und kniete mich hin, um unter Tische, Bett und das Sofa zu gucken. Ich fand nichts Verdächtiges, nichts Auffälliges und nichts, das darauf hinwies, dass Kirsten sich in diesem Moment zwischen braun gebrannten Muchachos rekelte. Der Gedanke an einen Sonnenurlaub brachte
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