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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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Foto kannte, weil sie verschwunden war. Mein Vorgänger fühlte sich von ihr eingeschüchtert und verließ die Firma. Etwa ihretwegen?
    »Hat er sich mit den anderen gut verstanden? Mit Stacey zum Beispiel?«
    Natalies Augen wurden so rund wie Murmeln. »Er hatte Respekt vor Stacey, so wie wir alle. Sie ist auch wirklich eine tolle Frau. Ich weiß, sie kann sehr streng sein, aber sie ist vor allem gerecht.«
    Ah, da hatte ich eindeutig jemanden aus dem Lager der Teufelsanhänger vor mir. Ich überlegte, was ich sie noch fragen konnte, immerhin schien sie sehr redefreudig zu sein, als schwere Schritte den Gang entlang und genau auf uns zu kamen. Natalie schreckte zusammen und griff nach dem nächstbesten Gegenstand, einem Kugelschreiber, doch es war zu spät. Der feuerrote Haarschopf war unverkennbar.
    »Natalie«, donnerte die Mutter des Prokuristen und baute sich wie eine Naturgewalt vor uns auf. Heute trug sie wallende violette Gewänder, die sie noch imposanter wirken ließen. »So bringt Stacey dir also bei, am Empfang zu arbeiten? Ist denn auf diese Frau gar kein Verlass?« Sie spuckte die Worte hervor, als handelte es sich um Stücke eines faulen Apfels, in den sie versehentlich gebissen hatte.
    Natalie schüttelte den Kopf, nuschelte etwas und nahm Platz. Mich beachtete die wütende Frau nicht weiter, und so verabschiedete ich mich hastig, als ich eine Gestalt am anderen Ende des Ganges bemerkte. Ich hastete auf Desmond zu. »Ich hab dich schon gesucht.«
    Er griff wortlos und unauffällig nach meiner Hand und zog mich zum Ausgang. Nicht liebevoll, dafür energisch. Meine Hand in seiner gefiel mir, und so lief ich lammfromm neben ihm her, bis wir draußen und somit außer Hörweite waren.
    »Puh.« Ich war erleichtert, der tobenden Walküre entkommen zu sein. »Ich habe gerade Natalie kennengelernt, und sie ist ganz angetan von Stacey. Das klang nicht so, als würde sie Leute entführen, weil sie auf deren Ruhm scharf ist. Trotzdem, sie könnte von ihr eingeschüchtert worden sein. Wie auch immer, viel Zeit bleibt uns nicht, aber ich habe mir bereits Staceys Adresse notiert«, plapperte ich drauf los und klopfte auf meine Handtasche. »Es passt gut, weil ich einen neuen Auftrag vom Prokuristen habe. Wir fahren erst dorthin und können im Anschluss bei Stacey vorbeischauen.«
    Desmond brummte leise. Er wirkte unschlüssig, seine Augen verdunkelt. Ich hoffte, dass er keinen Rückzieher machte. Ich wusste, er half mir nur, weil ich mich nicht ausreichend mit der Gnom- und Koboldfraktion auskannte. Er fühlte sich für mich verantwortlich. Wäre ich Kim, hätte ich seine letzten Bedenken zur Seite gewischt, indem ich die hilflose Blondine gemimt hätte. Aber ich war nicht Kim, also wartete ich ab.
    »Ich weiß noch immer nicht, was du dir genau davon versprichst«, sagte Desmond schließlich. »Aber fahren wir.«
    In diesem Moment ging die Fahrstuhltür auf und er trat ein. Offenbar bereute er mittlerweile seine Ritterrolle, denn die holde Jungfer, die es zu beschützen galt, entwickelte absonderliche Wünsche und Vorstellungen. Ein wenig tat er mir leid, aber davon durfte ich mich nicht beeinflussen lassen. Ich nahm mir vor, es wieder gutzumachen, und beeilte mich, ihm zu folgen.
    Während der Autofahrt sprachen wir nicht viel. Es war ein seltsames Gefühl, denn da war diese Spannung zwischen uns, die niemals ganz verschwand, und der ich nun nicht nachgeben durfte, weil wir sonst einen Unfall bauen würden. Doch sie wurde von meinem Vorhaben überdeckt wie von einem Schatten.
    Ich hatte Desmond die Notiz mit Staceys Adresse in die Hand gedrückt und mich zuerst auf den krankgeschriebenen Telefonisten konzentriert. Der Auftrag war schnell erledigt, weil der junge Mann mit einem so frischen Gipsarm die Tür öffnete, dass es auf dem Foto wirkte, als wäre er bis zur Schulter in überirdisches Licht getaucht. Ehe ich Zeit damit verbringen konnte, aufgeregt zu sein, waren wir schon unterwegs zu der Frau, deren Haare verdächtig nach Kirstens Pflegeserie rochen.
    Ich vermied genaue Blicke auf die vorbeiziehenden Geschäfte, um mich nicht durch merkwürdige Warenangebote ablenken zu lassen. Eine Schaufensterfront erweckte allerdings meine Aufmerksamkeit und brachte mich auf eine Idee.
    »Kannst du bitte anhalten?« Ich klang hektisch und sehr höflich zugleich, sodass Desmond wirklich die nächste Parklücke ansteuerte. Ich sah auf die Uhr. Die Rückfahrt konnte ich dazu nutzen, mir eine gute Ausrede einfallen zu

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