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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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lassen. »Ich bin sofort wieder da«, rief ich und sprintete auf den Drogeriemarkt zu. Vorbereitung war das A und O, und dies war die passende Gelegenheit.
    Das Sortiment in den Regalen ähnelte auf den ersten Blick dem mir bekannten , wenn auch die Produktnamen mir nichts sagten. Der Zeitdruck im Nacken unterdrückte meine Neugierde, und so hetzte ich zielstrebig durch die Gänge. Ich hatte Glück und fand die Regalreihe mit den Haarpflegeprodukten schnell. Dort entdeckte ich das mir bereits bekannte Sesamöl-Kirsch-Zimt-Shampoo, aber auch andere Sorten. Unzählige, um genau zu sein. LaBrock bot seiner Bevölkerung weit mehr Duftnoten als die Märkte in meiner Welt es jemals getan hatten .
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich drehte mich um und sah in das höflich-genervte Gesicht einer Frau in einem weinroten Kittel.
    Ich winkte ab. »Nein danke, alles in Ordnung.«
    Ich sah zu, dass ich den Ausgang erreichte. Ich hatte gefunden, was ich wollte. Bei einer solchen Auswahl war die Wahrscheinlichkeit, dass Stacey und Kirsten ein und dasselbe Shampoo benutzten, nicht übermäßig groß.
    Kaum ließ ich mich in den Beifahrersitz fallen, fädelte sich Desmond wieder in den Verkehr ein.
    »Ich musste nur etwas nachschauen. Sind Kirsten und Stacey eigentlich privat befreundet?«, erkundigte ich mich.
    »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen«, antwortete er nach kurzem Überlegen. »Sie waren auf der Arbeit immer sehr höflich zueinander.« Er machte eine Pause. »Also nicht gerade freundschaftlich. Und über Privates haben sie nie geredet.«
    Das bedeutete, sie konnten sich nicht ausstehen. Ich notierte diesen Punkt auf meiner Gedankenliste und musste Alessia zugestehen, dass sie mit ihrer Konkurrenztheorie eventuell doch nicht falsch lag. Unwahrscheinlich, dass die Mädels sich untereinander Ohrringe liehen oder Shampoos empfahlen. Im Gegenteil. Denkbarer war, dass die eine ganz schnell auf Apfel oder Birne umgestiegen wäre, wenn sie das eigene Produkt an der anderen erschnuppert hätte.
    Ich hob zufrieden das Kinn und überlegte, ob ich Desmond diese Überlegungen mitteilen sollte. Da er aber noch immer nicht glücklich wirkte, ließ ich ihn in Ruhe. Wobei ich es bedauerte, dass er unsere gemeinsame Zeit mit Schweigen füllte.
    Wir verließen die Innenstadt und fuhren stadtauswärts, bis wir einen Vorort erreichten, der zu den besseren Gegenden in LaBrock zählen musste. Anders als der Stadtteil, in dem Kirsten wohnte, waren die Straßen hier von imposanten Baumalleen und weißen Häusern gesäumt.
    Ehe ich etwaigen Neid auf Staceys Wohnlage ausleben konnte, ließen wir diesen Reichtum wieder hinter uns. An die Siedlung schloss ein stetig dichter werdender Wald. Zwischen den Bäumen blitzte hier und da Mauerwerk hindurch, an manchen Stellen teilten Einfahrten die grünbraune Landschaft. Manche waren mit schmiedeeisernen Toren geschützt, andere wirkten wie verbreiterte Trampelpfade.
    »Wirf mal einen Blick auf die Straßenkarte«, bat mich Desmond und ging vom Gas, um das nächste Straßenschild zu lesen. »Wenn ich mich recht erinnere, muss die Straße hier irgendwo sein.«
    Ich angelte nach dem Plan und versuchte, mich darauf zu orientieren. Schließlich hatte ich gefunden, was ich suchte.
    »Wir müssen zurück und in die Querstraße einbiegen, an der wir gerade vorbei sind. Die fahren wir bis zum Schluss, dann links.«
    Desmond vollführte eine Wendung in nur einem Zug und erzeugte eine Fontäne an Erde und Steinchen, als er wieder beschleunigte. Kurz darauf erreichten wir laut Karte unser Ziel. Ich warf Desmond einen verdutzten Blick zu.
    Hier draußen war nichts.
    Wo der Wald zuvor noch bewohnt gewirkt hatte, schienen sich hier Fuchs und Hase Gute Nacht zu sagen. Es passte wunderbar zu Staceys Image als Massenmörderin, das ich mir als eine Möglichkeit zurechtgelegt hatte. Ich musterte meine Schuhe. Allzu hoch waren die Absätze nicht, dennoch ungeeignet für eine Odyssee über Waldboden und durch Moorgruben.
    Desmond fuhr Schritttempo und sah sich um, seine Augenbrauen bildeten beinahe eine durchgehende Linie. »Siehst du irgendwo eine Einfahrt?«
    Ich schüttelte den Kopf und ließ das Fenster ein Stück herab. Vielleicht hörten wir etwas – rufende Menschen, brüllende Kinder. Doch es war totenstill bis auf die üblichen Waldgeräusche. Und gerade das Rascheln und Knacken im Unterholz kam mir plötzlich wie eine Drohung vor. Ich ließ das Fenster wieder hochfahren und beäugte den Knopf daneben. Vielleicht

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