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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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sollte ich ihn einfach nach unten drücken. Die Welt draußen wirkte wie eine ideale Kulisse, um verfolgt, ausgeraubt und getötet zu werden. Unwillkürlich rückte ich ein Stück näher an Desmond heran.
    Wir entdeckten die schmale Passage zur selben Zeit. Es war nicht mehr als eine Stelle, an der die Äste der Bäume ein wenig weiter auseinanderklafften, doch ich bildete mir ein, etwas dahinter zu sehen. Hell, hoch und sehr massiv. Es war ein Haus, und wenn ich mich nicht täuschte, eines von der teureren Sorte.
    Im Gegensatz zu mir wirkte Desmond nicht erleichtert, dass unsere Suche ein baldiges Ende haben sollte. Im Gegenteil, er runzelte die Stirn, seine Lippen waren weiß, so sehr presste er sie aufeinander, und die Schatten unter seinen Augen kamen mir tiefer vor, wenn er so ernst aussah wie jetzt. Sein Fuß trat das Gaspedal durch und der Wagen schoss nach vorn.
    Ich wurde in den Sitz gepresst. »Ähm«, leitete ich meinen Protest ein, »da hinten war etwas. Wir sollten eventuell …«
    »Ich weiß.«
    Sein Tonfall erschreckte mich. Von der Vertrautheit zwischen uns war nicht mehr viel geblieben. Ich wollte mir gerade ein Herz fassen und ihn fragen, was los war, als er das Lenkrad zur Seite riss und den Wagen zwischen den Bäumen parkte.
    Ohne ein weiteres Wort stieg er aus.
    »Okay«, murmelte ich und beeilte mich, ihm zu folgen. Wenn ihm der Sinn so sehr nach einem romantischen Spaziergang stand, hätte er zumindest vorher fragen können. Vielleicht sogar mit einem Lächeln im Gesicht.
    Als ich aus dem Auto kletterte, stellte ich erfreut fest, dass es von der Straße aus kaum zu sehen war. Die Bäume bildeten an dieser Stelle eine natürliche Haltebucht, die durch zwei breite Stämme begrenzt war. Man bemerkte uns erst, wenn man sie passierte und zufällig in diese Richtung sah.
    Schweigend trotteten wir auf den Durchgang zu, an dem wir zuvor vorbeigebraust waren. Ich starrte auf Desmonds Rücken, er dachte nicht daran, langsamer zu laufen, damit ich zu ihm aufholen konnte. Der Geruch nach feuchter Erde und Gräsern umhüllte mich. Über uns stieß ein Eichelhäher seinen heiseren Ruf aus, eine Warnung vor Eindringlingen an die übrigen Tiere des Waldes. Ich bemühte mich, nicht auf größere Äste zu treten, und warf regelmäßig Blicke über die Schulter. Es war absolut ruhig, abgesehen vom Vogelgezwitscher oder meinem Keuchen, weil ich versuchte, mit Desmonds Tempo mitzuhalten. Er bewegte sich weit lautloser als ich.
    Endlich lief er langsamer, spähte durch die Zweige vor sich und bog sie dann auseinander, damit ich hindurchschlüpfen konnte. Auch wenn er verstimmt war, hatte er seine Höflichkeit nicht vollständig im Auto zurückgelassen. Ich wollte an ihm vorbeigehen, als mir etwas ins Auge fiel. Auf einem grauen Begrenzungsstein, der zuvor vom Grün verdeckt worden war, prangte in verschlungenem Gold die Ziffer Eins .
    Ich strich mit den Fingern über die Oberfläche. Sie war kalt und glitschig vom Moos.
    »Wir sind richtig«, wisperte ich und lächelte in dem Versuch, die Situation zu entspannen.
    Desmond nickte knapp und wies mich mit einer ungeduldigen Geste an, weiterzugehen. Allmählich ärgerte mich sein Verhalten. Was war plötzlich mit ihm los? Mühsam lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf den Weg. Er verbreiterte sich zu einer imposanten Auffahrt. Sie war zu beiden Seiten von Laternen gesäumt, die mich an Jahrhunderte erinnerten, die schon längst vergangen waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses Anwesen von Staceys ABM-Gehalt bezahlt werden konnte. Wahrscheinlich lebte sie mit ihrem Freund zusammen, der ein gut gefülltes Konto besaß, oder ihre Eltern waren äußerst spendabel.
    Nach zwei weiteren Hecken und einer Bodensenke, die mich fast zu Fall brachte, kam das Haus am Ende des Weges in Sicht.
    Es war gigantisch.
    Falls es symmetrisch gebaut war, sah ich von meiner Position aus nicht mal die Hälfte. Es erinnerte an einen alten Landherrensitz mit Türmchen an den Ecken. Beinahe erwartete ich, eine Flagge über den Mauern flattern zu sehen. Die Fassade war sandfarben, mit länglichen Fenstern und Erkern. Ein breiter Balkon zog sich vor der oberen Etage entlang, eine perfekte Kulisse für Romeo und Julia.
    Vor dem Haus lief die Auffahrt in einem mit weißem Kies versehenen Rund aus, in dessen Mitte ein Blumenbeet angelegt war. Eine rotblühende Staude ragte hoch in den Himmel.
    Vor dem Haus parkten mehrere Autos. Sie alle waren silbern und wirkten ausnahmslos teuer.
    Obwohl

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