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Nicht ohne Beruf (German Edition)

Nicht ohne Beruf (German Edition)

Titel: Nicht ohne Beruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Derado
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Krieg von einer gemeinsamen Freundin erfuhr.
    Wenn Waltraud, wie gesagt, auch nicht die  Hellste war, so hatte sie doch andere, sehr humane Qualitäten. Waltraud sei bei den Nazis als Lageraufsicht verpflichtet wo rden, in einem Lager voller Mütter mit Kleinkindern.  Waltraud mit ihrem weichen Gemüt ging mit den Insassen freundlich um und tröstete sie in ihrem Leid. Offenbar wurde sie jedoch durch ein Oberlicht beobachtet, gerügt und zur Rede gestellt.
    Waltraud soll geantwortet haben: „Ob Jud’ oder Christ, alles sind Menschen! Ich bin so erzogen.“
    Das hätte sie Kopf und Kragen kosten können.
     
     

D er Zweite Weltkrieg
     
    Fünf Jahre war ich bei dem Chirurgen beschäftigt. Dann wirkte sich der schreckliche Zweite Weltkrieg auch auf unsere Arbeit aus. Dr. Arnold wurde als Kriegsarzt nach Bad Köthen eingezogen. Die Praxis wurde leidlich noch von Prof. Rosenthal, einem Spezialisten für Gaumendeformationen und Hasenscharten geführt. Doch das Attribut „nicht-arische Großmutter“ versagte ihm die Weiterführung.
    Frau Dr. Arnold hatte ihre kleine au sschließlich Frauenpraxis. Das war separat und hatte mit uns nichts zu tun.
    Wir, das Personal ohne Chef, gammelten so herum. Dr. Arnold wollte uns nicht fre igeben, um bei seiner Rückkehr wieder alles wie gehabt vorzufinden. Das war kein Zustand. Mehr als Malerdreck wegzuputzen und Abschreiben oder dergleichen war nicht zu tun.
    So begab ich mich zum Arbeitsamt.  Dort bearbeitete eine nette Schwester die Abte ilung „Gesundheitswesen“. Ihr trug ich mein Anliegen vor.
    Eines Tages traf eine Überprüfung von dort in der Praxis ein. So fanden sie uns gerade mit Kopftuch und Putzeimer vor. Bei me inem nochmaligen Ersuchen beim Arbeitsamt sagte mir die nette Schwester: „Gehen Sie zur LVA (Vertrauensärztlicher Dienst der Landes-Versicherungs-Anstalt) im Haus der AOK (Allgemeine Ortskrankenkasse). Die brauchen Arztschreibkräfte.“
    Meine Vorsprache lohnte sich. Der stel lvertretende Obervertrauensarzt diktierte mir in die Schreibmaschine. Flott und mit allen medizinischen Wörtern vertraut, bestand ich die Prüfung und durfte einsteigen.
    Ein Zipfel Glück wartete auf mich: Im Röntgen fehlte eine Kraft und da ich en tsprechende Praxis nachweisen konnte, durfte ich mich dort gleich häuslich niederlassen. Die bislang einzige Assistentin war überfordert. Wir verstanden uns blendend! Sie kam aus einer begüterten Familie, aber ich weiß nicht, woher.
    Es war 1942 tiefste und karge Krieg szeit. Wenn sie von ihren Wochenendfahrten montags zum Dienst kam, brachte sie ein „Haferl“ oder Henkelmann mit, gefüllt, wie sie sagte,  mit „Nudeln mit ein bisschen Bütterchen.“
    Mit Kriegsbeginn war auch die Butter knapp geworden. Alles war auf Marken knapp zugeteilt. Wir gingen in der Umgebung über die Dörfer, und versuchten bei Bauern ein „Bütterchen“ zu kaufen.
    Mittags begab sich alles, was einen He nkelmann, Kochgeschirr, hatte ins Labor und wärmte überm Bunsenbrennern sein Essen auf. In der Kantine hätte man dies auch im Wasserbad besorgen lassen können, aber vor der Mittagszeit.
    Bei der LVA kam es mir, verglichen mit meiner früheren Praxis-Tätigkeit, wie E rholung vor! Die Arbeitszeit war geregelt. Bei Dr. Arnold stand oft gerade noch kurz vor Feierabend ein Patient mit gebrochenem Arm an der Tür. Auch die Quartalsabrechnung, die alle drei Monate fälligen Krankenkassen-Abrechnungen, wurden abends erledigt.
    Zwar fingen wir in der LVA früh pünktlich an, um sieben oder halb acht, aber dafür war 14 Uhr Dienstschluss. Die stellvertretende Abteilungsleiterin, die Männer waren ja im Krieg, passte streng auf, dass wir früh pünktlich eintrafen.
     
    Bei unseren Sonntagsbesuchen unterhielt meine Uta Omis Gäste mit allen möglichen Vorführungen. Aus Annas Schlafzimmer kam Uta in immer wechselnden Verkleidungen und spielte Theater oder sagte etwas auf.
    Schon lange bevor sie in die Schule kam, konnte sie rechnen.
     
    Als wir gemeinsam „konditern gehen“, uns in einem Café in der Stadt treffen wollten, saß ich aus einem Missverstän dnis in der falschen Konditorei. So wurde mir später von der stolzen Omi erzählt, wie Uta einen älteren Geschäftsmann am Nebentisch mit ihren Rechenkünsten unterhielt und verblüffte.
    Im Herbst 1942 wurde Uta eingeschult.
    Da in meiner Volksschule, der Roten Schule, Militär lag, musste ich  gemeinsam mit Manfred hinaus nach Möckern tippeln. Ich war noch fünf, und meine kleinen Beine

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