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Nicht ohne Beruf (German Edition)

Nicht ohne Beruf (German Edition)

Titel: Nicht ohne Beruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Derado
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Es lag Schnee, was in Leipzig am Heilig Abend kaum der Fall ist. Unterm Weihnachtsbaum stand der heimlich gewünschte Schlitten. Aber er hatte seine Macken!
    Er war wohl aus frischem Holz gezimmert und konnte nicht geradeaus fahren. Die hämischen Bemerkungen der Dorfkinder auf dem Rodelberg waren mir sicher!
     
    Den Wechsel der Jahreszeiten auf dem Lande, auf einem Bauernhof, ist für ein Großstadtkind sehr beeindruckend.
    Im Winter wurden auf dem großen Küche ntisch Federn geschlissen, vom Kiel abgestreift, für Kissen. Dabei wurde gesungen und viel Lustiges erzählt.
    Blöd war im Frühjahr, die matschigen Kartoffeln zu sortieren in Saatgut, Schwein efutter,  und die Speisekartoffeln zu entkeimen.
    Für die jungen Gänse musste ich Bren nnesseln pflücken, zwei Benerte voll, Henkelkörbe so groß wie Eimer. Jeden Tag war ich von oben bis unten gebrannt! Na, vielleicht gut gegen Rheuma. So sagt man doch.
    Zu Ostern besuchten mich Mutti und Vati gemeinsam und schliefen in Müllers Eh ebetten. Am Ostersonntagmorgen quetschte ich mich zu ihnen. Das einzige Mal mit beiden Eltern im Bett.
    Mutti stand bald auf und ich sang Vati das Lied vor, auf das mir der Lehrer eine Drei gegeben hatte. Ein langes Lied mit vielen Strophen: ‘Was macht der Fährmann‘ Nach Beendigung meines Gesanges war Vatis Einschätzung:„Der Lehrer ist blöd – oder unmusikalisch.“
    So etwas tut gut!
    Aufgabe der Eltern sollte es ohnehin sein, das Selbstwertgefühl ihrer Kinder gege nüber den Lehrern zu stärken!
     
    Bei der Heuernte konnte mich keiner ersetzen: Ganz oben unter dem Scheunendach, wo sonst keiner hinkam, da konnte nur ich kleiner Mensch das Heu ‚banzen‘, festtreten, damit viel eingelagert werden konnte.
    Spielgefährten hatte ich keine während der Zeit. Müllers liebten es nicht, Fremde auf dem Hof zu haben. Wohl auch wegen der politischen Lage. Die Adoptivtochter durfte auch nie zu den Treffen der braunen J ugendgruppen, HJ oder BDM,  gehen.
    Zu essen gab es an normalen Tagen mei stens Kartoffeln und Quark oder Bratkartoffeln mit Rührei. Jedenfalls vorwiegend. Mutti ärgerte, dass ich dafür so viel arbeiten musste, weil sie doch Müllers meine Lebensmittelkarten ablieferte und obendrein noch für meinen Aufenthalt bezahlte.
    Wohl deshalb brachte Mutti mich nach den Sommerferien nicht wieder zu Müllers, sondern zu den Eltern einer Kollegin nach Bernsbach bei Aue im Erzgebirge.
    Erwähnen muss ich, dass mir während meiner Röntgentätigkeit die Gelegenheit geboten wurde, in Berlin eine Prüfung abzulegen. Ich konnte also während der Kriegszeit das ersehnte Papier in Empfang nehmen, wenn auch nur als Med-Techn. Gehilfin. Den Titel einer MT-Assistentin bekamen jene, die bereits mit Radium Bestrahlungen durchgeführt hatten.
     
    Jedenfalls hatte ich für alles, was da kommen sollte, ein Dokument in den Händen. Zum ersten Mal etwas Schriftliches!
    Daraufhin bekam ich Order, in Dresden bei der Hauptstelle LVA für drei Wochen auszuhelfen. Ich nehme an, das war eine Art Bewährung. Denn als ich von Dresden zurückkam, wurde mein Gehalt e rhöht.
    Medizinisches Personal wurde auch an der Ostfront benötigt, und viele alleinstehende Frauen wurden so zum Kriegsdienst eingezogen. Als sie dann von den Kamp ftruppen der Russen überrollt wurden, ging es allen sehr übel, und viele haben auch nicht überlebt.
    Oft habe ich gedacht, dass mir Uta durch ihre bloße Existenz vielleicht das Leben gerettet hat.
     
    Es gab Lebensmittelkarten, nicht nur für Fett, Fleisch, Backwaren, sondern auch für Textilien und Tabakwaren. Nun hatte im Dienst jeder seine Nase irgendwo drin. Eine Kollegin kannte auch junge Männer von der Fliegerstaffel. Bei ihnen konnte ich als Nichtraucherin meine Tabakration gegen Speck eintauschen, den die Flieger von Norwegen mitbrachten. Unsere ausgemergelten Magen waren aber davon gar nicht entzückt, zumal der Speck so fettig war und nach Fisch schmeckte. Die Schweine wurden vermutlich mit Fischmehl gefüttert. Aber alles Essbare war willkommen!
     
    Über Weihnachten 1944 war ich daheim in Leipzig. Ich wartete immer gespannt auf die Ansage im Radio: Tiefflieger über Hannover-Braunschweig. Da wusste ich, dass ich nicht ins Bett musste, weil sowieso gleich Fliegeralarm gegeben wurde.
    Der Luftschutzkeller hatte richtig Atm osphäre bekommen. In einem größeren Kellerraum stand jetzt ein runter Tisch, auf dem wir Karten- und Würfelspiele bis zur Entwarnung spielen konnten.
    Dass Mutti mich nach

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