Nicht ohne Beruf (German Edition)
überall nachgefragt, wie und wo ich Hilfe bekommen kann. Ich habe Broschüren über die tolle Pflegeversicherung von allen möglichen Organisationen gestapelt und studiert: BarmerEK, Diakonie, Rotes Kreuz. Schlauer bin ich dadurch nicht geworden. Papier ist geduldig, aber wenn Handeln angesagt ist, stehst du ganz schön allein im Regen.
Thomas erkannte schon vor Jahren: „Wenn es mal hart auf hart kommt, dann ist nur auf die Familie Verlass!“
‚Die jungen Senioren pflegen die alten S enioren‘ ist das eigentliche Rezept aller Gesundheitsreformen.
Allen Frauen kann ich nur raten, sorgt rechtzeitig für liebevollen Nachwuchs! B ehandelt eure Kinder ein Leben lang so freundlich und hingebungsvoll, dass sie, wenn ihr später mal flach liegt, es euch mit gleicher Münze lohnen.
Ro mi hat mit viel Liebe und Aufopferung ihre Tochter großgezogen. Das kommt ihr nun zugute.
Auf einem Briefen twürfe steht: „Ja, ja, eine intakte Familie ist Gold wert! Dies genieße ich auch, sonst wäre ich wohl nicht so uralt geworden. Das wirkt wie Medizin.“
Die einzige Alternative zum Altwerden ist nun mal jung sterben. Aber da verpasst man ja so viel Schönes!
Rentner-(un)ruhezeit
Der Einstieg ins Rentenalter ist schwierig. In 40 Jahren Röntgendienst hat man sich an seinen tägliche Rhythmus gewöhnt. Und was kommt dann?
Morgens beim Aufwachen fragst du dich: „Wie krieg ich den Tag über die Runden?“
Nun, ich hatte ja meine Enkelkinder und ging als Omi bei Uta ein und aus. Hin und wieder sprang ich auch mal für eine Woche ein, wenn sie wegfuhr.
Einmal fuhr ich mit an die dalmatinische Adriaküste. Uta hatte noch Urlaub und blieben noch. Mit den Kindern fuhr ich zurück nach München. Tanja musste zur Schule, Thomas ging in den Kindergarten.
Auch Frankreich : Drei Wochen war ich ganz in Familie.
In meiner Eigentumswohnung in München-Neuperlach hatte ich den Mieter schon wissen lassen, dass ich als Rentner selbst einziehen würde. Trotz Herzknacks packte ich meinen Hausrat in Kartons. Meine Wohnung in München war dicht an einem Park gelegen. Ich war guten Mutes.
Doch plötzlich überkam mich Panik. Ich weiß nicht warum. Ich habe dann anfangs mehr bei Uta geschlafen als in der eigenen Wohnung. Richtig einleben konnte ich mich in Neuperlach nie.
Um Anschluss zu finden, nahm ich jede Gelegenheit wahr. Dadurch lernte ich doch ein paar nette Senioren kennen und traf mich mit denen zum Kartenspiel. Im Sommer fuhren wir da zu oft an den Starnberger See und suchten einen passenden Tisch.
Erich lebte mit Rena in Köln und hatte als Vertreter hin und wieder in meiner Nähe zu tun. So kam er öfters vorbei.
Als Rena in den 70ern starb , Elsa war auch schon tot, befürchtete Uta, er wollte mich nun als Lückenbüßer an Land ziehen. Sie stellte rasch klar: „Vati, die Mutti kriegst du nicht! Die brauchen wir noch als Omi für Tanja und Thomas!“
Um zu meiner Schwester Dora nach Leipzig zu fahren, musste ich den Zwangsumtausch von 25 DM pro Tag erstatten. Aber auch ihr als Rentnerin stand nichts im Wege. So ließ ich sie zu mir kommen. Die Luft in München war besser.
Eines Tages las ich in der Zeitung: Auf dem Gelände des alten Schwabinger Bahnhofes würde eine Wohnanlage entstehen. Mir stach das sofort ins Auge.
Nachdem wir die Baupläne gesehen hatten, nahm Uta mit der Baugesellschaft Kontakt auf und der Kaufvertrag wurde unterschrieben. Kurz vor Weihnachten 1984 zog ich ein. Die Wohnung hat drei Räume, Bad, WC und Küche.
V or meinem Einzug hatte ich noch mit Dora die Wohnung besichtigt. Sie freute sich auf ihr eigenes Zimmer beim nächsten Besuch. Doch leider erlebte sie das nicht. Sie starb an einer heimtückische Erkrankung, Lymphdrüsenkrebs. Für mich ein Schock!
20 Jahre ist es nun, dass ich hier wohne, ganz in der Nähe von Uta und Familie. Das ist die Freude meines Alters, auch an den Enkeln und Urenkeln, wenn sie hier sind. Was will ich mehr!
Vom ersten Augenblick an habe ich mich hier wohlgefühlt und bin noch heute glüc klich, hier zu wohnen. Ein kleiner See liegt genau vor meinem Balkon. Wie im Urlaub!
Mit dem Fahrrad ist Uta in zehn Minuten bei mir.
Hier feierten wir 1988 erstmals mit meinem Neffen Rolf und seiner Familie und mit Kerstin aus der DDR Geburtstag.
Zum 75. (Melodie: Sabinchen war ein Frauenzimmer)
Am 8. September Neunzehndreizehn
Erblickte Klein-Leni die Welt.
Um die war es trotz König und Kaiser
Nicht gar so
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