Nicht ohne Beruf (German Edition)
links hohe Be rge. Ich wünschte, der Zug möge aus dieser Enge wieder herausfahren. Aber es blieb so.
S tockfinster war es, als ich ankam. Nachdem ich mich an der Pforte gemeldet hatte, führte mich eine Schwester zu meinem Quartier, einem kleinen Zimmer in einer Villa.
Am nächsten Morgen Begrüßung, Meldung in der Verwaltung, und der B etrieb begann. Die Geräte waren vertraut und bald fühlte ich mich wohl und sagte mir, es passt.
Nur der Chef, Dr. Ne., ein Raubein! Er war als Brüller bekannt.
Anfangs als Aushilfe gedacht, wurde mir nach ein paar Tagen gesagt, dass ich fest angestellt werden könnte. Meine Zusage machte ich von einer günstigen Wohnmöglichkeit abhängig. Ich musste etwas kämpfen, aber schließlich mit Erfolg.
Wir waren zu dritt in der Wohnung im Personalhaus. Jede hatte ein nett möbliertes Zimmer. Leider hatten wir kein Bad. Aber die Toilette mit einem Waschbecken mit Kaltwasser in der Wohnung, das war verglichen mit Leipzig ein Fortschritt.
In der Küche ein großes Spülbecken. Die Räume wurden mit Öl beheizt, das uns zugeteilt wurde. Und alles spottbillig. Ich glaube, monatlich 25,-- DM wurden uns angerechnet. Das Gehalt wurde nach Tarif berechnet, so konnte ich viel sparen.
Später erhielt ich eine Zweiraum-Neubau-Wohnung, die ich selbst möblierte.
An den Wochenenden ohne Bereitschaft sdienst fuhr ich nach München zu Uta.
Im selben Jahr wie wir musste auch Elsa, unterdessen von Erich geschieden, mit ihren drei Kindern und neuem Mann in den Westen. Als letzter ging dann Erich von Berlin nach Köln, wo er noch im August 1958 Rena heiratete, eine frühere Freundin von Elsa. Seit Lützener Zeiten hatte sie mit ihnen gelebt und die Kinder betreut.
Rena war sieben Jahre älter als Erich; aber als Unverheirateter bekam er keine Anste llung.
Jahre später, Elsa war Fachärztin für O rthopädie in Bad Aibling in Bayern und Erich mit Rena gerade zur Kur im selben Ort, wollte er mal alle an einem Tisch haben. Er musste eben alles haben!
So lud er uns alle zum Essen ein – alle drei Frauen und vier Kinder, dazu Elsas Mann. Der Wirt staunte nicht schlecht und b ewunderte Vati, wie er das hingekriegt hatte, ohne dass sich die Frauen untereinander in die Haare kriegten.
Nachdem Uta 1963 ihr Chemie Studium mit der Promotion abgeschlossen hatte, lud sie mich von ihrem ersten Gehalt zu einer Schwedenreise ein.
In Katrineholm hatte Ut a ein e Freundin aus dem Studentenheim. Bei Marianne und ihrer Mutter, war unser Standplatz. Um Stockholm ausgiebig kennen zu lernen, durften wir einige Tage in Mariannes Studentenbude Quartier nehmen. Dann ging es in einem kleinen Auto zu fünft (noch eine Freundin aus Münchner Studentenzeiten war gekommen) auf große Rundreise durch Schweden und Norwegen.
Oft wurde in „Wandererheemen“, einer Art Jugendherberge – aber auch für Alte – übernachtet. Alles waren für mich einmalige Erlebnisse.
Ein Jahr später, im Sommer 1964, entschloss sich Uta, für einige Zeit als „post-doc“ nach Amerika zu gehen.
Mit dem Schiff von Bremerhaven sollte sie über den großen Teich entschweben. Am Tag der Abreise hatte ich sie noch mit der Bahn bis zum Hafen begleitet.
D ann kam der Augenblick der Trennung. Das Riesenschiff, die „Berlin“, einer der letzten deutschen Passagierdampfer, in dem Uta verschwand, gab sein Abfahrtssignal, drehte ab und entfernte sich immer mehr, bis nur noch ein kleiner Punkt zu sehen war. Ich heulte wie ein Schlosshund. Wieder einmal fühlte ich mich wie die Glucke, die ein Entenküken ausgebrütet hatte. Das schwamm jetzt über den Ozean.
Allein fuhr ich zurück, um mich in die A rbeit zu stürzen.
Während der Zeit, da Uta in Amerika war und mein Umzug in die kleine Wohnung bevor stand, hatte ich ja freie Wochenenden, an denen ich früher nach München gefahren war. Ich holte mir von meiner Verwaltung die Erlaubnis, in der Vorweihnachtszeit einen Job nebenher anzunehmen.
Mir bot sich die Gelegenheit an den A dventsamstagen in einem Kaufhaus in der Elektro-Abteilung zu helfen.
Kamen Gastarbeiter in meine Abteilung, die mich vom Krankenhaus her kannten, staunten sie sehr. Ein Spanier fragte: Oh, senorita, nix mehr hospitalia?“
„Oh doch!“, musste ich lachen.
Der Umsatz war hoch. Bezahlen ließ ich mich teils mit Geld, teils mit Ware, die ich für meine neue Wohnung benötigte.
Uta hatte in
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