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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. McKevett
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antwortete sie, als sie die Tür aufstieß und in den Flur hinaustrat.
    Ja, sicher, sie freute sich auf ihr nächstes Zusammentreffen und die weisen Botschaften, die er ihr so großzügig übermitteln würde... genauso wie sie sich auf Senilität, Arthritis, ein Gebiß und das Tragen einer Gummihose aufgrund einer altersbedingten Blasenschwäche freute.
    Ja... Wirklich super! Sie konnte es kaum erwarten.

» Ich sage Ihnen doch ... Sie können jetzt nicht mit Hank reden! Er ist herzkrank und fühlt sich nicht gut .«
    Savannah stand auf der hinteren Veranda eines baufälligen alten Hauses — an der Vordertür hatte niemand geantwortet- und betrachtete die Frau des Hausmeisters durch den Fliegendraht. Heute war definitiv einer jener Tage, an dem jeder ihr das Leben schwer machte — der Cousin des Hundes ihres Onkels eingeschlossen. Die Frau war groß, sie füllte mit ihrer Körpermasse, die aus ebensoviel Muskeln wie Fett bestand, fast den Eingang aus. Savannah entschied, daß sie keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung innerhalb von 24 Stunden hatte und warf ihr einen besonders duldsamen Blick zu.
    »Ich verstehe, Mrs. Downing. Ich bin sicher, daß er sehr aufgeregt ist nach dem, was er heute morgen gesehen hat. Aber dies ist eine Untersuchung in einem Mordfall, und ich muß mit ihm reden...jetzt, nicht später. Ich werde langsam und rücksichtsvoll vorgehen, das verspreche ich. Mein Vater hat ebenfalls ein Herzleiden, und ich weiß, wie ich Mr. Downing behandeln muß. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen .«
    Savannah konnte förmlich spüren, wie ihre Zunge schwarz wurde, noch während sie diese glatte Lüge aussprach. Sie hatte ihren Vater nie gekannt und deshalb auch keine Ahnung, ob er Herzprobleme hatte oder nicht. Aber es klang gut, und sie rechtfertigte ihre Lüge genauso wie alle anderen, die sie im Zuge ihrer Pflichterfüllung ausgesprochen hatte.
    Großmama Reid hatte trotzdem recht: Irgendwann würde es sie einholen. Wenn sie es am wenigsten erwartete, würde ihre Zunge schwarz werden, zusammenschrumpfen und ihr aus dem Mund fallen, wie sie es vorausgesagt hatte. Gott erwischte einen schließlich immer.
    »Nun... also gut«, sagte Mrs. Downing etwas nachgiebiger. Sie stieß die Fliegentür einen Spalt weit auf und winkte sie mit einem Finger herein. »Kommen Sie rein, und setzen Sie sich an den Küchen tisch .«
    »Danke, Mrs. Downing«, sagte sie gnädig und dachte, daß die Sünde wahrscheinlich deshalb ein solch beliebter Zeitvertreib war, weil man damit häufig so viel Erfolg hatte. »Ich danke Ihnen sehr .«
    Während die alte Frau davonschlurfte, um ihren Mann zu holen, zog Savannah einen der Aluminiumstühle hervor und setzte sich auf das zerborstene Kunstleder in rotem Perlmuttdesign. Sie lächelte und dachte an Omas Eßecke, die so ähnlich ausgesehen hatte. Oma hatte sie gekauft, als Savannah zehn Jahre alt gewesen war, und sie fand, daß dies die schönste Eßzimmereinrichtung auf der ganzen Welt war.
    Ihre Erinnerungen wurden zudem von dem durchdringenden, vertrauten Geruch angeregt, der von einer Schüssel inmitten des Tisches emporstieg. In guter alter Südstaatentradition enthielt diese bunte Schüssel Gurken- und Zwiebelstücke, etwas frischen Dill und Petersilie, die in einer Lösung aus Essig, Wasser und einer winzigen Prise Zucker schwammen. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, und sie mußte sich beherrschen, nicht in die Schüssel zu langen und sich ein Stück herauszustibitzen. Denn Wenn sie das tat, dann würden sie sicherlich den Essig riechen. Eine Beamtin im Staatsdienst mußte auf solche Dinge achten.
    In ihrem nostalgischen Traum gefangen, blickte sich Savannah im Zimmer um, fast erwartete sie, die Katzenuhr ihrer Großmutter zu sehen, mit Katzenschwanzpendel und mit Bergkristallaugen, die sich bei jedem Ticken von rechts nach links und wieder zurück bewegten. Aber bei der Eßecke und der Marinade hörten die Ähnlichkeiten auch schon auf. Omas Küche war immer fleckenlos gewesen, das Geschirr war gespült und weggeräumt, die Küchengeräte blitzten, und auf dem Trockner lag immer ein makelloses weißes Tuch, auf dem ein Korb mit frischem Obst und verschiedenen Süßigkeiten stand.
    Die einzigen sichtbaren Lebensmittel in Mrs. Downings Küche waren die getrocknete rote Masse auf den schmutzigen Tellern, die sich auf der Arbeitsplatte und in der Spüle stapelten. Aber Savannah machte sich nicht die Mühe, ein Urteil darüber zu fällen, sie hatte schon

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