Nicht ohne meine Schokolade
wir beide unsere Köpfe zusammenstecken, dann könnten wir seiner Glückssträhne ein Ende setzen.«
»Sie meinen... wir sollten gemeinsam Vorgehen?« Allein der Gedanke erregte und verwirrte sie. Die Möglichkeit, so viel Zeit mit ihm zu verbringen, war verlockend. Geradezu köstlich. Aber der Profi in ihr warnte sie, immer nur einen vorsichtigen Schritt auf einmal zu tun. Trotz all seines Charmes blieb die Tatsache, daß sie nichts über Ryan Stone wußte. Es war genausogut möglich, daß er ihr letzte Nacht eins übergebraten hatte. Was sie daran erinnerte...
»Sie sagten, daß Sie vielleicht wüßten, wer mich niedergeschlagen hat. Ich wäre sehr an seinem Namen und seiner Adresse interessiert.«
Er grinste. »Das glaube ich gern. Aber ich fürchte, so zuvorkommend kann ich nun auch wieder nicht sein. Würden Sie sich mit einer Personenbeschreibung zufriedengeben?«
»Ob ich das würde?« Sie setzte sich im Bett auf, ihre Augen brannten, dann stöhnte sie und sank in die Kissen zurück. »Ja, ich würde. Ich hätte gern eine Personenbeschreibung. Denn wenn ich xhnjemalszu fassen bekomme, dann prügle ich ihm den Rotz aus der Nase. Ich bin jetzt Zivilistin, und ich darf so etwas tun... solange ich mich nicht erwischen lasse.«
Ryan lachte, dann wurde er wieder ernst. »Dann probieren Sie das doch mal mit folgendem Individuum... groß und mager, etwa eins neunzig, achtzig Kilo, langes, ungepflegtes blondes Haar, das oben schon dünner wird, Ziegenbärtchen, Heavymetal-T-Shirt...«
»Etwa fünfunddreißig, Vorderzähne fehlen, trägt eine schwere Kette als Gürtel?«
»Ja, Sie kennen ihn?«
Wie flüssiges Feuer pulsierte das Adrenalin durch ihren Körper.
»Ich kenne ihn. Das ist der Knilch, der behauptet hat., meinen Camaro kaufen zu wollen. Dieser Hurensohn! Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, dann werde ich ihm den Rest seiner popeligen Zähne so weit in den Rachen hineinschlagen, daß er mit seinem Arschloch kauen kann!«
» Wo habe ich denn nur diese Wärmflasche hingetan ?« fragte Savannah, während sie die diversen Schubladen, den Schrank und alle Winkel im Gästezimmer durchsuchte. Sie hoffte, daß entweder etwas Kaltes oder Heißes — sie hatte sich entschlossen, beides auszuprobieren — gegen die Schwellung an ihrem Hinterkopf und gegen den höllischen Schmerz helfen würde.
»Eines Tages, das schwöre ich, werde ich mich organisieren. Dann werde ich auch damit aufhören, Selbstgespräche zu führen wie eine alte Frau.«
Zum zehnten Mal in den letzten Minuten warf sie einen Blick auf das ungemachte Bett, den Beweis dafür, daß Atlanta zumindest die Nacht hier verbracht hatte. Sie hatten seit ihrem großen Streit nicht mehr miteinander gesprochen — nicht so richtig zumindest. Die Stimmung zwischen ihnen war ungemütlich frostig gewesen, ihre Unterhaltungen formell und übermäßig höflich.
Soweit sie wußte, hatte Atlanta noch nicht einmal mitbekommen, daß sie verletzt worden war oder die Nacht nicht zu Hause verbracht hatte. Savannah hatte um zehn Uhr morgens vom Krankenhaus aus angerufen, um ihre Abwesenheit zu erklären, aber es war niemand ans Telefon gegangen. Sie hatte eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, aber diese war immer noch auf dem Gerät gewesen, als sie nach Hause kam.
Und immer noch kein Lebenszeichen von Atlanta.
Savannah versuchte, jetzt nicht daran zu denken und schon gar nicht in Panik zu geraten. Bei Gott, ihr Kopf konnte keine weitere Anstrengung mehr ertragen. Aber der Gedanke, daß ein so hübsches und naives Mädchen wie Atlanta in Südkalifornien herumlief, flößte ihr eine Heidenangst ein. Es war nur eine Frage der Zeit, in welchen Schlamassel sie als erstes hineingeriet.
Aha! Da war sie, in der hintersten Ecke der unteren Toilettentischschublade. Die Allzweck-Wärmflasche, Flasche für kaltes Wasser, für Einläufe, für Spülungen. Sie hatte sie seit Jahren nicht benutzt, deshalb wirbelte etwas Staub hoch, als sie sie zusammen mit ihren Zusatzteilen herauszog.
Gerade als sie die Schublade wieder schließen wollte, fiel ihr etwas ins Auge — eine flache goldene Schachtel. Eine sehr hübsche Geschenkschachtel, aus der an der Seite etwas Stoff herausragte.
Was war das? Ein lang vergessenes Geschenk? Sie verstaute ihre Klamotten ja häufig an den unmöglichsten Orten, um sie später wiederzufinden und sich an ihrem »neuen« Schatz zu erfreuen.
Ein Stück schwarzer Spitze, das herausguckte, deutete daraufhin, daß es sich um etwas
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