Nicht ohne meine Schokolade
seines Avanti mit einer Babywindel polierte. Ray hatte recht, das Auto war unglaublich.
Andererseits schien Duke seine körperliche Arbeit auf Autos beschränkt zu haben. Er trug einen Spitzbauch vor sich her, der über seinem Gürtel hing und beinahe seine riesige N. R. A.-Gürtelschnalle — er war also Mitglied der rechtsgerichteten National Recovery Administration — verdeckte. Er hatte an diesem Bauch wohl schon eine ganze Weile gearbeitet. Er sah aus, als hätte er die Sechzig langsam überschritten. »Oh, tatsächlich?« fragte sie und folgte ihm durch seine Werkstatt, wo er eine Handvoll Wattebäusche aus einem Glas nahm.
»Ja, dieser andere Gentleman war vor etwa einer Stunde hier und hat das gleiche gefragt: >Wo ist der Kerl mit dem Hawk?< Ja, genau das hat er mich gefragt, wie Sie.«
Mit einem Stöhnen beugte er sich herunter und streckte ihr sein bemerkenswert ausladendes Hinterteil entgegen. Er begann, die kleinen Staubpartikelchen zwischen den Felgen mit den Wattebäuschen zu reinigen.
Gütiger Gott, dachte Savannah, so gewissenhaft bin ich ja noch nicht mal bei meinen eigenen Ohren.
»Wie hat der Mann ausgesehen?« fragte sie und hatte das Gefühl, die Antwort schon zu kennen.
»Der Typ mit dem Hawk oder der Gentleman, der nach ihm gefragt hat?«
»Beide.«
»Nun der eine sah erheblich besser aus als der andere. Der Typ mit dem Hawk... na, der sieht aus, als ob er mal von einer großen Georgia-Kiefer heruntergefallen ist und auf seinem Weg nach unten jeden einzelnen Zweig gestreift hat. Aber der andere... na, den würden Sie mögen. Er ist einer von den großen, dunklen und gutaussehenden Kerlen mit guten Manieren. Ein richtiger Frauentyp. Und Sie hätten sehen sollen, was der für einen Wagen fuhr! Es war ein...«
»Ein Bentley.«
»Ja, stimmt. Woher wissen Sie das?«
»War nur eine Vermutung«, antwortete sie trocken. Es schien, daß Ryan Stone ihr die ganze Zeit einen Schritt voraus war. Und wenn man die Länge seiner Beine in Betracht zog, dann war das eine ganze Menge. »Was ist mit dem anderen? Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?«
Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber ich muß Ihnen das gleiche sagen, was ich schon dem Gentleman mitgeteilt habe. Der Typ gehört nicht zum Studebaker Club. Er hat nie darum gebeten, aufgenommen zu werden, und wir haben ihn auch nicht gerade dazu aufgefordert. Wir können mit Abschaum wie dem in unserem Club nichts anfangen. Außerdem ist es eine zum Himmel schreiende Schande, wie er den Hawk behandelt hat. Er ist genauso abstoßend wie sein Besitzer.«
»Wissen Sie, wo er wohnt oder arbeitet?«
»Nein. Ich sehe ihn hier nicht so häufig.«
»Haben Sie eine Vorstellung, wie ich ihn finden könnte?«
Duke sah zu ihr hinauf, plötzlich war er mißtrauisch. »Sie wollen ihn aber dringend finden, Lady. Was hat er angestellt? Hat er sich aus dem Staub gemacht, nachdem er etwas ausgefressen hatte?«
»Lassen Sie uns einfach nur sagen, er hat mich angegriffen, und ich möchte jetzt den Ausgleich schaffen.«
»Junge, Junge, man höre sich das mal an.« Er warf die benutzten Wattebäusche in den danebenstehenden Abfalleimer. Savannah hätte fast erwartet, daß er jetzt die Zahnseide herausnehmen und damit den Kühlergrill bearbeiten würde. »Ich sage Ihnen eins, wo Sie und ich herkommen, da gibt’s nicht so viel Gemeinheit wie hier. Wir regeln alles selbst, jawohl. Und zwar sofort. Dann passiert’s nicht nochmal. Ein Mann gibt sich einfach nicht mit dem Weibsbild eines anderen ab, das heißt, er tut’s höchstens einmal.«
Savannah war nicht unbedingt seiner Meinung. Sie konnte sich durchaus an einige Fälle von »Gemeinheit« erinnern, trotz selbsternannter Gesetzeshüter wie Duke Wallace. Aber sie dachte, es sei im Augenblick wohl besser, ihre Meinung für sich zu behalten. Die Rebellenflagge an der Wand der Garage und die N .R. A.-Gürtelschnalle sprachen für sich.
»Hier haben Sie meine Telefonnummer«, sagte sie und gab ihm eine ihrer alten Visitenkarten, auf der sie die Nummer des Reviers mit ihrer Durchwahl durchgestrichen und ihre Privatnummer darübergeschrieben hatte.
»Sie sind von der Polizei?« fragte er erwartungsgemäß überrascht.
»Nein. Früher war ich es.«
»Meine Güte... ich konnte mich nie mit dem Gedanken anfreunden, daß Frauen Polizisten werden. Schien mir irgendwie nicht richtig zu sein.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Aber Sie scheinen mir eine wirklich nette Lady zu sein, deshalb werde ich tun, was ich
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