Nicht ohne meine Schokolade
Wiedersehen klang, und legte den Hörer auf die Gabel.
Savannah brauchte Ryans neumodische Rückruffunktion nicht, um zu wissen, wer am anderen Ende der Leitung gewesen war. Aber wenn sie ihre Schwester jetzt schon wieder zur Rede stellte, dann würde die Kleine nur noch bockiger. Atlantas Überzeugung, daß Savannah nichts anderes als ein komischer Freudenkiller war, würde sie automatisch dazu verleiten, alles, was ihre große Schwester ihr verbot, einfach herrlich zu finden.
Außerdem hatte Savannah noch einen Joker namens Dirk im Armel, und er hatte versprochen, vorbeizukommen und Savannah dabei zu helfen, ihrer Schwester eine Dosis Realitätssinn zu verabreichen.
»Ich erwarte einen Gast«, sagte Savannah so lässig wie möglich. »Bitte geh nach oben und zieh dich an.«
»Ich bin angezogen«, murmelte sie und griff nach der Fernbedienung. Sie schaltete auf MTV um, legte ihre bloßen Füße auf den Tisch und starrte düster auf den Bildschirm.
»Du bist nicht angezogen. Du trägst meinen Bademantel. In Zukunft würde ich es vorziehen, wenn du wenigstens fragst, bevor du dir meine Sachen ausleihst. Jetzt geh bitte nach oben, und zieh das aus. Mein Partner, Dirk, wird jeden Augenblick vorbeikommen, und da du den Mann noch nie gesehen hast, halte ich es nicht für besonders ladylike, wenn du ihn in Unterwäsche begrüßt.«
Atlantas Lethargie verschwand, und sie sprang vom Sofa auf. »Oh, entschu-u-uldige vi-ielmals! Ich wußte nicht, daß du auf deine alten Tage auch noch knickerig geworden bist. Hier hast du deinen blöden alten Bademantel.«
Sie stand inmitten des Wohnzimmers, riß sich den Bademantel vom Leib und warf ihn Savannah vor die Füße. Sie trug lediglich einen winzigen Slip und einen ebenso kleinen BH, als sie herumwirbelte und die Treppen hinaufstapfte.
Als sie über ihren anfänglichen Schock hinweggekommen war, fiel Savannah auf, daß sich Atlantas Hautfarbe verändert hatte. Normalerweise war sie eher hell, hatte eine elfenbeinfarbene Haut wie Savannah. Aber jetzt sah sie eher orange als elfenbeinfarben aus, und die Farbe war fleckig und ungleichmäßig. Besonders auf ihrem Hintern, den sie auffällig hin und her wiegte.
»He, ‘lanta«, rief Savannah, die dem Drang nicht widerstehen konnte. Das Mädchen war fast an der obersten Stufe angelangt; Savannah konnte nur noch ihre Füße sehen, die mitten im Schritt innehielten. »Toller Selbstbräuner, den du dir da gekauft hast. Aber dein Arsch ist voller Striemen. Vielleicht solltest du noch etwas mehr von diesem orangefarbenen Zeug draufschmieren.«
Die Füße stampften die letzte Stufe hinauf und den Flur entlang. Die Tür des Gästezimmers wurde so fest zugeschlagen, daß das ganze Haus erzitterte. Aus den Augenwinkeln sah Savannah, wie Cleopatra und Diamante zur Hintertür hinauseilten. »Feiglinge«, rief sie ihnen hinterher. »Ihr vertragt wohl die Hitze nicht, oder?«
Sie klaubte ihren Bademantel vom Boden hoch, liebkoste den Satin einen Augenblick lang, dann legte sie ihn liebevoll über ihren Lieblingsstuhl und genoß einen kurzen, aber lebhaften Traum, der sich um Ryan Stone drehte. Sie stellte sich vor, ihn mit einem Paar Seidenstrümpfen an ihren Bettpfosten zu fesseln und den Satin langsam über seinen nackten Körper gleiten zu lassen. Eine besondere Gelegenheit. Ja, sie brauchte eine besondere Gelegenheit. Dringend.
Alternative elektrische Utensilien brachten es einfach nicht mehr. Wenn diese Trockenzeit anhielt, würde sie sich einen Vorrat an Batterien zulegen müssen.
Sie ließ sich auf das Sofa sinken, schaltete das Fernsehgerät aus, hob den Hörer ab und wählte Beverly Winstons Nummer. Sie verabredete mit ihr einen Termin für den darauffolgenden Tag, um sie über ihre Fortschritte zu informieren. Savannah entschloß sich, weder den kleinen Schlag auf ihren Hinterkopf noch die Spur, die in Richtung Eric Bowman führte, am Telefon zu erwähnen. Sie würde warten, bis sie Beverly Auge in Auge gegenüberstand, um ihre Reaktion abschätzen zu können. Nicht, daß Beverly Winston besonders aufschlußreiche Reaktionen an den Tag legte. Das Gegenteil war eher der Fall.
Kaum, daß Savannah aufgehängt, sich zurückgelehnt und die Augen einen Augenblick lang geschlossen hatte, ertönte ein schneidiges Klopfen an der Tür.
Dirk hatte die Munition mitgebracht. Sie seufzte, eine müde Kriegerin. »Seht euch vor, ihr Ungeheuer, ob zu Land, zu Wasser oder in der Luft«, sagte sie. »Jetzt beginnt die zweite Runde.«
»Ich
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