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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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in die Hand und ich rühre mechanisch in der Tomatensoße. Ich wusste gar nicht, dass Tomatensoße so gut duften kann!
    »Hey, junger Mann, gut siehst du aus!« Arnes bassige Stimme hallt durch den Flur.
    »Oh, Danke schön«, sagt Chris kokett.
    Arne lacht.
    »Eigentlich meine ich ja den Hund.« »Schon klar«, höre ich Chris nuscheln und drehe brav den Kochlöffel im Uhrzeigersinn durch die Soße. Einen Moment später stürmt Earl in die Küche, gefolgt von Arne. Chris, der hinter dem Tierretter steht, leckt sich theatralisch über die Lippen und blinzelt mir zu. Ich werde rot. Tomatensoßenrot.
    »Hi«, piepse ich.
    »Das duftet ja lecker«, sagt Arne und stellt seinen schwarzen Koffer ab. »Hallo, Tanja, hallo, Rolf.«
    ›Das hat alles Rolf gekocht‹, will ich sagen, doch der schiebt sich vor mich, verpasst mir mit dem Ellbogen einen Schubs und streckt Arne die Hand hin.
    »Willkommen, edler Retter des Earl of Cockwood, an unserer bescheidenen Tafel. Jungfer Tanja bereitet das Mahl, darf ich euch derweil auf einen Becher einladen?«
    Arne zeigt seine schneeweißen Zähne und lacht. »Gerne!« Aus der Medizintasche holt er zwei Flaschen Rotwein und gibt sie Rolf. Der reicht sie weiter an Chris.
    »Knappe, öffne diesen köstlichen Trank!« Chris kichert.
    »Ich würde aber erst mal gerne nach dem Patienten sehen«, verkündet Arne. »Tanja, hilfst du mir?«
    Ich erstarre. Al dente. Wie die Nudeln, die noch ins bereits köchelnde Wasser müssen. Zack! Wieder verpasst Rolf mir einen Schubs.
    »Äh, ja, gerne«, stammle ich und mein Blick saugt sich an Arnes Grübchen fest. Ich würde gerne noch ganz woanders saugen. Aber erst einmal ist der Patient dran. Und der scheint Böses zu ahnen – von Earl ist keine Spur zu sehen. Arne und ich schleichen aus der Küche und erwischen den Mops eben dabei, wie er sich in Rolfs Zimmer stehlen will.
    »Pommes!«, rufe ich. Earl macht auf der Hacke kehrt und saust auf mich zu.
    »Alle Achtung«, grinst Arne. Ich hieve den Hund auf die Couch. Arne stöpselt das Stethoskop in seine Ohren, und während ich Earl mit Streicheleinheiten ablenke, kümmert unser Tierarzt sich um die Vitalfunktionen des Mopses. Rolf schaut besorgt zu.
    »Im Prinzip ist wohl alles in Ordnung«, sagt Arne schließlich. »Allerdings solltest du mal checken lassen, ob der gute Earl vielleicht ein kleines Problem mit dem Herz hat.«
    »Herzschwächen sind bei Hunden ein weit verbreitetes Phänomen«, ergänze ich.
    »Bravo, Frau Kollegin.« Arne nickt anerkennend. Danke, Wikipedia und alle Hundeseiten im Internet, dass ich das vorhin noch schnell nachlesen durfte! Überhaupt weiß ich jetzt eine Menge mehr über Earls Organismus. Die Pommesorgien werden wohl bald der Vergangenheit angehören. Ist nicht gut für einen Hund.
    »Ist das schlimm?« Rolfs Miene verdüstert sich.
    »Aber nein«, sagen Arne und ich wie aus einem Mund.
    »Das kann man medikamentös sehr gut in den Griff bekommen. Die Tiermedizin ist da fast so gut ausgestattet wie die Humanmedizin, wenn nicht sogar besser.«
    Rolf stößt erleichtert die Luft aus, als er Arne zuhört. Der fummelt derweil in seinem Köfferchen und fördert schließlich ein Pillenglas zutage.
    »Ich hab euch mal ein paar Tabletten mitgebracht, die die Anfälle unterdrücken sollten.« Arne lässt die Epilepsiepillen im Glas klackern. »Es kann jederzeit sein, dass der gute Earl noch mal so einen Anfall hat, da solltest du vorbeugen.«
    Rolf nickt.
    »Mach dir keine Sorgen«, sage ich und kraule Earl hinter dem Ohr. Ich weiß selbst nicht so genau, zu wem ich das sage – zu Hund oder Herrchen? Aber beide schauen mich aus großen Augen an.
    »Phenobarbital ist ein erprobter Wirkstoff«, zitiere ich aus Wikipedia und bin selbst erstaunt, dass mein verkatertes Hirn dieses Wort behalten konnte. Ich heimse noch einen anerkennenden Blick von Arne ein und lasse meine grün schillernden Lider flackern. Arne gibt mir das Gläschen. Unsere Fingerspitzen berühren sich und, ja, es ist wie in einem kitschigen Roman: Mich durchzuckt ein elektrischer Schlag. Die Berührung dieser paar Millimeter Haut geht mir durch und durch. Arnes Augen blitzen.
    »Frau Kollegin, sehr gut«, sagt er und zieht langsam seine Finger zurück. »Und welche Dosierung würden sie empfehlen?«
    Bingo. Erwischt. Keine Ahnung. Tanja fliegt gleich auf.
    »Öhäm«, mache ich.
    »Stößchen!« Chris rettet mich, denn er balanciert ein Tablett mit vier Gläsern Prosecco zu uns. Rolf schnappt sich ein Glas und

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