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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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meinen Träumen habe ich mir immer vorgestellt, mit einem Bruder oder einer Schwester darüber reden zu können.
    Tränen treten mir in die Augen. Chris wedelt entsetzt mit einem Kleenex.
    »Pass auf, das Mascara!«, ruft er und beginnt, wie wild in meinem Gesicht herumzutupfen. Ich schniefe laut. Rolf steckt den Kopf herein und mit ihm weht eine Wolke aus Oregano und Basilikum ins Zimmer.
    »Mann, riecht das gut«, sagt Chris.
    »Mann, sieht das gut aus«, sagt Rolf.
    »Mann, ich hab nichts zum Anziehen«, sage ich, auch um mich von meiner Sentimentalität abzulenken. An Tagen wie diesem, wenn ich nicht ausgeschlafen habe, aber an denen eigentlich alles perfekt ist, ist das wieder typisch Tanja. Ein bisschen in der Vergangenheit wühlen, und schon fließen die Tränchen.
    Rolf und Chris brechen gleichzeitig in Gelächter aus. »Klar, Frauen haben nie etwas anzuziehen«, gackert Rolf und reißt meinen Schrank auf. Während Chris die Wickler aus den Haaren rollt, wühlt Rolf sich durch meine Klamotten.
    »Mensch, Tanja, wie wär’s mal mit aufräumen?«
    Ich weiß. Ich bin eine Schrank-Schlampe. Ich bemühe mich wirklich und ich schwöre, nach dem Einzug waren alle Shirts so akkurat gestapelt wie sonst nur in einer Designerboutique. Das versuche ich auch Rolf zu erklären, der jetzt Bügel für Bügel zur Seite schiebt und die Blusen und Kleider in Augenschein nimmt. Derweil wühlt Chris durch meine Haare und ich staune nicht schlecht, als ich mich selbst mit zwar glattem, aber voluminösem Haar im Spiegel sehe. Chris nebelt mich in einer Wolke aus Taft ein. Ich huste. Rolf hustet. Chris strahlt.
    »Jetzt sag bloß, du räumst meinen Schrank auf«, scherze ich, während ich mich selbst betrachte. Und mir gefalle. Sehr sogar!
    »Keine Angst, Prinzesschen, so langweilig ist mir selten.« Rolf streckt mir die Zunge raus. Ich strecke zurück. Dann legt er drei verschiedene Kombinationen auf das Bett.
    »Anziehen!«, befiehlt er. »Und dann zeigen!« Die Jungs verschwinden in der Küche. Ich höre Teller klappern und den Mops bellen. Noch einmal betrachte ich mich von oben bis unten und von unten bis oben. Kein Wunder, dass bei Chris alle Pflanzen so prächtig gedeihen, wenn er sogar aus Mauerblümchen wie mir verführerische Ladies zaubern kann. Dann wende ich mich den Kleidervorschlägen zu. Ich muss zugeben: An diese Zusammenstellungen hätte ich niemals gedacht. Schnell schlüpfe ich in die erste Kombination, sorgsam darauf bedacht, mein Make-up und die Haare nicht zu ruinieren. Dann schwebe ich in einem kurzen schwarzen Rock (den ich seit Jahren nicht mehr getragen habe) und einem gelben Shirt, das einen verteufelt tiefen und mit Pailletten besetzten Ausschnitt hat (und das deswegen und mangels Wonderbra ebenfalls seit Jahren in der Lade lag) in die Küche. Rolf steht am Herd und rührt im dampfenden Topf, Chris gibt über der Spüle einem Blumenstrauß den letzten Schliff.
    Als die Jungs mich sehen, zeigen beide mit dem Daumen nach unten.
    »Zu nuttig«, meint Rolf.
    »Zu takelig«, kommentiert Chris.
    Nächster Versuch. Dieses Mal ein wadenlanger Rock im Hippiestil, letztes Jahr für 4,99 € bei H&M in der Königstraße im Ausverkauf erstanden. Darüber ein lila Top und ein weißes gestricktes Bolerojäckchen. Wieder zeigen beide mit dem Daumen nach unten.
    »Zu urlaubsmäßig«, findet Chris.
    »Das macht einen dicken Hintern«, ergänzt Rolf, der gerade eine große Schüssel mit buntem Salat auf dem Tisch parkt.
    Versuch Nummer drei. Eine Shorts, die bis knapp über das Knie reicht und dazu eine eng sitzende, knallrote Bluse mit Stehkragen. Auf der Brusttasche sind Glitzersteine, die exakt die Farbe des Lidschattens haben. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass ich solch ein Teil besitze!
    Als ich zum dritten Mal in die Küche komme, gehen zwei Daumen nach oben und sogar Earl lässt sich zu einem müden Schwanzwedeln herab.
    »Hinreißend!«, ruft Rolf.
    »Zum Anbeißen!«, jubelt Chris. Dann zündet er die Kerzen auf dem silbernen Ständer an. »Das ist perfekt, Prinzesschen, du siehst aus, als ob du nichts getan hast, um so auszusehen, ganz natürlich wirkt das.« Die Jungs lächeln selig und als ich eben in ein paar grüne Flipflops schlüpfe, klingelt es. Mein Herz saust in die Shorts und Earl saust zur Tür.
    »Oh mein Gott«, flüstere ich und flüchte in die Küche. Rolf schiebt Chris Richtung Eingang, damit der aufmacht, und mich schiebt er vor den Herd. Dann drückt er mir den hölzernen Kochlöffel

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