Nicht ohne Risiko (German Edition)
Blick auf. Hoffentlich begriff er, was sie wollte. Sie musste mit ihm reden. Zu ihrer Erleichterung nickte er kaum merklich.
Daraufhin ging sie in die Lobby hinaus, wo sich auch die Tür zur Damentoilette befand. Sie hatte gehofft, die Lobby verlassen vorzufinden, aber hier drängten sich Grüppchen von Männern und Frauen, die sich ungestört von der Musik auf der Tanzfläche unterhalten wollten. Emily zögerte. Was sollte sie jetzt tun? Eine sanfte Berührung am Arm ließ sie herumfahren.
„Entschuldigen Sie“, sagte Felipe Salazar. „Ich wollte Sienicht erschrecken.“
Emily starrte ihn an. Sie konnten doch nicht einfach hier, wo jeder sie sehen konnte, herumstehen und miteinander reden, als ob nichts wäre.
„Ms Marshall, nicht wahr?“, fragte der Detective, und plötzlich begriff sie.
„Richtig“, erwiderte sie. Natürlich konnten sie hier herumstehen und sich unterhalten. Solange sie so taten, als plauderten sie einfach nur miteinander, wirkte das weitaus unverfänglicher, als wenn sie flüsternd in einer dunklen versteckten Ecke beobachtet würden.
„Felipe Salazar“, stellte der Detective sich vor, streckte ihr die Hand entgegen und schenkte ihr ein charmantes Lächeln. „Wir haben eine gemeinsame Freundin, glaube ich. Ms Hays.“
„Ja, natürlich. Wie geht es Jewel?“
„Den Umständen entsprechend gut“, gab Felipe zurück und senkte dann die Stimme. „Ich habe einen Platz für sie in einem Schlafsaal einer Mutter-Kind-Einrichtung gefunden und sie auf die Warteliste für ein privates Zimmer setzen lassen. Sie war ziemlich verängstigt, als ich ging. Morgen besuche ich sie und sehe nach, wie es ihr geht.“
„Sie brauchen sich nicht solche Mühe zu machen“, meinte Emily. „Sie ist zäh, sie schafft das schon.“
„Das ist doch keine Mühe.“
„Passen Sie auf, dass sie nicht zu abhängig von Ihnen wird“, warnte Emily.
„Besser abhängig von mir als von Crack“, gab er achselzuckend zurück. Dann senkte er die Stimme noch mehr. „Wollten Sie mir etwas sagen? Und schauen Sie nicht so ernst drein. Sie sind auf einer Party. Sie sollten sich vergnügen.“
Emily lächelte ihn strahlend an. „Richtig. Vergnügen. Alex muss gehen. Er sagt, es sei etwas Geschäftliches, aber mirkommt das komisch vor. Es ist schon ein bisschen spät für normale legale geschäftliche Transaktionen, finden Sie nicht auch?“
Felipe warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war fast halb elf.
„Sein Chauffeur bringt mich nach Hause“, fuhr Emily fort. „Aber ich dachte mir, Sie sollten besser Bescheid wissen. Vielleicht möchten Sie Alex folgen, um zu sehen, was er so treibt.“
Er nickte. „Danke.“
„Wir sehen uns sicherlich bald wieder“, meinte Emily, als beendete sie eine beiläufige Party-Unterhaltung. „Passen Sie auf sich auf.“
„Mach ich. Und grüßen Sie Ihren Bruder von mir.“
Ihren angeblichen Bruder. Jim. Der zu Hause auf sie wartete. Der sie angeschaut hatte, als wollte er sie mit Haut und Haaren verschlingen, sodass sie förmlich aus der Wohnung gerannt war …
Konnte der Abend noch unangenehmer werden?
Als sie die Wohnungstür aufschloss, hörte sie Carlys vertrautes leicht heiseres Lachen.
Jim saß im Schaukelstuhl, immer noch barfuß, und trug sein T-Shirt lose über den Shorts. Er schaute Emily ehrlich überrascht an. „Nanu“, sagte er. „So früh schon zurück?“
„Wow!“ Carly hockte im Schneidersitz auf der Couch und musterte sie bewundernd. „Mein Kleid steht dir fantastisch!“
„Alex musste frühzeitig weg“, erklärte Emily und schloss die Tür hinter sich. Als sie sich der Küche zuwandte und ihre Handtasche auf den kleinen Esstisch legte, spürte sie Jims Blick in ihrem Rücken. „Sein Chauffeur hat mich nach Hause gefahren. Offenbar ist Alex ein unerwarteter geschäftlicher Termin dazwischengekommen.“
Sie wandte sich an Jim, um ihre Aussage wortlos zu unterstreichen,aber er schaute ihr nicht ins Gesicht. Stattdessen wanderte sein Blick langsam an ihren Beinen und ihrem Körper aufwärts. Als er ihr endlich in die Augen schaute, lächelte er, und Emily spürte, wie sie rot wurde. Der Mann hatte vielleicht Nerven! Vor nicht einmal fünf Minuten hatte er noch mit Carly rumgeschäkert, und jetzt zog er Emily mit Blicken aus.
„Armes Mädchen“, meinte Carly. „Du hast also nicht einmal einen richtigen Gutenachtkuss bekommen.“
Jim beobachtete sie immer noch, und Emily fühlte die Intensität seines Blicks. Sie wandte ihm bewusst
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