Nicht ohne Risiko (German Edition)
irgendwie geheimnisvoll, sein Ausdruck war beinah erschreckend angespannt. Er lächelte längst nicht mehr, seine sonst so tiefblauen Augen glitzerten farblos in der Dunkelheit und zeigten unverhülltes Begehren.
Aber dann trafen sich ihre Blicke.
Jim zog hastig seine Hände weg und trat einen Schritt zurück, legte Abstand zwischen sie beide. Sie starrte ihn immer noch an, und er sah ihr an, dass sein Denken und Fühlen seinem Gesicht allzu deutlich anzusehen war. „Entschuldige“, sagte er. „Es tut mir leid.“
Seine Hand zitterte, als er sich damit übers Haar fuhr. Verdammt!Was trieb er hier eigentlich? Noch eine Minute, und er hätte womöglich angefangen, sie auszuziehen. Er wollte das so sehr. Er konnte sich nicht entsinnen, wann er das letzte Mal eine Frau so begehrt hatte …
Unsinn, natürlich konnte er das. Es war vor sieben Jahren gewesen, und die Frau, die er damals so verzweifelt begehrt hatte, war dieselbe wie heute: Emily. Er hatte sie so sehr begehrt, dass er alle guten Vorsätze über Bord geworfen hatte und tatsächlich mit ihr ins Bett gegangen war. Obwohl er wild entschlossen gewesen war, sich von ihr fernzuhalten.
Auch heute noch fand er sie unwiderstehlich. Der einzige Unterschied zu damals war, dass Emily nicht mehr so auf ihn reagierte wie vor sieben Jahren. Diesmal wusste sie es besser.
Jim atmete tief durch. „Du bist müde“, sagte er mit gezwungenem Lächeln. „Ich weiß. Ich weiß, wie das ist, wenn man sich stundenlang als jemand anders ausgibt. Man kann sich keine einzige Sekunde gehen lassen, weil man fürchten muss, etwas Falsches zu sagen oder einen Fehler zu machen.“
„Lässt du mich mal vorbei?“ Jetzt erst wurde ihm bewusst, dass er Emily den Weg versperrte und sie in die Ecke drängte.
Jim trat zur Seite, und sie öffnete die Schlafzimmertür. Er stand jetzt mitten in ihrem Schlafzimmer, keinen Meter von dem großen Doppelbett entfernt, in dem Emily heute Nacht schlafen würde. Er konnte es förmlich vor sich sehen, wie sie dalag, und es kostete ihn keine Mühe, den einen Schritt weiterzugehen und sich vorzustellen, wie auch er dalag. Verdammt, was für eine gefährliche Tagträumerei. Als er den Blick von dem Blümchendruck ihrer Tagesdecke losriss, bemerkte er, dass sie ihn beobachtete. Verlegen lächelte er und trat an ihr vorbei, hinaus in die relative Sicherheit des Flurs.
„Ich bin tatsächlich erschöpft“, sagte Emily. Ihre Stimme zitterte kaum merklich. „Und du hast recht: Es ist nicht einfach,so viel Zeit mit einem Mann zu verbringen, den ich zutiefst verachte.“
Der Satz wirkte irgendwie doppeldeutig. Jim versuchte in Emilys Augen zu lesen, was sie wirklich damit sagen wollte. Sprach sie von Delmore? Oder meinte sie am Ende ihn selbst? Aber sie blickte nur kurz auf, murmelte „Gute Nacht“ und schloss die Tür.
Langsam ging Jim ins Wohnzimmer zurück und zwang sich, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Er stand am Rande eines emotionalen Abgrunds. Er begehrte diese Frau, das ließ sich nicht leugnen. Aber es sah ganz so aus, als hätte sie in ihm nicht nur körperliches Begehren geweckt. Wann immer er sie um sich hatte, herrschte in ihm ein Wirrwarr erschreckender Gefühle. Ach was, es reichte schon, dass er nur an sie dachte. Und er dachte beinah ständig an sie.
Er hatte das Bedürfnis, sie zu beschützen. Sie zu besitzen. Er war sogar stolz auf sie. Großer Gott, es ließ sich nicht leugnen, dass sie ausgesprochen charakterstark war, so felsenfest stand sie für die Dinge ein, an die sie glaubte. Er achtete sie, bewunderte sie, mochte sie. Oh ja, er mochte sie.
Aber bedeutete all das auch, dass er sie liebte? Nein, nicht einmal er war so dumm, sich in eine Frau zu verlieben, die ihn nicht leiden konnte – wahrscheinlich sogar verachtete.
8. KAPITEL
E mily träumte. Der Traum begann immer gleich, nämlich so, wie jener grässliche Abend begonnen hatte – trügerisch ruhig und normal. Dieses Mal saß sie mit Carly in einem Restaurant, das kürzlich erst auf der Venice Road neu aufgemacht hatte. An sämtlichen Wänden hingen großformatige Bildschirme, und es wurde Countrymusic gespielt. Gerade lief ein Videoclip mit Dwight Yoakam.
Carly erzählte ihr von dem neuesten Typen, mit dem sie ausging, aber mitten in einer Beschreibung der seltsamen Essgewohnheiten dieses Typen verwandelte Carly sich in Michelle Harris, Emilys Zimmerkollegin aus dem ersten Semester an der Uni.
Michelle redete über irgendetwas ähnlich Wichtiges und
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