Nicht ohne Risiko (German Edition)
„Ja, danke.“
„Hast du saubere Kleidung?“
Das Lächeln schwand. „Nein. Ich hatte nur die Zeit, ein paar von Billys Sachen einzupacken, bevor wir abgehauen sind.“
„Ich leih dir was von mir“, meinte Emily. „Ich glaube, ich habe sogar ein paar Sachen, die im Trockner eingelaufen sind. Ein paar T-Shirts, Sporthosen, so was. Sie sind mir zu klein geworden. Du kannst sie haben.“
„Danke.“ Jewel schaute zu der großen Glastür hinüber, die auf den Balkon hinausführte. Dort draußen standen die beiden Männer und redeten sehr ernsthaft miteinander. „Felipe sagt, er sei ein Freund von dir?“, fragte sie.
Emily lächelte. Die Polizei, dein Freund und Helfer . „Richtig“, sagte sie, „so könnte man ihn nennen.“
Jewel warf erneut einen Blick zu den beiden Männern nach draußen. „Er ist irgendwie süß“, sagte sie.
Emily schaute hinüber zu Felipe Salazar. Oh ja, er sah gut aus mit seinem unbefangenen Lächeln, seinen hohen Wangenknochen und den dunklen braunen Augen. Er war auch heute tadellos gekleidet: dunkler Anzug, passendes Hemd und Krawatte. Damit sah er wirklich klasse aus.
„Er hat gesagt, Billy sei ein netter Junge und ich müsse eine wirklich gute Mutter sein“, meinte Jewel und errötete.
Lächelnd wurde Emily klar, dass Felipe es geschafft hatte, Jewel Hays den Kopf zu verdrehen. Ja, er hatte Charisma und sah großartig aus. Seine Freundlichkeit wirkte ehrlich. Emily hätte ihn durchaus selbst sehr anziehend gefunden, wenn nicht …
Wenn nicht was? Wenn sie nicht bereits einen Freund gehabt hätte? Sie hatte keinen Freund. Alex fiel für sie nicht mehr in diese Kategorie, seitdem sie unabsichtlich seine Unterhaltung mit Vincent Marino belauscht hatte.
Also warum fand sie Felipe Salazar nicht attraktiv? IhrBlick wanderte beinah unfreiwillig von Felipe zu Jim. Sie konnte immer noch spüren, wie es sich angefühlt hatte, als er sie am Strand in den Armen hielt. Sie konnte immer noch den Ausdruck in seinen Augen sehen, als er sich vorgebeugt hatte, um sie zu küssen …
Jim schaute auf und durch die Glastür direkt in Emilys Augen.
Der Funke sprang sofort über, und zwar so stark, dass Emily beinah nach Luft geschnappt hätte. Stattdessen wandte sie hastig den Blick ab.
Aber ihre Frage war damit beantwortet. Warum fand sie Felipe Salazar nicht attraktiv? Oder irgendeinen anderen Mann? Weil sie immer noch an der Vergangenheit festhielt. An Jim Keegan, um genau zu sein.
Er war ein unsensibler, egoistischer, gleichgültiger Mensch … und hatte einen ganz speziellen Draht zu kleinen Kindern. Er war ein Herzensbrecher … der manchmal ein Herz aus Gold zu haben schien.
Emily hatte ihm ihre Wohnung geöffnet – in der Hoffnung, so ein klares Bild von dem grässlichen Menschen zu bekommen, der er wirklich war. Und richtig, sie konnte sich auf ein paar Unvollkommenheiten konzentrieren, die er gezeigt hatte. Aber zugleich hatte er ihr auch gezeigt, dass er erschreckend liebenswürdig sein konnte, was in das von ihr erhoffte Bild eines Mistkerls einfach nicht hineinpasste.
Die Balkontür wurde geöffnet, und die beiden Männer kamen wieder herein.
Jim setzte sich neben Jewel auf die Couch. „Emily hat mir erzählt, in welchen Schwierigkeiten du steckst“, kam er direkt auf den Punkt. „Sie sagt, du brauchst einen Platz, an dem du bleiben kannst.“
Jewel nickte schweigend.
Felipe trat näher. „Ich kenne da eine Einrichtung in meinerNachbarschaft, eine Art Frauenhaus, in dem du vielleicht mit Billy unterkommen kannst“, sagte er. „Ich könnte euch jetzt dorthin bringen, wenn du möchtest.“
Jewels Blick wurde wieder misstrauisch. „Was, wenn es nicht klappt? Mit der Unterkunft für uns, meine ich.“
Felipe lächelte freundlich. „Dann finde ich etwas anderes für euch.“ Er warf Jim einen Blick zu. „Ich habe einen Freund, dessen Wohnung gerade leer steht. Das wäre natürlich nur der letzte Ausweg.“
„Komm mit, Jewel“, sagte Emily und ging voraus zu ihrem Schlafzimmer. „Ich suche dir etwas zum Anziehen heraus.“
Aber Jewel rührte sich nicht. „Warum helfen Sie mir?“, fragte sie die beiden Männer. „Was wollen Sie von mir? Ich weiß, dass es nichts umsonst gibt.“
„Jewel …“ Emily wollte protestieren, aber Jim fiel ihr ins Wort.
„Nein, lass, sie hat recht“, sagte er. „Nichts ist umsonst.“ Er wandte sich an Jewel. „Du musst clean bleiben. Keine Drogen. Kein Alkohol. Und das ist der einfache Teil der Abmachung. Wenn du in
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