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Nicht ohne Risiko (German Edition)

Nicht ohne Risiko (German Edition)

Titel: Nicht ohne Risiko (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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Interessantes wie Carlys neueste Eroberung, aber obwohl ihre Lippen sich bewegten, konnte Emily nichts hören. Trotzdem wusste sie, dass es keine Rolle spielte, was ihre ehemalige Zimmerkollegin erzählte. In dem Moment, in dem sie Michelles Gesicht erblickte, wusste sie, dass der Albtraum begonnen hatte.
    Und richtig, das Restaurant in der Venice Road verschwand, und sie fand sich plötzlich im Speisesaal des Studentenwohnheims wieder. Sie und Michelle saßen in einer Ecke, an einem runden Tisch in der Nähe des Fernsehers. Genau dort, wo sie an jenem schrecklichen Abend gesessen hatten.
    Im Fernseher liefen Wiederholungen der Serie MASH, genau wie damals. Und die Sendung wurde unterbrochen von einer aktuellen Meldung, ebenfalls genau wie damals.
    Emily hatte bestimmt schon hundertmal davon geträumt. Und einmal hatte sie es sogar erlebt. Aber der Schrecken war kein bisschen geringer, als der Fernsehreporter live vomSchauplatz einer Schießerei zwischen der Polizei und einem entflohenen Mörder berichtete.
    „Der Mörder, Laurence Macey, ist bei dem Schusswechsel getötet worden“, sagte der Reporter mit leidenschaftsloser Stimme, während die Kamera einen Schwenk über den Schauplatz machte. „Aber er hat sich nicht kampflos ergeben.“
    Ungläubig sah Emily, wie die Kamera kurz auf Jim Keegans altem zerbeulten Auto verweilte, auf dem immer noch das Blaulicht zuckte. Der Wagen war von Kugeln durchlöchert, die Windschutzscheibe geborsten.
    „Zwei Polizisten wurden angeschossen“, fuhr der Reporter fort, während die Kamera zu ihm zurückschwenkte. „Einer von ihnen schwebt in Lebensgefahr.“ Er warf einen Blick über seine Schulter zu einem Notarztwagen, der mitten auf der Straße stand. Mehrere Sanitäter waren zu sehen, die laut rufend mit einer Trage auf den Wagen zurannten.
    „Der noch nicht identifizierte Polizist“, fuhr der Reporter fort, während die Kamera den Körper auf der Trage heranzoomte, „wird ins Universitätskrankenhaus gebracht.“
    Es war Jim. Seine Augen waren geschlossen, Mund und Nase mit einer Sauerstoffmaske bedeckt, aber Emily erkannte ihn sofort. Und – oh Gott – seine Kleidung war blutgetränkt. Die Sanitäter hievten die Trage in den Krankenwagen und knallten die Türen zu.
    „Wir werden später aus dem Krankenhaus berichten, sobald wir wissen, wer der angeschossene Polizist ist und wie es ihm geht“, sagte der Reporter, aber Emily schaute längst nicht mehr hin. Sie war schon fast aus der Tür.
    Die Taxifahrt kam ihr endlos vor. Bis zum Krankenhaus waren es nur wenige Straßenblöcke, aber sie schienen überhaupt nicht voranzukommen. Trotzdem war Emily früher da als der Krankenwagen.
    In der Notaufnahme ging es heiß her. Alles wurde für dieAnkunft des Krankenwagens vorbereitet. Emily stand in der Lobby und betete: Bitte, lieber Gott, lass Jim überleben. Bitte, Gott, lass ihn nicht sterben.
    Mit quietschenden Reifen und heulender Sirene bog der Krankenwagen in die Zufahrt ein. Die Ärzte rannten hinaus, rissen die Türen auf und übernahmen den Patienten von den Sanitätern. Dann war Jim im Krankenhausgebäude. Emily folgte der Trage, als sie den Flur hinabgerollt wurde.
    Seine Augen waren offen und glasig. Er stand sichtlich unter Schock und hatte Schmerzen. Das Atmen fiel ihm schwer. Überall war Blut, sickerte durch die Verbände und die Decke, mit der man ihn zugedeckt hatte. Selbst auf seinen Lippen war Blut.
    Wie konnte ein Mensch so viel Blut verlieren und trotzdem noch am Leben sein?
    „Halte durch, Jim!“, rief Emily, aber er hörte sie nicht. Konnte sie nicht hören.
    „Wir verlieren ihn“, rief eine Krankenpflegerin. Emily verstand es trotz des Lärms ringsum deutlich.
    Das Ärzteteam beeilte sich, aber es war nicht schnell genug.
    Während Emily zusah und ihr Puls ihr in den Ohren hämmerte, setzte Jims Herz aus. Aus dem lebhaften Auf und Ab auf dem Herzmonitor wurde eine flache Linie.
    Die Ärzte und Schwestern bemühten sich fieberhaft, Jim zu reanimieren. Emily stand da und beobachtete sie, voller Schrecken und Entsetzen.
    Sie spürte, wie sie das letzte bisschen Beherrschung verlor, als die Ärzte das Elektroschockgerät einsetzten, um Jims Herz wieder zum Schlagen zu bringen.
    Er starb. Jim würde sterben.
    „Nein!“, schrie Emily. „Nein! So darf es nicht enden! Jim! Jim! Nein …“ Sie warf den Kopf zurück und stieß einen Schrei aus, einen schrillen, durchdringenden, die Kehle zerreißendenSchrei der Trauer und der Wut.
    Die

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