Nicht ohne Risiko (German Edition)
Schlafzimmertür wurde aufgerissen, aus dem Flur fiel Licht in ihr Zimmer und riss Emily aus ihrem Traum.
Sie setzte sich erschrocken auf, während Jim rasch das Zimmer kontrollierte, die Fensterriegel überprüfte und einen Blick in den Wandschrank warf. Er trug nur seine Laufshorts, und seine Haare waren verstrubbelt vom Schlaf. In der Hand hielt er eine Waffe. Es sah so selbstverständlich aus, als gehörte sie zu seinem Körper.
„Alles in Ordnung?“, fragte er und sicherte die Waffe, als er neben ihrem Bett stehen blieb.
Emily nickte.
Sein Atem ging immer noch schnell, sein breiter Brustkorb hob und senkte sich rasch. Sie konnte die Narben sehen, die die Kugeln und die Operation hinterlassen hatten. Er war nicht tot. Er war nicht gestorben. Er stand hier vor ihr, der lebende, atmende Beweis dafür, dass ihr Traum nichts weiter gewesen war als ein Traum.
Trotzdem konnte sie die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen, nicht aufhalten.
„Ein Albtraum?“, fragte Jim leise.
Erneut nickte sie, immer noch schweigend, die Knie an die Brust gezogen, die Arme darumgeschlungen, und schloss die Augen. Sie hörte, dass er seine Waffe auf ihr Nachtschränkchen legte, dann fühlte sie, wie die Matratze unter seinem Gewicht nachgab, als er sich neben sie aufs Bett setzte.
„Das muss ein furchtbarer Traum gewesen sein“, sagte er. „Du hast nach mir gerufen, und dann hast du geschrien. Damit hast du mir einen riesigen Schrecken eingejagt, Em.“
Sie hob den Kopf, strich sich mit zitternder Hand die Haare aus dem Gesicht. „Tut mir leid …“
„Psst, nicht doch. Ich wollte nicht … Du musst dich nicht entschuldigen.“ Er griff nach ihr, bevor ihm klar wurde, waser tat. Erst als er sie bereits in die Arme geschlossen hatte und spürte, wie sich ihr Körper versteifte, fiel ihm ein, dass sie ihn gebeten hatte, sie nie wieder anzufassen. Aber bevor er sie wieder loslassen konnte, schlang sie ihm die Arme um den Hals und drückte ihn so fest an sich, dass er kaum noch Luft bekam.
Das hat nichts mit mir zu tun, rief Jim sich zur Ordnung. Im Moment brauchte Emily einfach jemanden, der sie festhielt, an den sie sich klammern konnte, und er war nun mal gerade da. Das war alles. Mehr war da nicht.
Trotzdem schloss er die Augen und sog den süßen Duft ihrer Haare ein, während er sie sanft in den Armen wiegte, streichelte ihr über den Rücken, ließ seine Hand wieder und wieder beruhigend über den weichen Baumwollstoff ihres T-Shirts gleiten.
„Es ist alles in Ordnung“, murmelte er. „Es war nur ein böser Traum.“
Nach einer Weile spürte er, wie sie sich entspannte. Sie hörte auf zu zittern, und ihr Atem ging wieder regelmäßig.
„Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert, Emily. Das verspreche ich dir. Was auch immer du geträumt haben magst: Es wird nicht geschehen. Das schwöre ich.“
„Aber es ist bereits geschehen.“
Jim löste sich von ihr und schaute ihr fragend in die Augen. „Hat Delmore dir etwa wehgetan? Verdammt, ich bringe den Kerl um …“
„Ich habe nicht von Alex geträumt. Ich habe von dir geträumt.“ Erschöpft ließ sie ihn los, rutschte ein Stück von ihm ab und lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfteil des Bettes. So war sie außerhalb seiner Reichweite.
„Von mir?“
Er wusste, dass ihr die Überraschung in seinem Gesicht nicht entgangen sein konnte. Es überraschte ihn, dass sie vonihm geträumt hatte. Und ebenso überraschte es ihn, dass sie das zugab.
Emily zog die Knie an, legte die Ellbogen darauf ab und stützte den Kopf in eine Hand. „Ich habe von dem Abend geträumt, an dem du angeschossen wurdest“, erklärte sie. „Ich weiß nicht. Vermutlich ist unser Wiedersehen schuld, dass ich wieder die alten Albträume habe.“
„ Die alten Albträume? Willst du damit sagen, dass du so etwas schon mal geträumt hast?“
Sie nickte. „Ich schätze, es hat ziemlichen Eindruck auf mich gemacht, als mein Freund angeschossen wurde.“
„Das hast du mir nie gesagt.“
„Sie fingen erst einige Monate nach deiner Entlassung aus dem Krankenhaus an.“
Nach ihrer Trennung also. Nach der hässlichen kleinen Auseinandersetzung in der Bar am University Boulevard, die er für sie inszeniert hatte. Emily hatte diesen Abend nicht erwähnt, aber Jim wusste, dass sie daran dachte.
„In meinem Albtraum“, fuhr sie fort und zog sich die Decke um den Körper, als wäre ihr plötzlich kalt, „stirbst du jedes Mal. Mitten auf dem Flur, vor der Notaufnahme.“ Sie hob
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