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Nicht ohne Risiko (German Edition)

Nicht ohne Risiko (German Edition)

Titel: Nicht ohne Risiko (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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hatten. Da hatte er nicht nachgedacht, sondern nur gefühlt. Erst später hatten ihn die Schatten und der Schmerz wieder eingeholt und ihm den Blick vernebelt. Erst später hatte er wieder versucht zu leugnen, dass die Liebe, die sie füreinander empfanden, ausreichte, um all ihre Probleme zu bewältigen.
    Aber bevor sie ihm das sagen konnte, bevor sie ihn bitten konnte, nicht zu gehen, war er fort. Verschwunden in der Dunkelheit vor Sonnenaufgang.
    Das Telefon klingelte.
    Emily sprang von der Couch auf in der Hoffnung, Jim sei dran. Er war erst eine halbe Stunde weg – eine scheinbar endlos lange halbe Stunde –, aber vielleicht rief er ja an, um ihr zu sagen, dass er sich geirrt hatte. Vielleicht rief er an, um ihr zu sagen, dass er doch den Rest seines Lebens mit ihr verbringen wollte, dass er sie liebte, dass er zurückkam und alles in Ordnung kommen würde.
    Wer sonst sollte um halb fünf Uhr morgens anrufen?
    „Jim?“
    „Nein, tut mir leid, Emily. Hier ist Felipe Salazar“, kam die vertraute Stimme über die Leitung. Irgendwie klang er jedoch anders als sonst. Angespannt, kurz angebunden. „Bist du wach? Lass dir einen Moment Zeit, ganz wach zu werden, okay?“
    Emily strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Ich bin wach. Ich war schon auf, bevor du angerufen hast. Ist etwas passiert?“
    Angst machte sich in ihr breit. Jim war erst seit einer halben Stunde weg. Ihm konnte in der kurzen Zeit nichts passiert sein. Oder etwa doch?
    „Ja“, antwortete Felipe. „Ich bin im Krankenhaus …“
    „Nein“, stieß Emily hervor, wie gelähmt vor Angst. „Nicht Jim …“
    „Diego geht es gut“, fiel Felipe ihr ins Wort, und die Erleichterung warf sie fast um. Sie ließ sich mit dem Telefon in der Hand auf die Couch fallen. „Es geht um …“ Felipe musste sich räuspern. „Es geht um Jewel. Sie wird gerade operiert. Sie können noch nicht sagen … Es ist nicht sicher, ob sie … überleben wird.“
    Schlagartig fiel die Erleichterung von ihr ab, und neuer Schrecken machte sich in ihr breit. „Oh Gott. Felipe, was ist passiert?“
    „Sie ist vor ein Auto gelaufen …“ Seine Stimme brach. „Sie war zu Fuß auf der Ausfahrt des Highways unterwegs. Total high. Der Arzt sagt mir, sie hätten in ihrem Blut Spuren von Crack und LSD gefunden.“
    „Oh nein. Oh Jewel. Ich dachte, sie hätte es geschafft. Was ist denn bloß passiert?“
    „Ich bin passiert“, gab Felipe grob zurück. „Ich habe sie im Stich gelassen. Sie brauchte mich, und ich war verdammt noch mal nicht für sie da.“
    Dann schwieg er, aber Emily hörte ihn schwer atmen und wusste, wie aufgeregt er war.
    „Felipe, sie ist drogenabhängig“, sagte sie. „Du weißt, dass du nicht die Verantwortung dafür übernehmen kannst.“
    „Nein“, unterbrach er sie. „Du verstehst nicht.“
    „Wo bist du?“, fragte Emily. „Ich komme.“
    Felipe Salazar war sichtlich fix und fertig. Sein Anzug war zerknittert, die Krawatte fehlte, sein normalerweise makelloses weißes Hemd stand halb offen und sah aus, als hätte er darin geschlafen. Sein glänzendes schwarzes Haar, sonst immer perfekt gestylt, kräuselte sich wirr um seinen Kopf.
    Er saß in sich zusammengesunken im Wartesaal des Krankenhauses, die Ellbogen auf die Knie gestützt, die Hände im Nacken gefaltet und den Blick zu Boden gerichtet.
    Als er Emilys Schritte hörte, hob er den Kopf. Seine Augen waren gerötet, und er sah entsetzlich müde aus, aber er brachte ein Lächeln zustande und stand auf.
    „Danke, dass du gekommen bist“, sagte er.
    Emily umarmte ihn. „Es tut mir so leid. Kann ich irgendetwas tun, um zu helfen?“
    Felipe trat einen Schritt zurück. „Du kannst mit mir beten“, sagte er. „Oh Mann, ich habe nicht mehr so gebetet, seit ich acht Jahre alt war und mein kleiner Bruder eine Blinddarmentzündunghatte.“ Er schüttelte den Kopf. „Es war mitten in der Nacht, wir steckten irgendwo mitten in der Pampa, vierzig Meilen bis zum nächsten Krankenhaus, und dann hat der Wagen meines Vaters gestreikt.“
    „Was ist dann passiert?“
    „Ich habe Gott um ein Wunder angefleht. Dann ist ein Auto vorbeigekommen und hat angehalten. Collegeschüler. Richtige Hippies mit langen Haaren, Stirnbändern und allem, was so dazugehört. Sie hatten sich verfahren und suchten nach dem Highway. Mann, die waren regelrecht froh, uns ins Krankenhaus fahren zu können. Einer meinte immer wieder, was für ein sensationelles Glück es doch sei, dass sie sich verfahren hätten.“

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