Nicht ohne Risiko (German Edition)
gedacht, aber ich hätte daran denken müssen. Es tut mir leid. Meine Schuld.“
Emily beugte sich vor und küsste ihn. „Ich hätte gern ein Baby von dir“, erklärte sie lächelnd. „Am liebsten erst in ein paar Jahren, aber wenn es jetzt passiert wäre, würde die Welt davon auch nicht untergehen. Vorausgesetzt natürlich, das Baby hat dein Lächeln.“
Aber die gewünschte Reaktion blieb aus: Er lächelte nicht. Stattdessen rückte er von ihr ab. „Nun ja …“ Er räusperte sich. „Ich bin noch nicht bereit für Kinder, weißt du. Ich glaube, es wäre ein großer Fehler, jetzt ein Kind zu zeugen.“
Das war gelogen, und Jim wandte den Blick ab, weil er sich sicher war, dass Emily ihn durchschauen würde, wennsie ihm in die Augen sah. In Wahrheit hätte er alles dafür gegeben, ein Baby mit ihr zu bekommen. Schon seit der Geburt seiner Nichte, seit dem Augenblick, in dem er gesehen hatte, wie Bob seine kleine Tochter in den Armen hielt, hatte Jim sich ein Stückchen von diesem Glück gewünscht. Und er wünschte sich, dieses Glück mit Emily zu teilen. Bei Gott, das wünschte er sich sehnlicher als alles andere auf der Welt.
„Ich denke, wir sollten warten“, fuhr er fort. „Du weißt schon, erst mal sichergehen, dass wir auch wirklich zueinanderpassen. Dass wir miteinander auskommen. Hörst du, was ich sage?“
Emilys Blick ging zu Boden, und er wusste, dass er sie mit seinen Worten verletzt hatte. Sie hatte auf Liebesbeteuerungen gehofft, auf Versprechen immerwährenden Glücks, nicht auf nüchterne Mahnungen zur Vorsicht. Aber so war das Leben nun mal. So war die Wirklichkeit. Und die Wirklichkeit funktionierte nun einmal nicht nach Wunsch. In der Wirklichkeit gab es Tiefschläge und Fußtritte, bis man am Boden lag und das Bewusstsein verlor. Die Wirklichkeit war voll platter Reifen, geplatzter Träume und gebrochener Versprechen. In der Wirklichkeit wurde man von rachsüchtigen Teens auf der Straße zusammengeschossen.
In der Wirklichkeit war Bob verblutet, einen letzten Liebesgruß an Molly auf den Lippen und ohne eine Chance auf Überleben.
Jim stand auf. Er brauchte plötzlich dringend frische Luft.
Er zog sich Shorts an und ging ins Wohnzimmer, zog die Vorhänge auf und öffnete die Balkontür.
Die Nachtluft war feucht, heiß und schwül. Er zog die Tür hinter sich zu, ließ sich schwer in einen der Liegestühle fallen und strich sich das immer noch nasse Haar aus dem Gesicht. Verdammt, selbst hier draußen bekam er keine Luft.
Die Tür wurde hinter ihm aufgeschoben, und Emily tratauf den Balkon hinaus. Sie trug jetzt ein ärmelloses weißes Baumwollnachthemd, das sie einerseits unglaublich unschuldig, andererseits umwerfend sexy erscheinen ließ. Jim stellte verblüfft fest, dass er sie schon wieder begehrte. Gerade erst hatte er eine sensationelle sexuelle Erfahrung mit ihr gehabt, und dennoch wollte er mehr.
Er biss die Zähne zusammen und wandte den Blick ab, aus Angst, sie könnte ihn durchschauen. Könnte sehen, welche Macht sie über ihn hatte. Trotzdem hörte er ihr Nachthemd rascheln, als sie sich auf den zweiten Liegestuhl setzte, und er spürte ihren Blick auf sich ruhen.
„Möchtest du darüber reden?“, fragte sie sanft.
„Worüber?“, gab er heiser zurück, ohne sie anzusehen.
„Über das, was dich beschäftigt, was es auch immer sein mag.“
Was sollte er dazu sagen? Ich habe Angst? Angst wovor? Er wusste es nicht. Angst davor, glücklich zu sein, stichelte eine innere Stimme. Angst davor, etwas zu haben, das du nicht verdienst, etwas, das du Bob genommen hast.
Jim stand abrupt auf und stützte sich auf die hölzerne Balkonbrüstung. „Ich zerbreche mir den Kopf, wie ich auf Delmores Boot gelange, wenn er am Montagabend raussegelt.“
„Das kann ich für uns beide arrangieren.“
„Für mich“, korrigierte er und wandte sich ihr zu. „Nicht für dich. Du bist raus. Ich lasse dich nicht noch einmal in Delmores Nähe.“
„Jim …“
„Nein.“ Er sage es zu laut, zu scharf, zu heftig. Sie zuckte zusammen – und reckte das Kinn vor.
„Wenn du mich anschreien willst, sollten wir reingehen“, meinte sie.
„Wenn du das für Anschreien hältst, hat man dich noch nie angeschrien.“
„Ich bin nicht aus Zucker“, gab Emily kurz zurück. „Und ich bin durchaus schon angeschrien worden. Vielleicht weißt du es nicht, aber ich bin schon von Schülern mit dem Messer bedroht worden …“
„Großartig. Soll ich mich dadurch jetzt besser
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