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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Polizeidetektiv«, sagte er. »Die Beamten müssen gleich wieder hier sein.«
    »Hoffentlich«, murmelte seine Frau mit seltsam gelassener Stimme.
    Dann wurde es still im Haus der Hotchkiss’. Billy, im Bewußtsein, daß er die Ursache all der Schrecknisse war, bedurfte- keiner Ermahnungen. Er bemühte sich, ganz ruhig zu liegen und möglichst leise zu atmen.
    Von draußen drang schwacher Verkehrslärm herein; einen Block entfernt kam ein Stadtbus schnaufend zum Stehen und fuhr dann wieder an. Im Haus war kein Laut zu vernehmen außer dem Surren des Kühlschranks in der Küche und dem leisen Summen einer elektrischen Uhr.
    Dann kamen Scheinwerferkegel die Straße herunter und das Geräusch von Fahrzeugen, die vor dem Haus stoppten.
    »Die Polizei.« Hotchkiss richtete sich auf und spähte durchs Fenster. Er sah zwei Streifenwagen mit Blinklicht und einen dritten Wagen, der rechts heranfuhr. Einen Moment später klopfte es an die Haustür. »Mr. Hotchkiss, können Sie mich hören?« fragte eine Stimme.
    »Ja, ganz deutlich.«
    »Gut. Wir suchen jetzt nach dem Jungen. Ihr Haus ist umstellt, aber bleiben Sie trotzdem, wo Sie sind, und lassen Sie das Licht aus, bis wir die Umgebung gründlich abgesucht haben. Wir wollen nichts riskieren.«
    »Einverstanden.« Dennoch setzte sich Hotchkiss nach ein oder zwei Minuten auf, in der Überzeugung, daß die Gefahr vorüber war, und sah aus dem Fenster. Auf dem unbebauten Grundstück gegenüber huschten Lichter hin und her, und man konnte die Stimmen mehrerer Männer hören, die das Buschwerk mit Stablampen ableuchteten. In ihm erwachte Mitgefühl für den kleinen Kerl, der da draußen irgendwo umherirrte, und er hoffte, daß ihm die Beamten nichts zuleide tun würden, wenn sie ihn fanden. Er begann außerdem zu verstehen, wie tief sein eigener Sohn den Jungen verletzt haben mußte.
    Und er sagte sich, daß der Vater des Jungen wohl nicht ganz bei Trost sein konnte, wenn er einen geladenen Revolver an einer Stelle aufbewahrte, wo das Kind herankam.
    Es klopfte wieder, diesmal aber diskreter. »Hier ist Tibbs«, hörte Ralph. »Sie können das Licht jetzt wieder anknipsen, Mr. Hotchkiss. Und ich würde gern hereinkommen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Steif und noch immer ein bißchen zittrig rappelte Hotchkiss sich hoch, machte Licht und öffnete die Tür. Tibbs und Barry Rothberg standen davor. Als die zwei Beamten hereinkamen, war auch Estelle Hotchkiss wieder auf den Beinen. Mit ihrer Fassung war es noch nicht weit her, aber sie gab sich wenigstens Mühe. »Möchten Sie Kaffee?«
    »Das wäre nett«, sagte Tibbs. »Wir sind nämlich auch ein bißchen durcheinander.«
    Damit war das Eis gebrochen. Alle lächelten.
    »Das Ganze tut mir sehr leid«, sagte Tibbs zu Hotchkiss. »Ich habe Ihnen ja schon erzählt, wie es dazu kam: wir zählten z wei und zwei zusammen und kriegten eine falsche Vier heraus. Falls Polizeichef Addis zu der Ansicht kommt, daß es unsere Schuld war, weil wir den Polizeischutz zu schnell von Ihrem Haus abgezogen haben, werden wir Ihnen den angerichteten Schaden ersetzen.«
    Hotchkiss schüttelte den Kopf. »Schwamm drüber, wir sind versichert. Die Hauptsache ist jetzt, daß Sie den Jungen möglichst rasch finden und ihm die Waffe abluchsen, bevor er noch mehr anstellt.«
    »Amen«, sagte Tibbs inbrünstig.
    Ein angespanntes Schweigen machte sich breit. Dann erschien Estelle Hotchkiss mit dem Kaffeegeschirr, Sahne und Zucker. »Der Kessel ist aufgesetzt«, verkündete sie. »Es ist gleich soweit.« Sie deckte für ihren Mann und die zwei Polizeibeamten.
    Obwohl er im Augenblick Gast war, war Virgil mit seinen Gedanken ganz woanders. Er horchte mit einem Ohr andauernd auf ein Zeichen von draußen, daß seine Männer den Jungen inzwischen aufgespürt hätten. Falls und sobald sie ihn gefunden hatten, wollte er ihn selbst daheim abliefern, um sicherzugehen, daß das Kind nicht mißhandelt würde. Nach dem Urteil, das er sich über Mike McGuire gebildet hatte, hielt er es für angebracht, so lange dort auszuharren, bis Johnny wenigstens sicher im Bett lag.
    Estelle brachte den Kaffee und goß mit Händen ein, die noch ein wenig bebten. »Werden sie ihn finden?« fragte sie.
    »Ich denke schon«, antwortete Tibbs ungezwungen. »Er ist ja nur ein Kind, und zu Fuß kommt er nicht weit. Es kann etwas länger dauern, weil wir ihn nicht noch mehr erschrecken wollen, sofern es sich vermeiden läßt. Natürlich müssen wir schauen, daß wir die Waffe ohne weitere

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