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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Zwischenfälle wiederbekommen.«
    »Was werden Sie mit ihm machen?« fragte Billy.
    »Ich werde ihn selbst nach Hause bringen«, erwiderte Virgil, »und ihm helfen, wenn ich kann. Er ist nicht so alt wie du, das weißt du ja.«
    Billy ließ den Kopf hängen. »Werden Sie ihn verhaften?«
    »Nein, ich glaube nicht. Die Entscheidung darüber hängt zum Teil von deinem Vater ab.«
    Das Telefon läutete; Billy sprang auf und nahm den Hörer ab. Er horchte kurz und hielt dann Tibbs den Hörer hin. Tibbs meldete sich. Die andern sahen das Gesicht des Negers grau werden. »Ich mache mich sofort auf den Weg.« Er legte auf.
    Er sah seine Gastgeberin abbittend an. »Tut mir leid, Sie müssen mich jetzt entschuldigen, ich darf keinen Augenblick verlieren.« Er rannte buchstäblich hinaus und zu seinem Wagen. Das Zeitelement machte es ihm schwer, die Ereignisse im Hotchkiss-Haus mit dem Bericht, den er eben bekommen hatte, in Verbindung zu bringen, aber er spürte, daß seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren.
    Er fuhr westwärts und so schnell, wie er es riskieren konnte, in Richtung auf ein langvertrautes Ziel. Während der Fahrt grübelte er darüber nach, ob und wie es Johnny irgendwie bewerkstelligt hatte, ohne Zeitverlust in einen anderen Stadtteil zu gelangen, oder ob er es statt dessen mit zwei gleichgelagerten Fällen zu tun hatte.
    Vor dem Eingang zur Unfallstation des Huntington-Memorial-Hospitals bremste er und stieg aus. Im Korridor fiel ihm sogleich ein schlaksiger Neger auf, der da zu warten schien. Er wußte, daß er mit dem jungen Mann sprechen mußte, aber seine erste Sorge war der Patient, der eben eingeliefert worden war. Die Schwester hinter dem Empfangsschalter, die Tibbs kannte, schüttelte rasch den Kopf. »Sie müssen warten, Mr. Tibbs«, sagte sie. »Der Junge ist in einem kritischen Zustand; sie haben ihn sofort in den Operationssaal geschafft. Und ich bin sicher, selbst, wenn er durchkommen sollte, können Sie heute Nacht nicht mehr mit ihm sprechen. Ich glaub’s wenigstens nicht.« Sie zeigte mit dem Kopf unauffällig auf den schlaksigen jungen Mann.
    »Danke«, erwiderte Virgil. »Geben Sie mir bitte gleich Bescheid, wenn Sie etwas Neues hören, ja?«
    »Selbstverständlich - ich hab bereits darum gebeten, daß man mich auf dem laufenden hält.«
    Tibbs wandte sich in gutgespieltem Gleichmut vom Schalter a b, schlenderte den Korridor ein kurzes Stück hinunter, machte kehrt und sprach den sichtlich aufgeregten Halbwüchsigen an, der sich in dieser Umgebung offenbar gar nicht wohl fühlte. »Hast du den angeschossenen Jungen hergebracht?« fragte er.
    Der über einsachtzig große Schlaks schielte auf Tibbs hinunter und ließ sich bei der Antwort Zeit. »Tja«, sagte er endlich.
    »Ein Freund von dir?«
    Trotz seiner Erregung überlegte sich der junge Neger auch diesmal seine Antwort sehr genau. Das Ergebnis war enttäuschend. »Tja«, sagte er wieder.
    »Ein Segen, daß du ihn sofort hergebracht hast«, sagte Tibbs. »Vielleicht hast du ihm damit das Leben gerettet.«
    Keine Reaktion.
    Das Spielchen war für Tibbs nicht neu; er hatte es schon unendlich oft erlebt. Ohne eine Miene zu verziehen, fragte er nach einer wohlüberlegten Pause: »Wie kam es dazu?«
    Der junge Neger begnügte sich mit einem Achselzucken.
    Tibbs wartete ein Weilchen, griff dann in die Tasche, zog. seinen Ausweis hervor und hielt ihn dem Jungen unter die Nase. Er tat das selten und ungern; wenn er sich ausweisen mußte, bevorzugte er eine schlichte Visitenkarte. Aber in diesem Fall war die Dienstmarke die einzig richtige Antwort.
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?« fragte der Schlaks.
    »Jetzt weißt du’s«, sagte Tibbs gelassen. »Wie heißt du?«
    Der Halbwüchsige trat von einem Fuß auf den anderen. »Charlie Dempsey. Aber ich werde Sport genannt.«
    »Okay, Sport, wie kam es zu der Schießerei?«
    »Also, wir gondelten in meinem Wagen rum, hatten nichts besonderes im Sinn, da sehen wir diesen Jungen. Sah ganz so aus, als hätte er sich verlaufen, deshalb hielt ich an. Dachte, er braucht vielleicht Hilfe.«
    »Nur so?«
    Wieder bewegten sich die Schultern nach unten und nach oben. »Dachte mir, wenn wir den Kleinen zu Hause abliefern, springt vielleicht ein Dollar oder auch zwei für uns heraus.«
    Tibbs nickte bedächtig, als wäre er mit der Erklärung zufrieden. »Bist du ausgestiegen?«
    »Nein, Beater, der stieg aus. Ging nett und ganz freundschaftlich auf den Kleinen zu. Als sie miteinander redeten,

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