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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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wir in die richtige Stimmung kommen«, erklärte ich, schaltete den lokalen Top-40-Sender ein und fühlte mich blutjung und rebellisch. Wahrscheinlich war das nicht die beste Voraussetzung für einen Einbruch in eine Highschool in Zentral-Texas.
    »Und wie genau schnappen wir uns das Kleid?«, fragte Janice nervös, als wir auf den Parkplatz der Willow-Creek-Highschool bogen. Schmatzend rollten wir Kaugummis im Mund herum. Darauf hatte ich bestanden, um den Look zu vervollkommnen.

    Ich nahm eine Nagelfeile aus der großen WCHS-Segeltuchtasche, die ich zu Hause gefunden hatte.
    »Was?«, jammerte Janice, einer Panik nahe. »Du willst Indias Spind aufbrechen? Das dürfen wir nicht tun!«
    »Und du nennst dich Enthüllungsreporterin.«
    »Und du hast behauptet, ein Einbruch würde gegen das Gesetz verstoßen.«
    »Das war, bevor ich das rote Cape um meine Schultern gelegt habe.«
    »Wovon redest du?«
    »Vergiss es. Wir müssen uns beeilen.« Ich sprang aus dem Auto und blies meinen Kaugummi auf, schleifte die Tasche hinter mir her und stolperte beinahe in den klobigen High Heels, die Savannah mir eingeredet hatte. »Bevor die Kids ihre Klassenzimmer wechseln, müssen wir hineingehen, damit wir sehen, wo India ihren Spind hat.«
    Anscheinend konnte Janice sich nicht dazu aufraffen, aus dem Volvo zu steigen. Ich rannte zur Beifahrerseite und riss die Tür auf. »Hast du nicht gesagt, du willst eine gute Mutter sein, die ihrer Tochter beisteht?«
    »Ja, eine hilfsbereite Mom. Aber keine, die von acht Uhr morgens bis zehn Uhr abends Dienst hat.«
    Ich lachte. »Nun komm schon, Janice.«
    Nach einem tiefen Atemzug kletterte sie aus dem Auto. »Du weißt doch, dass das verrückt ist?«
    »Klar«, bestätigte ich und zog sie mit mir.
    Glücklicherweise dauerte es nur ein paar Sekunden, bis sie sich mit ihrer Rolle identifizierte. »Okay, mischen wir uns ganz unauffällig unters Volk«, murmelte sie wild entschlossen.
Ob sie mich oder sich selber überzeugen wollte, wusste ich nicht.
    Wir stiegen die Zementstufen zur Tür an der Westseite des Schulgebäudes hinauf, huschten hinein, eilten einen Korridor entlang, dann noch einen und kämpften uns durch das Labyrinth der WCHS.
    Je weiter wir kamen, desto besser spielte Janice ihren Part. Als die Glocke erklang und die Kids aus den Klassenzimmern auf die Flure strömten, schlurfte meine Komplizin betont lässig dahin. »Hey, Mann, was geht hier ab? Die absolute Härte!«
    »Hey«, antwortete ein Junge. »Seit wann gehen Großmütter in die Schule?«
    Das war’s dann wohl mit der unauffälligen Anpassung.
    »Senk den Kopf«, mahnte ich.
    Kurz bevor die Glocke zur fünften Schulstunde läutete, sahen wir India bei ihrem Spind stehen. Sie öffnete ihn nur einen Spaltbreit, warf ein Buch hinein, nahm ein anderes heraus, versperrte ihn und ging davon.
    Wir rannten los, sobald die Glocke gebimmelt hatte. Jetzt, wo die Kinder in den Klassenzimmern verschwunden waren, herrschte eine fast ohrenbetäubende Stille in dem langen Gang.
    »Da ist der Spind«, flüsterte ich, ließ die Tasche fallen und nahm die Nagelfeile heraus. Vorsichtig spähte ich nach links und nach rechts. Zu beiden Seiten reihten sich Spinde aneinander, eine große Uhr hing an der Wand.
    Ein Uhr zweiunddreißig. Ich steckte die Feile ins Schloss und begann zu arbeiten. Sosehr ich mich auch bemühte - ohne Erfolg.

    »Beeil dich!«, mahnte Janice.
    »Ich tu mein Bestes.«
    »Lass mich mal ran.« Sie riss mir die Feile aus der Hand und stocherte in dem Schloss herum, das nicht einmal klickte.
    »Da kommt jemand«, keuchte ich. Plötzlich hörte ich Schritte, ein Echo, das vom Ende des Flurs heranhallte. Ich packte die Feile und schob sie zwischen die Tür und den Metallrahmen des Spinds. Mit aller Kraft (von einer heftigen Adrenalinwelle angespornt) stemmte ich mich dagegen, bis die Tür aufsprang. Verblüfft wichen wir zurück, als das Kleid herausfiel. Bevor es am Boden landete, griff ich danach.
    »Oh, wir haben’s!«, quietschte Janice.
    Nun wurden die Schritte lauter.
    »Großer Gott, schnell!«, flüsterte ich. Hektisch stopften wir die aufgebauschte Masse aus Satin, Tüll und Organza in die Tasche. Beinahe klemmte der Reißverschluss unsere Finger ein. Dann stürmten wir durch die Korridore davon. Die Schule hatten wir beide besucht, und so fanden wir uns mühelos zurecht, obwohl seit unserem Highschool-Abschluss mehrere Jahre verstrichen waren.
    Rechts, dann links - bedrohlich schlitterten unsere klumpigen

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