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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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holte auch ich tief Atem. Auf der restlichen Fahrt schwiegen wir wieder. Als wir am Ende der langen Zufahrt hielten, fühlte ich mich frustriert und verwirrt. Ich wollte aussteigen. Aber Ridgely hielt meinen Arm fest und befahl Ernesto, uns allein zu lassen.
    In ihren Augen erschien ein seltsamer, fast melancholischer Ausdruck. Es dauerte sehr lange, bis sie zu sprechen begann. »Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
    Da war ich mir nicht sicher. Dieses Gespräch konnte in alle möglichen Richtungen führen, und keine erschien mir besonders erstrebenswert.
    »Ich dachte niemals, ich wäre schön.«
    Was? Meine Mutter, die ständig mit ihrer Schönheit prahlte, fand sich nicht schön ?
    »In meiner frühen Jugend war ich’s wirklich nicht«, fügte sie hinzu und strich ihren Rock glatt, der ohnehin perfekt saß. »Später habe ich mich - irgendwie weiterentwickelt, und ich war ziemlich überrascht, als die Leute anfingen, mich schön zu nennen. Du weißt ja, wie
eins zum anderen führt … Bald bemühte ich mich, immer schöner zu werden. Und als die Leute eine perfekte Schönheit in mir sahen, behandelten sie mich ganz anders. Das war unglaublich - und es zerrte an meinen Nerven, denn ich hielt mich niemals für perfekt. Stattdessen war ich vom Gegenteil überzeugt. Aber ich lernte, eine vollkommene Fassade zu zeigen, meine Schwächen zu verbergen. Und mit dieser Fassade überzeuge ich die Menschen.«
    War es das, was die Sprünge verursacht hatte?
    »Ist es denn verwerflich, wenn ich mich schön fühlen möchte?«, fragte sie.
    Was sollte ich darauf antworten? Um das Problem realistisch zu betrachten - gab es eine Antwort? Geriet sie nur deshalb immer wieder in Schwierigkeiten, weil sie sich so sehr bemühte, Aufmerksamkeit zu erregen?
    »Erinnerst du dich an deine Kindheit?« In der Stimme klang ein zärtliches Lächeln mit. »Wie du das rote Badetuch aus dem Wäscheschrank genommen und wie ein Cape um deine Schultern gelegt hast? Damit hast du stundenlang dagesessen, ernsthaft mit irgendwelchen Dingen beschäftigt. So süß war das. Aber ich dachte, du hättest in diesem Cape lieber in den Garten laufen und dich amüsieren sollen. Aber du wolltest immer nur arbeiten. Schon mit vier Jahren.«
    Brennend stieg das Blut in meine Wangen, und ich wagte ihr nicht zu gestehen, dass der Gedanke an dieses längst verschwundene rote Badetuch immer noch ein Rettungsanker in den Stürmen meines Lebens war.
    »Leg dein rotes Cape nur noch ein einziges Mal um
deine Schultern, Carlisle, und bring das alles in Ordnung.« Hoch dramatisch, sogar nach den Kriterien meiner Mutter. »Dann werde ich dich nie mehr mit Debütantinnenbällen oder Scheidungen belästigen. Das verspreche ich dir.«

27
    Nachdem meine Mutter ins Haus gegangen war, blieb ich noch eine ganze Weile im Auto sitzen. Keine Ahnung, was ich empfand … Im emotionalen Bereich völlig außer Übung, wusste ich nicht, welchen Sinn Ridgelys Enthüllungen ergaben.
    Schließlich betrat ich die Halle. Die erste Person, die mir begegnete, war Janice. Und da erkannte ich, was ich tun würde. »Komm mit!« Ich packte ihren Arm und zog sie zur Treppe.
    »Wohin?«
    »Wir fahren zur Highschool.«
    Besorgt starrte sie mich an. »Wozu?«
    »Um das Kleid zu holen.«
    »Machst du Witze?«
    »Nein, erstaunlicherweise nicht. Wenn India das Kleid wirklich gestohlen hat, darf sie’s nicht behalten.«
    »O Carlisle, das ist Wahnsinn, wir können unmöglich in die Schule gehen …«
    Ich warf ihr einen kurzen Blick zu. »Willst du das Kleid haben oder nicht?«

    »Doch. Deshalb telefoniere ich ja dauernd herum. Irgendwo im Staate Texas muss es doch noch so ein Kleid geben.«
    »Und wie läuft’s?«
    »Niemand kann eins finden«, gestand sie kleinlaut.
    »Also, Mom? Was wirst du unternehmen?«
    »O Gott!«, stöhnte sie, aber sie ließ sich in den Oberstock hinaufführen, wo ich Savannah um Hilfe bat.
    »Mach irgendwas, damit wir wie Teenager aussehen.«
    »Gütiger Himmel, ich bin zwar sehr talentiert, aber ich kann keine Wunder vollbringen«, protestierte sie und betrachtete Janice’ siebenunddreißigjährige, in Gaze und Musselin gehüllte Gestalt.
    Trotzdem gelang ihr eine bemerkenswerte Leistung - mit einem sensationellen, schrillen Make-up, passenden, aus Morgans Schrank entwendeten Outfits und ein paar alten Halloween-Accessoires.
    Als »Teenager« verkleidet, stiegen Janice und ich in den Volvo und brausten durch die Straßen. Das Radio plärrte in voller Lautstärke.
    »Damit

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