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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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High Heels über den glänzend polierten Linoleumboden.
    »Nur noch ein Korridor, dann sind wir gerettet«, ächzte Janice.
    Wir rasten um eine Ecke und erreichten den Gang, der zur Seitentür führte - und stießen beinahe mit Mr. Sisk
zusammen. Schon während unserer Schulzeit war er der stellvertretende Direktor gewesen.
    »Was zum Teufel treibt ihr Mädchen außerhalb eurer Klassenzimmer?«

28
    Flucht/Flucht/Subst. (13c): 1.: vor einer Verhaftung. 2.: vor der äußerst peinlichen Situation, in einer Highschool ertappt zu werden, deren Atmosphäre man nicht sonderlich genossen hatte, als man sich dort aufhalten sollte, und die einem noch weniger gefiel, als man nichts darin zu suchen hatte.
    Aber vielleicht gilt das nur für mich.
    Ich kann nur sagen, zum Glück war Mr. Sisk an die hundert Jahre alt. Im Gegensatz zu den Schülern konnte er nicht feststellen, dass die Mädchen, die er erwischt hatte, wesentlich älter waren als seine Schülerinnen. Offenbar ist »Alter« ein relativer Begriff.
    »Oh - Mr. Sisk …«, stotterte ich.
    »Was geht hier vor, meine jungen Damen?«
    »Äh …«
    »Äh …«
    Eine Pulitzerpreisträgerin und eine Spitzenanwältin, und uns fiel nichts Besseres ein.
    »Begleiten Sie mich!«, befahl er.
    Dabei würde nichts Gutes herauskommen, das wusste ich. Erstens war ich in dieser Phase meines Lebens nicht
an einer Stunde Nachsitzen interessiert. Und zweitens würde ich mir vermutlich eine Nacht im Willow-Creek-County-Gefängnis einhandeln, wegen unbefugten Eindringens ins Schulgebäude, gewaltsamer Öffnung eines Spinds und - anders kann man’s nicht formulieren - wegen Diebstahls.
    Ja, ich versuchte das ehrwürdige Erbe meiner Familie und ihren guten Ruf zu retten. Ja, ich trug wieder mein rotes Cape. Aber verglichen mit meinem Fehlschlag würde die Rinaldi-Episode geradezu harmlos wirken. Also gab es nur eine einzige Möglichkeit.
    Während wir dem stellvertretenden Rektor folgten, spähte ich zu Janice hinüber.
    Lauf, formten meine Lippen.
    Was?
    LAUF!
    Und so entrannen wir der peinlichen Situation - wir türmten.
    »He!«, schrie Mr. Sisk uns nach. »Kommen Sie sofort zurück!«
    Sonst noch was, würden unsere jungen Debütantinnen sagen.
    Während ich die Beschäftigung von Sicherheitspersonal in den Schulen voll und ganz befürworte, dankte ich unserem guten Stern, weil sich die Leitung der Willow-Creek-Highschool noch nicht zu dieser Taktik entschlossen hatte. Wir stürmten zur Seitentür hinaus, auf den Parkplatz, sprangen ins Auto und rasten davon, bevor Mr. Sisk den Gehsteig erreichte. Zweifellos hatte er seinem alten Herzen so viel zugemutet wie schon seit Jahren nicht mehr.

    »Ich fühle mich elend«, gestand ich meiner Schwägerin, sobald wir in Sicherheit waren, und rang krampfhaft nach Atem.
    »Ja, ich auch.«
    »So klingt das aber gar nicht.«
    Grinsend schaute sie mich an. »Wir haben das Kleid, wir haben das Kleid!«
    Doch unsere Freude schwand, als wir daheim ankamen und das Kleid auspackten.
    Janice’ eben noch freudestrahlendes Gesicht verzerrte sich. »Scheiße, es ist ruiniert!«
    Damit übertrieb sie nicht. Das weiße Ballkleid war zerknittert und schmutzig und erweckte den Eindruck, India hätte es auf den Schulparkplatz geworfen, um es zu zertrampeln.
    Lupe eilte in die Küche, warf einen Blick auf die Bescherung und schnalzte mit der Zunge. »Das mache ich wieder gut.« Dann riss sie das Kleid aus Janice’ Händen und verschwand.
    Verzweifelt begann meine Schwägerin, auf und ab zu wandern. »Nein, es ist rettungslos ruiniert.«
    »Du unterschätzt Lupes Fähigkeiten«, entgegnete ich.
    Herzlos überließ ich sie ihrem Gram und stürzte mich in die Arbeit. Die Zeit verflog im Nu. Ehe ich wusste, wie mir geschah, hörte ich Morgan mit Janice’ älteren Kindern aus der Schule nach Hause kommen. Kurz danach erwachte Robbie aus seinem Mittagsschlaf. Mit voller Lautstärke wies er uns alle auf seine Existenz hin.

    Ich stieg die Treppe hinab, gerade rechtzeitig, um Lupe aus der Waschküche treten zu sehen. Strahlend weiß und wunderschön hing das Ballkleid an einem wattierten Bügel, den sie voller Stolz hochhielt. »Für Sie, Miss Morgan.«
    »Oh, mein Gott!«, hauchte das Mädchen. »Mein Kleid! Woher haben Sie’s, Lupe?«
    »Das hat Ihre Mama geholt.«
    Morgan wandte ich zu ihrer Mutter. »Soll das ein Witz sein? Wie denn?«
    »Nun …« Mit dieser Frage hatte Janice offenbar nicht gerechnet. »Ich habe es gefunden.« Warnend hob ich die Brauen, und sie

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