Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
Vom Netzwerk:
Befragung wirkte die Luft im Gerichtssaal viel zu heiß, sogar schmutzig. Und infolge der detaillierten Schilderungen zweifelte niemand an einer Affäre zwischen meiner Mutter und Martin Pender. Nicht einmal ich glaubte, er hätte die pikanten Storys erfunden.
    »Das Gericht wird morgen um zehn wieder zusammentreten«, kündigte der Richter an und schob seinen Stuhl so abrupt zurück, dass die lederne Lehne gegen die Wand prallte und der Gerichtsdiener laufen musste, um seinen Job zu erledigen.
    Auf der Heimfahrt schwiegen Ridgely und ich. Was sollte ich sagen? Mir fiel nichts ein. Und nach allem, was ich im Gerichtssaal gehört hatte, konnte ich ihr auch nicht in die Augen schauen.
    Als würde sie meine Gedanken lesen, seufzte sie und schaute aus dem Seitenfenster. Willow Creek glitt an uns vorbei, und ich studierte ihr Profil. Schließlich fragte ich: »Warum hat’s Jack Blair auf dich abgesehen?«
    Ihr Kopf fuhr zu mir herum. »Wovon redest du?«
    »Offen gestanden, ich weiß es nicht. Anfangs dachte ich, er wollte mir etwas heimzahlen. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich habe das Gefühl, er ist hinter dir her …« Unwillkürlich zuckte ich zusammen. »O Gott, Mutter, hattest du auch mit ihm Sex?«
    »Carlisle! Um Himmels willen, nein!«

    Mochte es stimmen oder nicht, ich glaubte ihr. »Warum dann?«, beharrte ich.
    »Wer weiß? Weder die Bennetts noch diese Blairs waren jemals besonders freundlich zu uns.«
    Genau genommen war Ridgely niemals freundlich zu ihnen gewesen.
    »Wie auch immer«, fuhr sie fort, »kein anderer Mann hat mich jemals so unhöflich behandelt.«
    »Im Allgemeinen erwartet man von Anwälten keine guten Manieren.«
    »Ganz egal, welchen Beruf jemand ausübt - alle Leute sollten sich anständig benehmen.«
    Ausgerechnet meine Mutter sprach von Anstand …
    Wir schwiegen wieder, und die angespannte Stille begleitete uns wie ein unwillkommener Fahrgast.
    »So wird es sicher nicht klappen«, bemerkte sie nach einer Weile.
    »Was schlägst du vor?«
    »Hör auf, dich wie ein Kind zu verhalten.«
    »Ich bin kein Kind.«
    In Gedanken stampfte ich mit dem Fuß auf. Dann ermahnte ich mich: Du bist eine erfolgreiche erwachsene Frau und eine tüchtige Anwältin.
    »Das begreife ich nicht, Mutter. Seit ich nach Willow Creek zurückgekommen bin, nörgelst du an mir herum. Warum hast du mich gedrängt, deinen Scheidungsfall zu übernehmen, wenn du meinen Fähigkeiten misstraust? Außerdem hilfst du mir kein bisschen.«
    »Du meine Güte, Carlisle, was stimmt denn nicht mit dir?«

    Ruckartig richtete ich mich auf. »Was mit mir nicht stimmt? Schau doch zur Abwechslung mal in den Spiegel - und zwar nicht nur, um deine Schönheit zu bewundern!«
    Reglos saß sie neben mir, ein schlechtes Zeichen. Doch ich war zu sehr mit meinem Zorn beschäftigt, um das wahrzunehmen.
    »Jahrelang hast du mich gezwungen, dir aus allen möglichen Klemmen zu helfen, was schon schlimm genug ist. Aber du warst nie mit der Art und Weise zufrieden, wie ich’s geschafft habe. Warum gerätst du denn dauernd in Schwierigkeiten? Warum hörst du nicht endlich auf, die Aufmerksamkeit aller auf dich ziehen zu wollen? Warum kannst du dich nicht wie eine normale Mutter benehmen?«
    Natürlich erwartete ich ein Mindestmaß an Zerknirschung. Doch ich wurde enttäuscht.
    »Ganz einfach - nette, schüchterne Fußabstreifer bringen es nicht allzu weit im Leben«, erwiderte sie in frostigem Ton und musterte mich von oben herab. »Und wenn man Aufmerksamkeit erregen will - was ist denn so falsch daran?«
    »Nichts, falls man eine Schauspielerin oder Opernsängerin oder Politikerin ist - oder was auch immer. Aber es gehört sich nicht für meine Mutter am Elternsprechtag in der Willow-Creek-Grundschule. Oder auf meinen Geburtstagspartys. Oder als ich im Diskussionswettbewerb von Zentral-Texas in die Endrunde kam. Da hättest du keine Aufmerksamkeit auf dich ziehen dürfen. Du warst eine Erwachsene, eine Mutter, kein Kind. Aber nein, eine
richtige Mom konntest du niemals sein. Keine Schürze, keine Kekse, keine einfachen Fragen, zum Beispiel: ›Wie war’s denn heute in der Schule, Liebes?‹«
    Die Finger in die Polsterung des Rücksitzes gekrallt, verstand ich mich selber nicht. Unglaublich, was da alles aus mir herausgebrochen war …
    Ernesto warf einen nervösen Blick in den Rückspiegel. Warum auch nicht? Auch er kannte das ungeschriebene Wainwright-Gesetz, Konfrontationen um jeden Preis zu vermeiden.
    So wie meine Mutter

Weitere Kostenlose Bücher