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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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Mundwinkel berührte - so selbstverständlich, als würde er das jeden Tag tun. Dann zog er seinen Finger mit der glänzenden Zuckerglasur zurück, und wir erstarrten beide.
    Sobald ihm bewusst wurde, was er getan hatte, runzelte er die Stirn und schien einen Fluch zu unterdrücken. Und ich erstarrte, weil ein verräterischer Schauer durch meinen Körper rann, und zwar an ungehörigen Stellen. Zumindest, wenn sie von Jack Blair hervorgerufen wurden. Jetzt gehörte er nicht mehr zu meinem Leben.

    Nach meinem Abschluss in der Willow Creek High war ich auf die Willow Creek University gegangen. Da studierte auch Jack - hinreißend, wild, furchterregend, kampflustig. Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) wurde er von allen Mädchen auf dem WCU-Campus angehimmelt. Während meiner restlichen Highschool-Jahre war ich bei meinem Entschluss geblieben, den Jungs aus dem Weg zu gehen.
    Eifrig bestrebt, als Anwältin Karriere zu machen, konzentrierte ich mich auf mein Studium. Aber nicht einmal ich konnte die Nase immer nur in Bücher stecken. Ich musste mich auch bewegen. Deshalb joggte ich und ging regelmäßig ins Fitnesscenter.
    Als ich Jack wiedersah, war ich total verwirrt. Es fiel mir schwer, die Gesellschaft meiner Wohngenossin Betsy zu meiden, die Sex mit ihrem Freund Eddie zur physischen Aktivität erkoren hatte, statt zu laufen. Ständig hing er in unserem Studentinnenquartier herum und brachte seine Freunde mit, zu denen natürlich auch Jack zählte.
    Gerade war ich aus dem Fitnesscenter zurückgekommen, meine Joggingschuhe in einer großen Tasche, und versuchte Eddie und seiner Clique auszuweichen. Auf Zehenspitzen schlich ich ins Haus und steuerte mein Zimmer an.
    »Wenn das nicht die kleine Carlisle Cushing ist!«
    Ich schauderte, 1.: weil ich, falls ich das Jurastudium nicht schaffte, wohl kaum Plan B verwirklichen und Spionin werden konnte, 2.: weil diese Stimme Roger Dubac gehörte, einem höheren Semester aus der Kategorie
»nicht besonders nett«. Dieser Bär von einem Mann betrieb nur einen einzigen Sport - er trank Bier.
    »Hallo, Roger.« Den Kopf gesenkt, ging ich weiter.
    »Warst du in diesem grausigen Outfit joggen?«
    Shorts und kurzärmelige T-Shirts kaufte man nicht in Edelboutiquen. Und wenn schon … Ich zählte bis zehn, um nichts zu sagen, das die Situation verschlimmert hätte.
    »Neulich sah ich deine Mutter und deine Schwester in der Stadt«, fügte er hinzu und grinste anzüglich. »Die würden so ein grässliches Zeug niemals anziehen. O Mann, die beiden wären genau meine Kragenweite.«
    Jetzt funktionierte die Zählerei nicht mehr. Ich wirbelte herum, wollte ihm die Meinung geigen oder die schwere Tasche ins Gesicht schmettern, doch dazu bekam ich keine Chance.
    »Was zum Teufel ist dein Problem, Roger?«
    Da stand Jack wie ein Ritter in schwarzer Lederrüstung.
    Das dunkle Haar, glatt zurückgekämmt, berührte seine breiten Schultern, und die Lederjacke enthüllte nur ein bisschen was von seinem schwarzen T-Shirt.
    In der Highschool hatte er beunruhigend gewirkt. Und jetzt, auf dem College, stand alles an ihm auf GEFAHR, in großen, gelben Neonbuchstaben.
    »Was geht dich das an?«, stieß Roger hervor.
    Jack war größer als Roger. Aber der übertrumpfte ihn mit mindestens hundert Pfund schierem Fett. Und trotzdem - ein Blick in Jacks Gesicht hätte einen Pitbull veranlasst,
sein nietenbeschlagenes Metallhalsband gegen rosa Spitze einzutauschen. Roger runzelte argwöhnisch die Stirn, doch er wich nicht zurück.
    »Mehr als du glaubst«, erwiderte Jack. »An deiner Stelle würde ich schleunigst verschwinden. Sonst erlaube ich ihr, dich mit ihrer Tasche zu verprügeln. Und die sieht bedrohlich aus.«
    Roger murmelte etwas Unverständliches, begann in Richtung Küche zu stapfen, aus der er gekommen war, und Jack wandte sich zu mir.
    »Tut mir leid …«
    Plötzlich fuhr Roger herum, stürzte sich auf ihn und überrumpelte ihn. Jack taumelte, aber nur sekundenlang. Dann rangen sie miteinander, bis alle aus der Küche gerannt kamen.
    »Scheiße!«, schrie Eddie. »Was treibt ihr denn da?«
    »Verdammt!«, japste ein anderer Junge, den der Kampf sichtlich beeindruckte.
    »He, he, he!«, kreischte ich. Die beiden prallten krachend gegen die Wand, und ich hatte die Kaution für dieses Haus bezahlt. »Hört sofort auf!«
    Nicht, dass sie mich beachteten. Ineinander verkeilt, schwankten sie wie betrunkene Tänzer zwischen der Wand und dem glücklicherweise massiven Eichentisch hin und her.

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