Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
herunterfiel.
»Und so sollen wir auch gehen?«, fragte Nellie. »Sorry, aber Sie sehen furchtbar dämlich aus.«
Ich blieb stehen, und das Buch rutschte von meinem Kopf. Zum Glück fing ich es auf. Dann drehte ich mich zu den Mädchen um. Janice bekämpfte ihren Lachreiz. Als ich sie fragend anschaute, nickte sie. »Ja, es sieht ein bisschen - seltsam aus.«
Ärgerlich hielt ich ihr das Buch hin. »Dann mach du’s!«
»O nein.« Sie wich zurück. »Ich nicht.«
Sasha stand auf und lächelte freundlich. »Das würde ich gern übernehmen.«
Doch das ließ India nicht zu. Sie entriss mir das Buch, bevor ich es Sasha geben konnte. Siegessicher stolzierte sie zum anderen Ende des Raums. »Okay, ich zeige euch, wie man’s macht.« Sie balancierte das Lexikon auf ihrem Kopf und schlenderte dahin. Trotz ihrer Zehn-Zentimeter-Absätze und des Minirocks leistete sie erstaunlich gute Arbeit - für eine Prostituierte, die an der mexikanischen Grenze entlangtänzelt.
»Vielleicht ein etwas dezenterer Hüftschwung«, schlug ich vor.
India schnaufte verächtlich, aber sie befolgte meinen Rat. Nachdem sie zur anderen Seite des Salons zurückgekehrt war, applaudierte das Publikum. Sie nahm das Lexikon vom Kopf und knickste lächelnd. Aber den texanischen Knicks enthielt sie uns vor.
Nun wollten alle Mädchen ihre Fähigkeiten testen, und ich musste mehrere Bücher holen. Wir verlegten unser Training in die Halle. Immer wieder landeten die Bücher
krachend auf dem Marmorboden, und der Lärm hallte durch das ganze Haus. Konnte es irgendjemanden überraschen, dass meine Mutter auf dem Treppenabsatz erschien?
Voller Zuversicht schenkte ich ihr ein Lächeln. Siehst du, welche Fortschritte wir machen?
Dann kam Morgan an die Reihe, und ich schickte ein stummes Gebet zum Himmel. Wir beobachteten, wie sie ein Buch auf den Kopf legte. Vorsichtig begann sie, die Halle zu durchqueren, aber sie schaffte es nicht. »Verdammt, das ist so uncool.«
Janice lächelte fröhlich. »Das musst du nicht tun.«
»Was bist du eigentlich, Mom? Eine zerbrochene Schallplatte?«
»Oh, ich versuche nur dir zu helfen.«
»Klar!«, fauchte Morgan.
»Ja, wirklich. Und weil ich es gut mit dir meine, gebe ich dir einen wertvollen Rat: Ohne diese Stiefel könntest du sicher besser gehen.«
Ich fürchtete, meine junge Nichte würde explodieren. Und India, die nie die Friedensstifterin war, nickte arrogant und goss Öl ins Feuer. »Kampfstiefel sind ja so mega-out.«
»Was sagst du dazu, Morgan?«, beharrte Janice.
Leider stand ich zu weit weg. Sonst hätte ich meine Schwägerin verscheucht wie ein Notdienst, der die Verkehrsteilnehmer mit orangegelben Flaggen von Unfallstellen fernhält. Natürlich ahnte ich, auf welch gefährliches Terrain sie sich wagte.
Meine Nichte starrte India an. Dann fuhr sie zu ihrer
Mutter herum, die neuen braunen Haare umflatterten ihre Schultern, die blauen Augen verengten sich. »Was soll ich denn sagen, Mom? Wär’s dir lieber, ich würde Altweiberschuhe tragen wie Sasha? Oder Stilettos wie India? Was für Schuhe willst du an mir sehen?« Resignierend seufzte sie. »Oh, ich weiß es - diese idiotischen Hippie-Sandalen, die du so großartig findest. Wenn du’s noch nicht gemerkt hast - auch die sind mega-out. Anscheinend sind wir beide Freaks!«
Wütend stürmte sie die Treppe hinauf, an meiner Mutter vorbei, die reglos dastand. Ich wollte etwas sagen - keine Ahnung, was. Doch da hörte ich den halb erstickten Schrei und drehte mich gerade noch rechtzeitig um, so dass ich sah, wie India ein Buch von Sashas Kopf riss und zu Boden schleuderte.
»Oh, du bildest dir ein, du wärst einsame Spitze!«, zischte sie. »Aber das bist du nicht - sondern ein hochnäsiges Biest, das niemand mag!«
»Besser ein hochnäsiges Biest als eine Nutte!«
Erschrocken sprang ich hinzu, zerrte die Mädchen auseinander, bevor sie wie Wildkatzen am Boden balgten, und scheuchte sie in den Empfangssalon zurück. Ich kniff die Augen zusammen, und als ich sie wieder öffnete, schüttelte meine Mutter den Kopf.
»Dieses Debakel wird nicht nur die Symphony Association und unseren Familiennamen ruinieren«, prophezeite sie. »In ganz Willow Creek werden sich diese Mädchen zum Gespött machen, bis an ihr Lebensende wird man sie an diese Blamage erinnern. Das müsste dir klar sein - wenn du an dein eigenes Debüt denkst.« Ihr Blick
drohte mich zu durchbohren. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand in ihrem Zimmer.
13
Entnervt
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