Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
mir einfach rausgerutscht. Aber du weißt ja, wie schwierig es ist, deiner Schwester irgendwas zu verheimlichen. Nicht einmal die chinesische Wasserfolter und die spanische Inquisition könnten sich mit ihr messen. Also gibt man’s am besten auf und bringt’s hinter sich.«
»Für mich mag das gelten. Würdest du’s auch aufgeben, Janice? Ich dachte, du wärst stärker.«
Offensichtlich war sie von sich selber enttäuscht.
Und plötzlich gewann ich den Eindruck, dass ihre ganze Existenz gefährdet war. Die Rückkehr in die Heimatstadt, der zeitraubende Job ihres Ehemanns, der Wunsch ihrer Tochter, auf dem Symphony-Ball zu debütieren, Janice’ Bemühungen, dieses Event erfolgreich zu gestalten, wenn auch nicht im traditionellen Stil … Fragte sie sich, ob sie tatsächlich Fortschritte gemacht hatte, seit sie aus Willow Creek weggezogen war?
Savannah lächelte tückisch. »Treibst du’s mit einem Felipe, Carlisle?«
»Um Himmels willen!« Meine Mutter rauschte in die Küche. »Was für eine Ausdrucksweise muss ich unter meinem eigenen Dach ertragen?« Dann entdeckte sie Jack. »Was soll das? Fraternisation mit der Gegenseite?«
Nun lächelte Savannah noch bösartiger. »In letzter Zeit passiert das ziemlich oft.«
Ridgelys Lippen verkniffen sich.
»Guten Tag, Mrs. Ogden«, grüßte Jack mit einem Lächeln, das Savannahs Bosheit noch übertraf.
»Anscheinend findet Carlisle Gefallen am Telefonsex«, erklärte meine Schwester.
Meine Mutter, Savannah, Janice und Lupe starrten mich an. Dann musterten sie Jack von oben bis unten.
Abwehrend hob er die Hände. »Damit habe ich nichts zu tun.«
»Hört auf!«, verlangte ich. »Alle! Warum bist du hier,
Jack?« Meine verkrampften Kinnmuskeln begannen zu schmerzen.
»Wie ich soeben erfahren habe, hat Richter Howard den Fall abgegeben.«
Meine Mutter seufzte. »So ein netter Mann …«
»Nun wird Richter Theodore Weston ihn ersetzen.«
»Oh, Theo ist wundervoll. Auch mit ihm bin ich ein paarmal ausgegangen.«
»Mit wem bist du eigentlich nicht ausgegangen?«, fragte Savannah.
Statt zu antworten, lachte sie nur und eilte davon. Lupe, Janice und meine Schwester folgten ihr auf den Fersen. Aber Jack rührte sich nicht von der Stelle.
»Also, wer ist dieser Phillip?«
Als ob ich ihm das erzählen würde … Beinahe hätte ich spöttisch gegrinst. Keine Sekunde lang glaubte ich, Jack würde eine Information für sich behalten, die ich ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraute. Wahrscheinlich würde er sie vor Gericht gegen mich verwenden. Nur damit Sie’s wissen - ich hatte ihm meine Verlobung ebenso verschwiegen wie er mir seine, doch das ließ sich nicht miteinander vergleichen, denn meine Verlobung war wirklich ein Geheimnis. Durfte man von mir erwarten, ich würde Jack einweihen, bevor ich meiner Mutter davon erzählt hatte?
»Das geht dich nichts an«, wiederholte ich.
»Komm schon, Cushing«, schmeichelte er mir. »Wir sind Freunde, erinnerst du dich? Also kannst du mir’s verraten.«
Niemals würden wir Freunde sein, trotz meines Angebots
im Gerichtssaal. Wir hatten es schon einmal versucht.
Wie bereits erwähnt, hatte der Freund meiner Wohngenossin sehr viel Zeit in unserem Haus verbracht, zusammen mit seinen Freunden. Und jedes Mal, wenn ich die Küche betrat und Jack mich anschaute, flatterten Schmetterlinge in meinem Bauch.
Irgendetwas Sonderbares verband mich mit ihm. Stets hatte ich mich von den meisten Leuten ferngehalten. Vor allem von den Jungs. Niemals wollte ich so wie meine Mutter werden. Ich glaube, das habe ich schon mehrmals betont. Aber an jenem ersten Tag in der Highschool und später, als Jack mich vor Roger Dubac gerettet hatte, war er mir ganz nahe gewesen. Wenn auch nur für ein paar Sekunden … Und sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte ihn nie mehr ganz aus meinem Herzen verbannen.
Und dann änderte sich alles, als ich eines Tages allein in dem kleinen Haus nahe dem Campus war und ein Käse-Sandwich grillte. Jack parkte sein Motorrad vor der Tür. »Gestern habe ich meine Bücher hier liegen lassen.«
Wieder einmal spürte ich seine intensive Ausstrahlung. Gefährlich und so attraktiv. Und was sich hinter seinem wilden Temperament verbarg, mochten nur wenige Menschen erkennen.
Er schnitt eine Grimasse. »Verdammt, brennt da was?«
Niemand hatte mir jemals vorgeworfen, ich sei eine Brandstifterin.
Erschrocken schrie ich auf und fuhr herum. Aber Jack rannte mir in die Küche voraus. Der Käse war
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