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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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der anderen Mutter nach. Dann wühlte sie wieder in den weißen Kleidern an den Ständern, von neuer Energie erfüllt. Voller Wehmut betrachtete Betty ihr Spiegelbild, die langen Spitzenärmel, das enge Oberteil, den weiten Taftrock, unter dem sich vermutlich eine Krinoline verbarg.
    »Da!« Wild entschlossen, als würde sie eine Streikpostenkette organisieren, reichte Janice ihrer Tochter ein Kleid. »Probier das an.«
    Rebellisch presste Morgan die Lippen zusammen, aber sie gehorchte.
    Die Ladenglocke bimmelte wieder, gefolgt von sekundenlanger Stille.
    »Hallo! Muss ich mich selber bedienen?«
    India.
    In einer grellbunten Rüschenbluse, hautengen Designer-Jeans und hochhackigen Plateauschuhen, eine Gucci-Tasche am Arm, schlenderte sie zu uns. Morgan kam aus dem Umkleideraum, das Gesicht grimmig verzerrt. Ob ihr Unmut dem Kleid oder Indias Ankunft galt, konnte ich nicht feststellen.
    Betty begrüßte den Neuankömmling geradezu enthusiastisch. »Hi, India!«, jubelte sie.

    »Was ist denn das - eine Party?«, fragte India und fixierte Morgan. »Sag bloß nicht, du willst dieses Kleid auf dem Ball tragen?«
    »Bitte, India«, mahnte ich.
    »Natürlich hat sie recht.« Morgan breitete die Arme aus und drehte sich um die eigene Achse. »So ein abscheulicher Fetzen …«
    India grinste selbstgefällig und begann, die Kleider zu begutachten.
    »Eigentlich dachte ich, Sie hätten schon ein Kleid«, sagte ich.
    »Ja, mein Dad ist mit mir nach New York geflogen. Dort haben wir eins gekauft. Bei Saks in der Fifth Avenue. Ein Traumkleid! Ich bin nur hier, weil ich meine Mom treffe. Wir wollen ein Kleid für sie aussuchen.«
    »Wirklich?«, fragten wir alle wie aus einem Mund.
    »Ja!«, fauchte sie und wandte sich wieder den Kleiderständern zu. Als sie ein Kleid hervorzog, funkelten ihre grellrosa Fingernägel im Neonlicht. Das Kleid, aus Seide und Spitze, mit Raglanärmeln, sah zwar hübsch aus, aber keineswegs sensationell. »Da, Morgan, das wird dir stehen.«
    Aber inzwischen hatte Morgan selber ein Kleid entdeckt. »Oh, mein Gott! Genau das Richtige!« Sie lief in den Umkleideraum und kam wenige Minuten später zurück. »Perfekt! Oh, ich liebe es!«
    »Wundervoll, Morgan«, sagte Betty.
    Meine Nichte stieg auf ein kleines Podest vor einem großen Spiegel, in einem Kleid, das sie einfach fabelhaft fand. Allzu viel verstehe ich nicht von der Mode, aber
ich würde sagen, es war eine Kreuzung zwischen Oscar de la Renta und ein bisschen Vera Wang. Es wirkte erstaunlich sittsam, mit langen Ärmeln, einem hohen Kragen, einem engen Oberteil aus weißem Satin, das in einen langen fließenden Rock überging. In diesem Outfit sah Morgan jung und elegant aus, sogar sexy, ohne allzu viel Haut zu zeigen.
    Langsam drehte sie sich hin und her, offenbar verwirrt von ihrem Spiegelbild, und sie schien nicht recht zu wissen, was sie von dieser neuen Morgan halten sollte.
    Janice presste eine Hand auf den Mund. »O Baby«, hauchte sie, »perfekt!«
    Wirklich und wahrhaftig, Mutter und Tochter, die eben noch kaum miteinander gesprochen hatten, lächelten sich an. Nur ganz schwach. Immerhin ein Schritt in die richtige Richtung.
    Aus Indias Handy tönte eine Melodie, die verdächtig sentimental klang. Als sie das Display prüfte, riss sie die Augen auf.
    »Mom?«, quietschte sie. »Wo bist du?«
    Ihr Gesicht glühte. Atemlos und aufgeregt hörte sie ihrer Mutter zu. Wir beobachteten sie, als würden wir uns ein Theaterstück anschauen.
    Nach einer Weile erlosch Indias Lächeln. In ihren Augen glänzten Tränen. »Aber du hast es versprochen«, klagte sie und kehrte uns den Rücken. »Heute wollten wir ein Kleid für dich kaufen.«
    Janice runzelte die Stirn. Seltsamerweise verengte sich meine Kehle, und Morgan hob besorgt die Brauen.
    »Okay, das verstehe ich. Aber du hast geschworen , dass
du zum Ball kommst, nicht wahr?« India lauschte wieder, dann nickte sie. »Okay, das ist gut.«
    Sobald sie die Aus-Taste gedrückt hatte, fuhr sie herum und gab vor, die Kleider zu inspizieren. Aber der seltsame Kloß in meiner Kehle verschwand nicht - nicht einmal, als India meine Nichte mit schmalen Augen musterte. »Das Kleid ist viel zu groß.«
    Verwundert starrten wir Morgan an.
    »Ja, viel zu groß«, bekräftigte India und zeigte auf meine Nichte. »Darin wirst du auf unserem Ball ganz grauenhaft aussehen.«
    »Tatsächlich?«, murmelte ich und schaute etwas genauer hin. Ja, die Schulternähte reichten bis zu Morgans Oberarmen.
    Janice holte eine

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