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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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marschierte in die Küche. »Die hat eins dieser Bälger gestohlen. Das weiß ich.«
    »Ah, Miss Savannah ist zurückgekommen«, murmelte Lupe.

18
    Wann immer ich mir wünschte, die Zeit würde schneller vergehen, schienen sich die Minuten dahinzuziehen wie Sirup in eisiger Kälte. Und die Tage tappten mit dem Zögern eines scheuen Rehs voran, das aus dem Schatten des Waldes späht. Aber wenn ich für irgendetwas Zeit brauchte, rasten die Minuten dahin wie Uhrzeiger in einem Gruselkabinett, und die Tage liefen davon wie ein Reh, das in der Jagdsaison aus dem Unterholz gescheucht wird. Während der Debütantinnenball näher rückte, verstrichen die Tage in atemberaubendem Tempo. Ehe ich zur Besinnung kam, brachen die diversen Partys der Mädchen über uns herein wie Regenfälle in Kuala Lumpur, brachten das Leben und die Emotionen aller Beteiligten durcheinander und trieben uns fast zum Wahnsinn.
    Niemand war überrascht, als India darauf bestand, dass ihre Party zuerst stattfand.
    So wie es der Tradition entsprach, traf zwei Wochen vor dem Ereignis ihre extravagante Einladung ein - ecrufarbenes Leinen, mit goldenen Buchstaben bestickt und mit Satinquasten verziert. Eher erleichtert als beeindruckt, freute ich mich über Indias guten Start.
    Getreu dem Versprechen, das sie uns bei ihrem ersten Besuch gegeben hatte, wollte sie mit allen Debütantinnen, deren Eltern und ein paar ausgewählten VIPs zu einem Dinner nach Manhattan fliegen - und zwar nicht nach Manhattan, Kansas.

    »Auf keinen Fall werde ich nach New York City reisen«, verkündete meine Mutter von ihrem Bett aus, ein Frühstückstablett aus edlem Porzellan neben sich. »Allein schon der Gedanke ist absurd.«
    Was die Gründe für ihre Weigerung anging, fielen mir mehrere Ausreden/Aus-re-den/Subst., Plur. (14c), ein. 1.: Wer hatte denn so viel Zeit? 2.: In New York konnte der April ziemlich kalt sein. 3.: An einem Tag hin- und zurückzufliegen - das kam mir wie ein Aufwand vor, der sich wohl kaum lohnte. Aber Ridgelys Urteil: Allein schon der Gedanke ist absurd, erschien mir dann doch zutreffend, in etwa so wie: Weil ich nicht will. Oder: Niemals werde ich mit India Blair und ihrer Familie irgendwohin fliegen.
    »Wenn du uns nicht begleitest«, versuchte ich sie in schmeichlerischem Ton umzustimmen und biss in ihr Croissant, das verschwenderisch mit importierter Himbeermarmelade bestrichen war, »glauben die Leute, du würdest die Party missbilligen.«
    »Selbstverständlich missbillige ich ein so protziges Fest, von einem vulgären Mädchen veranstaltet, das keine Ahnung hat, wie sich eine Dame benimmt.«
    Ich ließ das Croissant auf den Teller zurückfallen. »Darauf kommt es nicht an. Was du von den Mädchen hältst, spielt keine Rolle. Du musst dich für das hundertste Jubiläum des Debütantinnenballs engagieren, der von unserer Familie gegründet wurde. Zumindest, um den Schein zu wahren. Diese Dinge hast du mir schon mit der Muttermilch eingeflößt.«
    Ärgerlich winkte sie ab. »Du solltest solche Wörter nicht aussprechen.«

    »Welches Wort meinst du? Muttermilch?«
    Sie schüttelte den Kopf und wandte sich zur Seite. Seltsam - meine Mutter, die mehr Ehen hinter sich hatte als ich Dates, war prüde .
    »Okay, du hast mir von meiner Geburt an beigebracht, wie wichtig der äußere Schein ist. Besser?«
    Ridgely starrte mich an. »Also gut, ich komme mit. Aber nur unserem Namen zuliebe.«
     
    Die Blairs verfrachteten die acht Mädchen, deren Eltern, die Kadetten, einen Chaperon von der Militärakademie, mehrere Gäste, meine Mutter und mich in zwei Flugzeuge - eine Gulfstream IV und eine 737. Auf beiden Maschinen prangten die Worte BLAIR AIR. Dreieinhalb Stunden später landeten wir festlich gekleidet in New Jersey auf einem kleinen Rollfeld namens Teterboro, dann fuhren wir in einem komfortablen Bus nach Manhattan und erreichten die City durch den Lincoln Tunnel.
    Planmäßig trafen wir um sieben Uhr im Blair Tower ein. Der Lift brachte uns zur obersten Etage hinauf, wo uns ein extravagantes Ambiente erwartete - Champagnerbrunnen, Eisskulpturen, erlesene Delikatessen und der spektakuläre Ausblick auf die Lichter der Metropole, die wie Diamanten auf schwarzem Samt funkelten.
    »Hmpf«, räusperte sich meine Mutter.
    »Ein nettes ›Hmpf‹ oder ein verächtliches ›Hmpf‹?«, fragte ich.
    »Imposant«, gab sie zu. »Allerdings ein übertriebener Luxus für ein Mädchen, das gar nicht zu würdigen weiß, was ihm geboten wird.«

    Meine Mutter -

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