Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
angebracht wäre. Wenn man eine Blamage nicht verhindern kann, muss man das Beste daraus machen.
Zu behaupten, Jack würde unglücklich aussehen, wäre eine gewaltige Untertreibung. »Gefährliche Wut« würde seine Miene genauer beschreiben. Aber das würde zu melodramatisch klingen, also belasse ich es lieber bei »unglücklich«.
Entschlossen bot ich meine ganze seelische Kraft auf, ging zu Phillip und ergriff seinen Arm. »Jack Blair, ich möchte dich mit meinem Verlobten bekannt machen, Phillip Granger.«
Die beiden Männer, die so grundverschieden waren, fixierten einander wie zwei Revolverschwinger bei einem Showdown in einem Wildwestfilm. Das heißt, bis das drohende Glitzern in Jacks Augen erlosch. Nun grinste er amüsiert, vielleicht sogar erleichtert.
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er und streckte seine Hand aus.
Nach kurzem Zögern schüttelte Phillip ihm die Hand, dann schnitt er eine Grimasse, als er die Schokoladenflecken an seinen Fingern entdeckte.
»Tut mir leid, Mann«, sagte Jack. Nicht dass er so aussah, als würde er das Missgeschick bedauern.
»Gerade wollte Jack gehen«, erklärte ich.
»O ja«, bestätigte dieser, rührte sich aber nicht vom Fleck.
Ich schob ihn zur Tür.
Dort fuhr er so abrupt herum, dass ich stolperte. »Erst mal muss ich meine Hände waschen«, fügte er hinzu und schlenderte zur Spüle. »Ich will meinen Suburban nicht mit Schokolade beschmieren. Sagen Sie mal, Phil …«
»Phillip.«
»Klar. Wieso sind Sie eigentlich mit Carlisle verlobt?« Der Mann, den ich allmählich für den König der Unterwelt hielt, brach unfassbarerweise in Gelächter aus. »Natürlich haben wir schon von Ihnen gehört. Gewisserma ßen. Aber da fehlen uns noch einige Einzelheiten.«
Erbost starrte ich ihn an. »Davon brauchen wir nichts zu wissen. Außerdem musst du jetzt gehen.«
Phillip blinzelte verwirrt, und Jack hielt seine schmutzigen Hände hoch. Dabei warf er mir einen drohenden Blick zu. »Okay, ich verschwinde. Nur noch eine Minute.«
Während ich die Küche durchquerte und die Theke ansteuerte, versuchte ich, Jack mit meinen Augen zu erdolchen. Dann ergriff ich ein Leinenhandtuch, wandte mich zu meinem Verlobten und lächelte gezwungen. »Die Schokolade.«
Daran erinnerte er sich erst jetzt. Erstaunt betrachtete er seine Hand. »Ach ja.«
Weil mir niemand half, musste ich die Bescherung allein beseitigen, und zwar möglichst schnell, ohne Rücksicht auf die Katastrophe, die sich in meiner unmittelbaren Nähe zusammenbraute. Jeden Moment konnten Lupe und/oder meine Mutter hereinkommen. Und eine verdreckte Küche wäre eine ungünstige Szenerie, wenn
ich meine Mutter über meine Verlobung informierte. Zudem konnte ich mir die Mühe sparen, noch stärkeren Druck auf Jack auszuüben, um ihn loszuwerden, denn er würde erst dann gehen, wenn er es wollte, und keine Sekunde früher.
Ich fand eine Schürze und band sie um, hob die Flasche mit dem Putzmittel vom Boden auf und machte mich ans Werk.
Verwundert runzelte Phillip die Stirn, als würde er mich zum ersten Mal bei einer Hausarbeit beobachten. »Carlisle? Unglaublich, wie du dich hier abrackern musst! Also wirst du zu einem Dienstmädchen degradiert. Was ist das für ein Arbeitgeber, bei dem deine Mutter angestellt ist?«
Jack hörte auf, seine Hände abzutrocknen, und legte den Kopf schief. »Was? Arbeitgeber?«
»Wirklich, Jack, ich weiß, wie viel du zu tun hast …« »Ganz im Gegenteil.« Er warf das Geschirrtuch beiseite, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Theke. »Im Augenblick habe ich nichts Wichtigeres zu tun, als hierzubleiben und deinen Verlobten besser kennenzulernen.« Angewidert inspizierte er die Schokoladenflecken. »Und du solltest dich beeilen und die Küche in Ordnung bringen, bevor dein Arbeitgeber eintrifft. He, Phil, an Ihrer Krawatte klebt Schokolade.«
Erschrocken spähte Phillip nach unten. In der Tat - Schokolade verunstaltete seine Lieblingskrawatte von Hermès. Dann schaute er wieder auf. »Wer sind Sie eigentlich?«, fragte er Jack in wachsender Verwirrung.
»Sagen wir mal, ein Freund - ein alter Freund. Setzen
wir uns.« Jack ging zu meinem Verlobten und tätschelte seine Schulter, führte ihn zum Tisch und drückte ihn auf einen Stuhl.
Voller Tücke versprühte Satan seinen ganzen Charme. Und so dauerte es nicht lange, bis der »alte Freund« meinem Verlobten diverse Einzelheiten über unser Leben in Boston entlockte. Mühsam unterdrückte ich
Weitere Kostenlose Bücher