Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
ich wirklich gehen.« Er streckte seine Hand aus. »War nett, Sie kennenzulernen, Phil.«
»Ganz meinerseits.« Obwohl Phil eher beklommen aussah.
»Setzen wir uns«, sagte meine Mutter. Dann neigte sie sich vor und fügte im Flüsterton hinzu: »Lange wird’s nicht mehr dauern, bis Mrs. Hernandez, dieser alte Drachen, die Peitsche schwingt.«
Da begann Lupe entrüstet zu fluchen, glücklicherweise auf Spanisch, so dass Phillip kein Wort verstand.
Hinter meinen Augen verstärkte sich der Schmerz, und ich fürchtete, mein Kopf würde bald explodieren. »Mutter«, mahnte ich.
»Miss Lupe, es stört Sie doch nicht, wenn ich mich setze und ein Glas Eistee trinke und meinen künftigen Schwiegersohn kennenlerne? Allmächtiger, die Kleine ist verlobt!« Kokett zwinkerte sie Phillip zu. »Wissen Sie, ich gehöre praktisch zu Mrs. Hernandez’ Familie.«
»Jetzt reicht’s!«, fauchte ich.
»Redet man so mit seiner Mutter, meine Süße?«
»Ja, Carlisle«, sagte Phillip vorwurfsvoll. »Sei nicht so unhöflich zu deiner Mutter.«
Plötzlich musste Ridgely husten. Als sie den eisgekühlten süßen Tee servierte, schwappte er über den Rand des Silberkrugs und ergoss sich in Phillips Schoß. Hastig sprang er auf. Lupe murmelte etwas auf Spanisch, holte ein Geschirrtuch und begann, unseren Gast zwischen den Schenkeln abzuwischen. Anfangs war er zu verblüfft, um irgendetwas zu unternehmen.
Dann kam er zur Besinnung und hielt ihr Handgelenk fest. »Schon gut, Mrs. Hernandez, wirklich.«
Tiefe Stille erfüllte die Küche. Nur mit Mühe bezähmte Mutter ihren Lachreiz, und Lupes Gesicht wurde so feuerrot, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
»Hör endlich mit diesem Unsinn auf, Mutter«, bat ich.
»Welchen Unsinn meinst du, Liebes?«, fragte sie, den Silberkrug immer noch in der Hand. »Ich möchte nur freundlich zu diesem wundervollen Mann sein, der eigens aus Boston hierhergekommen ist, um dich zu überraschen. Und du ahnst ja nicht, wie stolz ich bin, weil sich meine Tochter aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet hat und eine so erfolgreiche Anwältin geworden ist.« Süffisant lächelte sie mich an. »Was das für eine Mutter bedeutet, kannst du dir gar nicht vorstellen.«
Obwohl Philip während seiner juristischen Laufbahn einige Erfahrungen gesammelt hatte, durchschaute er die Farce noch immer nicht. Und so hielt er ihr Lächeln für aufrichtig, ihr Geschwätz für die reine Wahrheit und die Schürze für ein Kleidungsstück, das sie jeden Tag trug.
»Phillip, ich muss dir etwas sagen …«, begann ich.
Diesmal stöhnte Lupe. »Ausgerechnet jetzt, wo’s lustig wird!«
Meine Mutter zuckte lässig die Achseln.
Ärgerlich starrte ich die beiden an. Dann wandte ich mich notgedrungen wieder an Phillip. »Meine Mutter ist keine Haushälterin.«
Sie seufzte, offenbar enttäuscht, weil das Spiel beendet war. »Aber ich habe diese Rolle großartig hingekriegt. Meinen Sie nicht auch, Lupe?«
Die echte Haushälterin verdrehte die Augen und murmelte etwas Unverständliches.
»Und Sie, Lupe?«, spottete meine Mutter. »Haben Sie die Hausherrin etwa besser gespielt? Großer Gott, wie Sie den Mann betatscht haben!«
»Was?«
»Das haben Sie doch gehört!«
»Seid still, ihr zwei!«, befahl ich und wandte mich erneut an meinen Verlobten, der meine Mutter und ihre Haushälterin irritiert beobachtete. »Phillip, ich bin nicht arm.« Einfach so.
Er runzelte die Stirn.
»Und meine Mutter ist in Wirklichkeit keine Dienstbotin.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Großer Gott«, mischte Ridgely sich ein, »was gibt’s da nicht zu verstehen? Sie ist nicht arm, ich bin nicht arm, in Wirklichkeit ist Lupe die Dienstbotin. Ich bin die Hausherrin. Und Carlisle ist meine Tochter.«
Phillips Kopf schwang zwischen uns hin und her. »Ist das wahr? Du bist nicht arm?«
Verlegen wich ich seinem Blick aus. »Ja, es ist wahr.«
»Bist du reich?«
»Nun ja, reich ist relativ.«
»Bist du eine Wainwright aus der Wainwright-Familie?«
»Ja. Aber um mich zu verteidigen - ich habe nie behauptet, ich sei arm.«
Phillip begann zu stottern und würgte irgendetwas hervor, das keinen Sinn ergab.
»Ich habe nur das Missverständnis nicht beseitigt«, fuhr ich rasch fort.
»Als wenn’s dadurch besser würde!«, schnaufte meine Mutter. »Das glaube ich einfach nicht - du hast bei all diesen Yankees den Eindruck erweckt, du wärst mittellos? Was hast du dir bloß dabei gedacht, Carlisle?«
»Gar nichts.«
Diese
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