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Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Profil erinnerte mich immer an die berühmte Büste von Nofretete. Wenn Sebastian sich nicht wesentlich von den Männern unterschied, die ich kannte, sollte es ihm schwerfallen, ihr keine Beachtung zu schenken.
    Aber obwohl sie während der ganzen Transaktion heftig mit ihm flirtete, schien er völlig desinteressiert zu sein. Als er bezahlte, zeigte er sogar in meine Richtung. Izzy schaute eifersüchtig zu mir herüber, doch als sie mich erkannte, hellte sich ihre Miene auf. Sie winkte mir lächelnd zu und machte, als Sebastian sich zum Gehen wandte, das Daumen-hoch-Zeichen.
    Als er an dem langen, schmalen Spiegel vorbeikam, der in Kopfhöhe an der Wand entlangführte, stellte ich erleichtert fest, dass ich sein Spiegelbild sehen konnte. Dann schimpfte ich im Stillen mit mir. Natürlich hatte er eins! Alles hatte ein Spiegelbild. Ich hatte noch nie verstanden, wieso bei den Vampiren in den Romanen die Kleidung immer gleich mit verschwand. Ich meine, ihre Klamotten müssten doch in jedem Fall sichtbar bleiben, oder?
    Ich widmete Sebastian wieder meine Aufmerksamkeit und beobachtete, wie er an unseren Tisch zurückkehrte. Ich musste unwillkürlich grinsen; sogar sein Gang war sexy. Manche Männer trampelten regelrecht durch den Raum, doch Sebastian besaß eine solche Anmut, dass er förmlich zu schweben schien.
    Schweben! Schweben war kein bisschen sexy, sondern in höchstem Maße unheimlich.
    Ich schaute unauffällig auf Sebastians Füße. Sie berührten den Boden, und er wandelte auch nicht auf Zehenspitzen, wie es die von Geistern besessenen Leichen taten. Aber er war natürlich auch kein Chinese, und damit war es sehr unwahrscheinlich, dass er von einem Geist besessen war, der unter die Fußsohlen seines jeweiligen Opfers schlüpfte.
    Außerdem warf er einen Schatten. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ein gewöhnlicher Geist Schwierigkeiten hätte, meinen Latte und den Teller mit dem Croissant zu transportieren. Sebastian hatte damit definitiv keine Probleme. Er stellte mir die Sachen sogar so formvollendet hin, dass ich ihn einfach fragen musste, ob er schon mal als Kellner gearbeitet hatte.
    »Oh, mehr als einmal«, entgegnete er. »Mit Kellnern habe ich mich durch mehrere Kontinente geschlagen. Eine gute Sache, man findet praktisch überall einen Job. Irgendwo gibt es immer etwas zu tun.«
    »Wohl wahr«, pflichtete ich ihm bei. Ich hatte während meiner Collegezeit auch eine ganze Weile gekellnert.
    »Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?« Er sah mich beinahe verlegen an, und ich fragte mich, ob er mich vielleicht bitten wollte, ihm seine Auslagen zu erstatten.
    »Klar«, entgegnete ich argwöhnisch.
    »Würden Sie mir Ihren Namen verraten?«
    »Garnet Lacey«, sagte ich und bedauerte es auf der Stelle. Mir zog sich vor Schreck der Magen zusammen – wie in dem Moment, wenn man merkt, dass man dem netten Fremden, den man gerade in der Kneipe kennengelernt hat, seine richtige Telefonnummer gegeben hat. Bitte sehr, toter Mann, hier ist mein echter Name! Willst du vielleicht noch ein paar abgeschnittene Fingernägel und eine Haarsträhne von mir, damit du absolute Macht über mich hast?
    Ich hätte ihm meinen Decknamen nennen sollen. Weil ständig die Gefahr bestanden hatte, dass der Vatikan Spione in den Zirkel einschleuste, hatten wir uns untereinander nur mit falschen Namen angesprochen. Mein Zirkel war in dieser Hinsicht sehr streng gewesen; man hatte mir absolute Verschwiegenheit eingebläut – und da saß ich nun und gab einem Toten, den ich gerade erst kennengelernt hatte, vertrauliche Informationen. Super, Garnet!
    »Nun, Garnet …« Sebastian schenkte mir ein treuherziges Lächeln, dem ich gern getraut hätte, aber so ganz konnte ich es nicht. »Schön, dass wir Gelegenheit haben, uns persönlich kennenzulernen. Mein Name ist Sebastian von Traum.«
    Na, immerhin schien er mir meine Ehrlichkeit zu vergelten. Wenn dieser Kerl sich nicht auf Magie verstand, dann wusste er auf jeden Fall, die richtigen Fragen zu stellen und wie er die Antworten formulieren musste. Er hatte nicht gesagt: »Ich bin Sebastian«, oder: »Nennen Sie mich Sebastian«, sondern: »Mein Name ist …« Es war ein Vertrauensangebot. Oder nur ein glücklicher Zufall. Das Leuchten in seinen braunen Augen ließ mich Letzteres jedoch bezweifeln.
    »Sebastian ist irgendwie ein altmodischer Name«, bemerkte ich in der Absicht, unauffällig sein Alter herauszubekommen. Zu diesem Zeitpunkt wäre es ein wenig ungeschickt

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