Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
vorbei. Sebastian bewegte sich weiter in mir, während er an meiner Schulter saugte und leckte. Seine Begierde ließ seine Stöße immer heftiger werden, immer schneller. Als er endlich befriedigt war, war ich bestimmt schon ein halbes Dutzend Mal gekommen. Er ließ mich los, und ich rollte kraftlos und keuchend von ihm herunter.
»Du bist ein Gauner«, murmelte ich in den kurzen Flor des Perserteppichs. Weil ich auf der Seite lag, schmerzte meine Schulter, und ich sorgte mich einen Moment lang um Blutflecken auf dem offensichtlich sehr teuren Läufer, doch dann kicherte ich über meinen plötzlichen Anfall von Reinlichkeit.
Sebastian zog eine Decke von der Couch und wickelte sie liebevoll um mich. Dann stand er einfach auf und verschwand. Ich hörte, wie die Küchentür auf- und zuging.
Es hätte mich verletzt, derart liegen gelassen zu werden, wenn ich überhaupt noch in der Lage gewesen wäre, außer meiner tatsächlichen Wunde irgendetwas zu spüren. Ich wäre vielleicht sogar hinter ihm hergestürmt, um ihm zu erklären, wie man seine Geliebte behandelte, wenn mein Körper mir noch gehorcht hätte. Doch es kam mir vor, als hätte ich nur noch Wackelpudding in den Beinen.
»Du bist wirklich ein verdammter Gauner«, sagte ich in den Teppich, weil mir nichts Besseres einfiel, um Sebastians Rücksichtslosigkeit zu beschreiben.
Als er mit einem kompletten Frühstück zurückkehrte, sah ich mich jedoch gezwungen, alles zurückzunehmen. Er half mir, mich aufzurichten, und hielt mir sogar noch das Glas mit dem Orangensaft an den Mund, damit ich trinken konnte.
»Das hilft bei Blutverlust«, bemerkte er sachlich.
Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Couch. Den Teller, der noch warm von der Mikrowelle war, stand auf meinem Schoß. Die Wärme fühlte sich gut an. So gut, dass ich mich am liebsten zusammengerollt hätte, um sie in mich aufzunehmen. In diesem Moment merkte ich erst, wie kalt mir war. »Wie viel hast du getrunken?«
»Wahrscheinlich zu viel«, entgegnete Sebastian verlegen. Mein Blut hatte seine Wangen rot gefärbt.
»Steht dir gut«, sagte ich und wies mit einer matten, fahrigen Bewegung auf sein Gesicht.
Er schaute auf den Teller, nahm einen Streifen Speck und hielt ihn mir hin. »Du solltest etwas essen. Oder ein bisschen schlafen.«
»Fleisch essen ist Mord«, entgegnete ich und schob seine Hand weg. Dann begann ich wieder, hysterisch zu kichern. Ich meine, es war doch wirklich zum Schreien: Ich wollte nichts essen, was bereits tot war, und er hatte nicht die geringsten Skrupel, mich als Frühstück zu missbrauchen.
Sebastian entging offenbar der Witz an der Sache. Oder er war ernstlich um meine geistige Gesundheit besorgt. Er legte den Speck wieder auf den Teller und hielt mir noch einmal den Orangensaft hin, als ich wieder aufgehört hatte zu lachen. Während ich das Glas leer trank, legte er den Arm um mich, und dann schlief ich – ohne es zu wollen – mit dem Kopf an seiner Schulter ein.
Ich träumte von Lilith.
Zuerst lief ich … Ich lief vor irgendetwas davon; vor jemandem, der ganz dicht hinter mir war. Ich musste immer schneller laufen. Der Dschungel ringsum war in Mondlicht getaucht. Die Schreie von Primaten schallten durch das Blätterdach über meinem Kopf. Dicke, scharfkantige Blätter schlugen mir ins Gesicht und zerrten an meinem Körper. Es fiel mir schwer, das Tempo zu halten, denn meine Füße sanken immer wieder in den matschigen Boden ein.
Wasser tropfte von breiten Palmenblättern. Das Summen der Insekten dröhnte mir in den Ohren. Ich war schweißgebadet und hatte das Gefühl, in der Hitze und Dunkelheit zu ersticken.
Ich kam auf eine Lichtung mit einem Apfelbaum in der Mitte … oder waren es Granatäpfel? Lilith saß auf einer Astgabel, die sich im Lauf der Zeit zu einem richtigen Thron verformt hatte. Über IHREM Kopf baumelten reife Früchte und weiße Blüten.
S IE war nackt. I HRE langen, weißgoldenen Kringellocken reichten IHR bis über die Schultern, verhüllten aber nicht ganz IHRE welken, ausgedörrten Brüste. I HRE Hüften waren schmal, fast knabenhaft, doch IHRE Pose war sinnlich und verführerisch. »Du warst leichtsinnig«, zischte SIE mich an. »Vielleicht hätte ich ihn doch nicht verschonen sollen.«
Sebastian!
Nein, wollte ich sagen, es war richtig, er ist ein Guter! Doch es kam mir vor, als hätte ich den Mund voll Watte, und ich konnte nur stumm den Kopf schütteln.
»Er nimmt sich Freiheiten bei uns heraus«, sagte SIE und zwirbelte
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