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Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Menge nackte Frauen an Küchentischen sitzen gesehen. Mein Unbehagen schien ihn nicht zu kümmern, denn er musterte mich in aller Ruhe. Dann blieb sein Blick an dem Fleck an meiner Schulter hängen, und er lächelte. Ein freundliches Lächeln war es allerdings nicht. Die Art, wie er die Lippen verzog, hatte etwas Fieses, Gemeines.
    »Wie ich sehe, hast du meinen Vater getroffen«, sagte er. »Ist er da?«

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    S CHLÜSSELWÖRTE R :
    B ESUCH , D ELINQUENZ , I MPROVISATION
    »Es tut mir leid«, fuhr der hübsche junge Mann fort, aber aus seinem Ton sprach nicht das geringste Bedauern. »Ich hätte vorher anrufen sollen, aber du weißt ja sicher, wie Papa mit Telefonen ist.«
    Er kam herein, lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte etwas an sich, das mich an eine Katze erinnerte. Vielleicht war es die tiefgoldene Farbe seiner Augen oder die Art, wie sie von innen heraus grün aufleuchteten, wenn sich das Sonnenlicht in ihnen brach. Wahrscheinlich waren es jedoch nur seine Bewegungen und seine lauernde Pose.
    »Könntest du ihm vielleicht etwas von mir ausrichten? Das heißt …« Er hielt leise kichernd inne. » Falls du vorhast, ihn noch mal wiederzusehen.«
    Was für ein Mistkerl!
    »Er ist in der Werkstatt«, entgegnete ich möglichst unbekümmert und versteckte meine Brust, so gut es ging, hinter dem Küchentisch. »Fahr doch hin und sag es ihm selbst!«
    Obwohl ich mich bemüht hatte, meine Worte nicht zu sehr nach »Verpiss dich!« klingen zu lassen, verstand der Sonnyboy meine Message offensichtlich, denn er zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    Abgesehen von dieser kleinen Reaktion zeigte er sich jedoch gänzlich unbeeindruckt von der Situation. Weder meine Nacktheit noch meine Verärgerung schien ihm etwas auszumachen. Er lehnte einfach entspannt am Türrahmen, während ich rot anlief. »Ach je«, sagte er mit gespielter Bekümmerung, »die Lügen fangen schon so früh an!«
    »Wovon redest du?«
    »Ich war vor zwanzig Minuten in der Werkstatt. Die Jungs haben ihn den ganzen Morgen noch nicht gesehen. Wann hat er sich denn verdrückt?«
    »Soll das heißen, er war nicht da? Er war nicht in Jensens Werkstatt?« Plötzlich fiel mir wieder ein, wie sehr sich die Vatikan-Agentin dafür interessiert hatte, wo Sebastian arbeitete.
    »Genau das soll …«
    »Ach, sei still«, fuhr ich ihn an und sprang auf. Dass ich nackt war, war mir nun egal. »Wir müssen ihn suchen! Sofort!«
    Ich wies den Sonnyboy an, so lange zu warten, bis ich mich angezogen hatte. Ich hatte überlegt, ob ich nach dem Wäschetrockner suchen sollte, aber den Keller eines Vampirs wollte ich nun wirklich nicht betreten. Nicht einmal bei Tag.
    Also suchte ich stattdessen im ersten Stock nach meinem Minirock und fand ihn im Badezimmer, wo er zusammen mit meiner Strumpfhose ordentlich über der Duschstange hing. Beide Teile waren aber immer noch feucht.
    Ich beschloss, Sebastians Schlafzimmer ausfindig zu machen, um mir noch eine Trainingshose und ein T-Shirt auszuleihen. Neben Vivians Zimmer gab es noch zwei Türen in dem Flur. Die erste, die ich zu öffnen versuchte, war abgeschlossen. Wer schloss denn im eigenen Haus die Zimmer ab? Riecht ja verdächtig nach Blaubart beziehungsweise Dorian Gray, dachte ich. Die andere Tür führte tatsächlich ins Schlafzimmer. Als ich es betrat, kam ich mir vor, als dränge ich verbotenerweise in sein Allerheiligstes ein.
    Nein, dachte ich dann, das befand sich wohl eher hinter der abgeschlossenen Tür.
    Ich hatte mir vorgestellt, ein Himmelbett mit Baldachin vorzufinden, doch Sebastian war offenbar praktischer orientiert. Das Bett war extragroß und nicht gemacht. Die Laken waren schlicht und weiß, aber Sebastian hatte eine dicke braune Bettdecke, die sehr kuschelig aussah, und Unmengen von Kissen. An der Wand stand eine Kommode mit einem dreiteiligen Spiegel darauf. Die großen Fenster waren zum Lüften geöffnet, und die Vorhänge flatterten in der Morgenluft, die kräftig nach Dung roch. Ach, das Landleben!
    Einen Sarg entdeckte ich nirgends. Vielleicht befand er sich in dem abgeschlossenen Zimmer, vielleicht aber auch unter dem Bett, zusammen mit ein paar Beuteln Heimaterde aus Österreich. Ich hätte gern nachgeschaut, aber die Zeit lief. Sebastian kämpfte möglicherweise gerade um sein Leben.
    Ich ging rasch zum Schrank und stöberte darin herum. Das erste T-Shirt, das ich fand – ein Jimmy-Carter-Wahlkampf-T-Shirt –, zog ich mir über den Kopf.

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