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Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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verwaschenste Jeans. Ich nahm den Mercury Dime aus der Trainingshose und steckte ihn in die Münztasche meiner Jeans.
    Als ich mich im Spiegel betrachtete, fand ich, dass ich auf eine verruchte Art gut aussah, besonders mit den nassen Haaren, den verschmierten Wimperntuscheresten um die Augen und dem Bluterguss auf der Schulter. Sebastian würde ich so gefallen, da war ich sicher, und Parrish bestimmt auch.
    Apropos … Als ich in die Küche kam, saß mein neuer Mitbewohner am Tisch und las in Sebastians Grimoire.
    Mist, verdammter!
    Wie hatte ich nur so dumm sein können, es offen liegen zu lassen? Das war nicht gut.
    War Parrish am Ende schon dahintergekommen, wie wichtig das Buch war? Ich beruhigte mich, indem ich mir sagte, dass er vermutlich nicht besser Altdeutsch konnte als ich. Wenn ich mir nichts anmerken ließ, schöpfte er vielleicht keinen Verdacht.
    Aber wie wahrscheinlich war das?
    Parrish hatte sich eine Tasse Tee aufgebrüht. Ich beobachtete, wie er sie an die Lippen führte, ohne zu trinken – eine kleine Reminiszenz an die Zeit, als er noch Speisen und Getränke zu sich genommen hatte. Er studierte die Seiten konzentriert, und plötzlich dämmerte mir, dass er den Text sehr wohl lesen konnte.
    »Hey«, rief ich. »Du kannst Deutsch?«
    Er erschrak so sehr, dass er fast seinen Tee verschüttete. »Wie lange bespitzelst du mich schon?«
    Ich lachte. Er musste gerade etwas sagen! Schließlich stöberte er gerade in Sebastians geheimem Buch herum. Das ich wiederum gestohlen hatte … Meine selbstgerechte Entrüstung war augenblicklich dahin. »Nicht lange«, entgegnete ich schulterzuckend und setzte mich neben ihn. »Du kannst das also lesen?«
    »Eigentlich nicht«, entgegnete er und klappte das Buch zu. Der Geruch von Staub und Schimmel stieg mir in die Nase. »Aber als ich das Buch sah, wurde ich von nostalgischen Gefühlen übermannt. Es war neu, als ich jung war.«
    Ich verdrehte die Augen. »Und als Nächstes sagst du, dass es solche Bücher heutzutage gar nicht mehr gibt.«
    »Stimmt ja auch.« Er führte die Teetasse wieder an den Mund und atmete genießerisch den Orangenblütenduft ein. »Woher hast du es?«
    Ich stützte einen Ellbogen auf den Tisch und klimperte unschuldig mit den Wimpern. »Geklaut.«
    Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als könnte er sich nicht entscheiden, welche von den Millionen bissiger Bemerkungen, die ihm auf der Zunge lagen, er anbringen sollte. »Aha«, sagte er dann. »Verstehe.«
    »Na gut«, räumte ich ein, als hätte er meine Aussage angezweifelt, was er in gewisser Weise ja auch getan hatte. Ich meine, seine Stimme triefte förmlich vor Spott, und es war klar, dass er mir solche Dinge nicht zutraute. »Lilith hat es geklaut.«
    »Wer ist Lilith?«
    Stimmt, ich hatte Parrish ja noch gar nicht von Lilith erzählt, doch mein scheinbarer Mangel an Glaubwürdigkeit machte mir viel mehr zu schaffen. »Du traust mir ohne Weiteres zu, dass ich kaltblütig ein paar Vatikan-Agenten ermorde, aber du kannst dir nicht vorstellen, dass ich jemandem ein Buch klaue?«
    Parrish hielt den Daumen hoch, um seine Argumente abzuzählen. »Nicht kaltblütig, sondern im Affekt.« Als Nächstes hob er den Zeigefinger. »Das ist eindeutig ein ganz altes, seltenes Buch, Garnet. So etwas findet man höchstens in der Sammlung einer Universität, wo es streng unter Verschluss gehalten wird, und ich kann mir in der Tat nur schwer vorstellen, dass du mitten in der Nacht an einem Gebäude hochkletterst.« Er lächelte. »In einem hautengen Catsuit kann ich mir dich allerdings sehr gut vorstellen. Du wärst eine hinreißende Einbrecherin!«
    »Danke.« Ich stand auf, um mir auch einen Tee aufzugießen. Parrish hatte den Herd angelassen, und es dampfte ordentlich aus dem Teekessel, unter dem eine kleine bläuliche Gasflamme flackerte. Ich nahm eine Tasse aus dem gusseisernen Halter unter dem Hängeschrank. Sie war schlicht und gelb, wie die von Parrish. Ich hatte sie vom Ramschtisch des großen Kaufhauses am Stadtrand. Meine Lieblingstasse, ein von meinem Freund Frank aus Oregon handgetöpfertes, blau-braun glasiertes Exemplar, war wie viele andere wichtige Dinge in Minneapolis zurückgeblieben.
    »Und?«, fragte Parrish nach einer Weile. »Hast du es mit einem Enterhaken gemacht? Willst du Lösegeld dafür verlangen?«
    Ich lachte. »Es ist nicht aus der Bibliothek. Es ist …« Ich hielt inne. Versuchte er etwa, mich unauffällig auszuquetschen? Gegen die Arbeitsfläche gelehnt,

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