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Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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finden.«
    Heilige Mutter, sie suchten nach dem Grimoire! Wie lange dauerte es wohl, bis sie unter die Couch schauten?
    Barney beschloss, einen mutigen Angriff zu wagen, und schoss blitzartig unter der Couch hervor. Jemand – wahrscheinlich der Anführer – fluchte laut, dann ertönte ein Katzenschrei, gefolgt von dem hastigen Getrappel leiser Pfoten. Barney hatte offenbar einen Treffer gelandet und die Aktion heil überstanden.
    »Warum haben die immer Katzen?«, murrte der Anführer vor sich hin. »Warum haben die nie einen Goldfisch als Schutzgeist?«
    Meine Atemzüge kamen mir so laut vor, dass ich mich wunderte, warum sie mich noch nicht entdeckt hatten. Und obwohl ich ganz dringend mein Gewicht verlagern musste, wagte ich nicht, mich zu rühren, weil ich Angst hatte, dass der knarrende Holzboden mich verraten würde.
    Sebastian stöhnte. Zumindest glaubte ich, dass es Sebastian war, denn der Anführer fragte unvermittelt: »Wo ist es, von Traum? Wo ist das Grimoire?«
    »Es wurde mir gestohlen. Lilith hat es.«
    »Wer ist Lilith?«
    »Ein frommer Mann wie Sie hat noch nie von Adams erster Frau gehört? Schämen Sie sich, Herr Kaplan!«
    Als plötzlich das ohrenbetäubende Geknatter eines Maschinengewehrs durch den Raum schallte, drückte ich mich flach auf den Boden und schob mich Zentimeter für Zentimeter unter die Couch. Erst klangen mir die Ohren, dann hörte ich schlagartig gar nichts mehr. Großartig! Sehen konnte ich sowieso nichts, und nun hatte ich auch noch ein Knalltrauma.
    Hallende Stimmen versuchten, an meine Trommelfelle zu dringen. Ganz weit weg und wie unter Wasser hörte ich Wortfetzen. Ich betete, dass eine der Stimmen Sebastian gehörte, und weigerte mich, auch nur daran zu denken, was Maschinengewehrsalven aus nächster Nähe einem Körper antun konnten, und zum Glück konnte ich auch nicht auf Erfahrungen zurückgreifen, die meine Fantasie hätten beflügeln können.
    Ich sagte mir, dass Sebastian den Leuten vom Vatikan in zerfetztem Zustand nichts nützte, wenn sie Informationen von ihm haben wollten. Sie konnten ihn schlecht mit Kugeln durchsieben, wenn sie ihn zum Reden bringen wollten. Kein Vampir steckte solche Verletzungen einfach weg, auch wenn er noch so große übernatürliche regenerative Fähigkeiten besaß. Also ging ich davon aus, dass der Anführer nur meine Einrichtung zerballert hatte – als Machtdemonstration, als Warnschuss vor den Bug – und Sebastian unverletzt war … abgesehen davon, dass ein Pfeil in seiner Brust steckte.
    Jeder andere Gedanke hätte mich zum Heulen gebracht, und ein theatralischer Weinkrampf war nun denkbar fehl am Platz. Besonders da mich schon das kleinste Geräusch verraten konnte.
    Ich hätte so gern etwas gesehen. Oder gehört. Zumindest hatte ich zuvor eine vage Vorstellung vom Ablauf der Ereignisse gehabt, aber nun waren meine Sinneseindrücke auf meine schnaufenden Atemgeräusche und den ekelhaften Anblick der riesigen Wollmäuse beschränkt, die sich unter meiner Couch angesiedelt hatten.
    Ich hätte das Ganze zwar im Astralzustand von oben betrachten können, doch ich wollte keine Magie anwenden. Ich hatte gehört, dass der Vatikan auch Sensitive beschäftigte, Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten, die magische Vorgänge erspüren konnten. Andererseits war es gut möglich, dass die Jäger solche Gerüchte in Umlauf brachten, um Leute wie mich davon abzuhalten, ihnen mit Magie zu Leibe zu rücken.
    In diesem Augenblick erinnerte Lilith mich daran, dass ich keineswegs wehrlos war. Ich bekam heftige Unterleibskrämpfe. Lass mich! Ich mache sie fertig!, schien SIE mir sagen zu wollen. Ich zuckte zusammen – vor Schmerz, aber auch, weil mir im selben Moment Licht ins Gesicht fiel. Eine Hand hatte die Bordüre unter dem Sitzpolster der Couch hochgezogen, und nur Zentimeter von meiner Nasenspitze entfernt riss jemand überrascht die Augen auf, als er mich erblickte. Ein paar Sekunden flaches Atmen und gegenseitiges Anstarren, dann wurde es wieder dunkel.
    Ich hielt die Luft an und wartete angespannt. Als nichts passierte, begann ich sogar schon, die Hoffnung zu hegen, dass der Knabe, der mich entdeckt hatte, seinem furchtlosen Führer in einem Anfall von Reue nichts gesagt hatte, um mich zu verschonen. Dann wurde die Couch jedoch ruckartig zur Seite gekippt. Ich lag schutzlos auf dem Boden, mitten in einem perfekten Rechteck aus Staub, neben mir ein Schlüsselbund und ringsherum zweiundsechzig Cent in kleinen Münzen.

S ECHSTES H

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