Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
AUS
S CHLÜSSELWÖRT ER :
A UFREGUNG , R EINLICHKEIT , S CHWÄCHE
Drei Geistliche in schwarzen Anzügen standen vor mir, die ihre Waffen auf mich richteten. Einer von ihnen, ein rothaariger Bursche, hatte einen langen, schlanken Bogen im Anschlag, bei dem es sich wohl um den von Sebastian angesprochenen Langbogen handelte. Der Rotschopf sah mich misstrauisch über seinen Pfeil hinweg an, und ich glaubte, seine graugrünen Augen wiederzuerkennen. Er war derjenige, der mich unter der Couch entdeckt hatte.
Sebastian war, genau wie ich es mir vorgestellt hatte, mit einem langen Pfeil, der aus seiner Brust ragte, an den Holzrahmen des Fensters genagelt worden.
Doch so regungslos, wie er dort hing, schien er nicht einfach nur aufgespießt worden zu sein. Sein schlaffer Körper erinnerte mich daran, wie Parrish auf meinem Knautschsessel gelegen hatte. Ich fragte mich, ob Sebastian durch irgendeinen Zauber »lahmgelegt« worden war, wie der Anführer es genannt hatte, aber immerhin war er noch in der Lage, mir ein mattes Lächeln zuzuwerfen.
Die Maschinengewehrsalve hatte den Boden zu seinen Füßen aufgerissen, überall lagen Putzbrocken und Holzsplitter herum, ganz zu schweigen von dem großen Loch in der Wand.
So bekam ich meine Kaution auf jeden Fall nicht zurück.
Und nach dem Blutvergießen, das noch folgen würde, schon gar nicht.
Ich beäugte misstrauisch die Waffen, die auf mich gerichtet waren, während ich mich ganz langsam aufsetzte. Der Anführer trat vor. Zumindest schloss ich aus dem Maschinengewehr, das er in seiner fleischigen Hand hielt, dass er der Chef war. Außerdem sah er ganz danach aus: kurzes silbergraues Haar, Bürstenschnitt, grimmig verzerrte Miene, stahlgraue Augen. Ihm fehlte nur der Zigarrenstummel im Mundwinkel, dann hätte er den perfekten Sergeant einer geheimen religiösen Kampftruppe abgegeben. Zufrieden bemerkte ich die roten Kratzer an seiner Wange, die Barney ihm zugefügt hatte.
»Wo ist das Buch?«, knurrte er mich an; zumindest nahm ich an, dass er das tat.
Ich bohrte mir mit dem Zeigefinger im Ohr und versuchte, mein Trommelfell wieder in Gang zu bringen. Mein Hörvermögen kehrte allmählich zurück, aber da war immer noch dieses unangenehme Dröhnen, das alles andere überlagerte.
»Falls Sie etwas gesagt haben – ich kann Sie nicht hören!«, rief ich.
Er hielt mir den Lauf des Maschinengewehrs vor die Nase. »Passen Sie mal auf, Miss. Ich frage Sie nur noch ein Mal. Wo ist das Grimoire?«
Lilith wurde mit einem Mal aktiv, und das Ziehen, das ich im Unterleib verspürte, war wie ein Peitschenhieb. Ich krümmte mich beinahe vor Schmerz und hielt mir den Bauch. Einer der Geistlichen, ein Schwarzer mit hübschen kurzen Dreadlocks, war so klug, einen Schritt zurückzutreten und das Visier seines Gewehrs hochzuklappen. Ich fragte mich, ob er der Sensitive war. Als ich die Furcht in seinen Augen sah, war ich mir dessen ziemlich sicher. Es wäre eine Schande, ihn begraben zu müssen. Ich hoffte, er war so schlau, rechtzeitig davonzulaufen.
»In einem Bankschließfach«, ließ Sebastian sich unvermittelt vernehmen. »Den Schlüssel habe ich bei mir.«
»Sie machen also doch den Mund auf?« Der Anführer war offenbar genauso erstaunt wie ich.
»Ich kann es nicht mit ansehen, wenn eine hilflose junge Dame in Not ist«, sagte Sebastian und wollte mit den Schultern zucken, doch der verzauberte Pfeil – oder welche Magie auch immer ihn lähmte – ließ nicht mehr als ein unbeholfenes Zappeln zu.
Lilith beruhigte sich wieder, blieb aber wachsam. Mein Bauch entspannte sich, und ich atmete tief durch. Der Sensitive behielt mich jedoch weiterhin im Visier.
Der Anführer kramte in Sebastians Manteltaschen, bis er einen Schlüssel fand. »Woher weiß ich, dass es auch stimmt?«
»Das wissen Sie nicht«, entgegnete Sebastian. Es beeindruckte mich zugegebenermaßen sehr, wie cool er in dieser Situation blieb. In seinem bewegungsunfähigen Zustand war er höchst angreifbar. Der Anführer hätte leichtes Spiel, wenn er ihm den Todesstoß versetzen wollte. »Ich würde vorschlagen, Sie töten uns nicht, falls es nicht stimmt. Denn wenn ich Sie in die Irre geführt habe, wollen Sie uns doch bestimmt so richtig in die Mangel nehmen.«
Der Anführer lachte. Besser gesagt, er schnaubte anerkennend. »Interessante Taktik. Sie wollen mich glauben machen, dass der Tresorschlüssel ein Trick sein könnte, damit ich ihn mir nicht einfach nehme und Sie auf der Stelle umlege.«
»Das ist
Weitere Kostenlose Bücher