Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
kroch unter die Decke. Barney sprang zu mir aufs Bett und kuschelte sich an mich. Ich streichelte sie und kraulte sie hinter den Ohren, und sie schnurrte zufrieden. »Morgen«, sagte ich zu ihr, »machen wir Jagd auf die Vatikan-Agenten!«
Ich fuhr ruckartig auf, als ich die Wohnungstür quietschen hörte. Die Vatikanjäger! Rasch zog ich mir das weite Sweatshirt über, das ich immer am Fußende des Bettes liegen hatte. Eine Waffe, dachte ich, ich brauche eine gottverdammte Waffe!
Während ich leise aufstand, fiel mein Blick auf das Athame auf meinem Altar. Es war eine billige Reproduktion, die ich auf einem Mittelaltermarkt gekauft hatte. Mir gefiel zwar der mit schwarzem Samt bezogene Griff, doch das alte Ding war so stumpf, dass ich schon Mühe hatte, damit den Apfel durchzuschneiden, den ich alljährlich bei meinem Halloween-Ritual opferte. Ich bezweifelte sehr, dass es einem ausgewachsenen Geistlichen und Mörder etwas anhaben konnte. Außerdem hatten die Vatikanjäger die Dolche meiner Hexenschwestern gegen sie verwendet. Das Risiko, dass mir vielleicht das Gleiche widerfuhr, war mir viel zu groß.
Also entschied ich mich stattdessen für den faustgroßen Sandsteinbrocken, den ich aus dem Urlaub im Nationalpark Valley of Fire in Nevada mitgebracht hatte. Er lag gut in der Hand und fühlte sich schwer genug an, um jemandem damit den Schädel einzuschlagen.
Trotzdem blieb ich an der Schlafzimmertür stehen, bevor ich sie öffnete, und lauschte angestrengt. Einen Moment lang glaubte ich schon, ich hätte nur geträumt, doch da hörte ich jemanden im Wohnzimmer fluchen. Entweder hatten die Geistlichen ein ziemlich loses Maul – oder Parrish war über den Bücherstapel gestolpert, den ich absichtlich in den Eingangsbereich gestellt hatte.
Ich legte den Stein wieder auf den Altar, schnappte mir Sebastians Trainingshose, die noch auf dem Stuhl lag, und zog sie rasch über.
»Ich hatte nicht damit gerechnet, dich wiederzusehen!«, rief ich und ging ins Wohnzimmer.
»Nie wieder?« Parrish hatte anscheinend irgendwo Kleidung zum Wechseln aufgetrieben und sah noch prolliger aus als sonst. Er trug wie gewöhnlich eine Lederhose, aber dazu ein hautenges Muskelshirt. Es war sehr neunzigerjahremäßig und eigentlich hochgradig lächerlich, aber ich konnte meine Augen kaum von seinem Waschbrettbauch losreißen.
»Ich dachte, du hättest Sebastians Grimoire an den Meistbietenden verkauft und die Stadt verlassen«, erklärte ich.
Er zuckte mit den Schultern, wodurch sich das Shirt auf seiner breiten Brust spannte. »Ich habe mit dem Gedanken gespielt.«
»Aber du hast es noch?«, fragte ich erschrocken, obwohl ich mir vorgenommen hatte, cool zu bleiben.
»Ja«, entgegnete er und schaute zu einem Haufen Leder in der Ecke, den mein Gehirn nach einer Weile als Motorradsatteltaschen identifizierte. »Ich habe es sogar wieder mitgebracht.«
Meine Wohnung war nicht gerade der beste Aufbewahrungsort für das Grimoire, besonders da die Jäger des Vatikans bestimmt am Morgen noch einmal zurückkehren würden. Trotzdem war ich erleichtert. Ich wollte es in meiner Nähe haben.
Parrish fuhr mit den Fingern über den Stumpf des abgesägten Pfeils im Fensterrahmen. Bei dem Anblick, wie er das Holz beinahe zärtlich streichelte, bekam ich eine Gänsehaut auf den Armen. »Wie ich sehe, hast du ohne mich Spaß gehabt«, sagte er.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust, damit Parrish nicht bemerkte, welche Wirkung er auf gewisse andere Körperteile von mir hatte. »›Spaß‹ würde ich das nicht unbedingt nennen.«
»Nein? Aus deinem Zettel habe ich geschlossen, dass du Besuch von unseren Freunden aus Rom hattest. Außerdem stinkt es hier furchtbar nach Blut.« Er lächelte mich bewundernd an. »Wie viele hast du diesmal unter die Erde gebracht, Garnet?«
»Keinen«, entgegnete ich schroff. Parrish tat so, als wäre das Ganze ein Spiel, aber die Jäger des Vatikans hätten Sebastian sehr leicht töten können, genau wie sie zuvor meine Freundinnen umgebracht hatten. »Tut mir leid, dich zu enttäuschen.«
»Du kannst mich gar nicht enttäuschen, Garnet.« Ein verführerisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ich würde dir gern sagen, wie hinreißend du aussiehst, doch du glaubst mir ja sowieso nicht.«
Ich lachte und verspürte tief in meiner Brust ein vertrautes Gefühl der Wärme. Parrish war zurückgekommen. Damit hatte er bewiesen, was ich schon immer gewusst hatte: Er war zuverlässig. Ich konnte ihm
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