Nicht schon wieder Liebe
das Sorgerecht verlöre, würde sie auch den Dukatenesel verlieren, der Chapman bis dahin gewesen war.«
Veronica zuckte zusammen, von dem unangenehmen Verdacht erfüllt, dass Peavy Recht hatte.
»Sie wollte einfach nicht hören, als ich ihr erklärt habe, dass ich Eddies Zustimmung nicht einfach erzwingen konnte«, fuhr Neil fort. »Sie bedrängte mich immer stärker, dass ich etwas unternehmen sollte, was schon ärgerlich genug war. Aber dann ging sie entschieden zu weit.« Er blickte Veronica an, und zum ersten Mal ließ seine Miene keine Spur mehr von jener trügerischen Leutseligkeit erkennen. »Sie drohte mir damit, unsere Affäre an die Öffentlichkeit zu bringen, wenn ich nicht sofort etwas unternehmen würde.«
Ach, Crystal , dachte Veronica voller Verzweiflung. 'Warum hast du nie mal innegehalten, um eine Sache gründlich zu durch denken?
Dann erschien wieder dieses schreckliche Lächeln auf Pea-vys Gesicht. »Ich weiß ja nicht, was sie sich dabei gedacht hat, aber dass ich sie töten würde, war wahrscheinlich nicht die Lösung, die ihr vorschwebte«, sagte er mit einem amüsierten Ton in der Stimme. »Aber das ist nun mal die Strafe, die kleine Mädchen kriegen, wenn sie’s zu weit treiben. Ich habe eine gesellschaftliche Stellung in dieser Stadt zu wahren. Es kam überhaupt nicht in Frage, dass ich mich von einem dahergelaufenen kleinen Flittchen aus der Baker Street ruinieren lassen würde.«
Ein niedriger sozialer Status prädestinierte einen zum Mordopfer? In Veronica stieg plötzlich eine so kochende Wut hoch, dass all ihre Angst vergessen war. Sie versetzte Neil Peavy einen harten Stoß, der ihn vollkommen überrumpelte und rückwärts stolpern ließ. Wieder riss sie hastig die Tür auf, dann trat sie mit dem Fuß nach dem Mann, der sie packen wollte, und stürmte hinaus in die rettende Freiheit.
Sie kam jedoch nur drei Schritte weit, dann grub sich plötzlich eine Hand in ihr Haar und riss sie mit einem schmerzhaften Ruck zurück. Die glänzende scharfkantige Klinge eines Schweizer Armeemessers tauchte in ihrem Blickfeld auf und fuchtelte drohend vor ihren Augen herum.
»Lass dich nicht von seiner Länge täuschen«, murmelte Neil ihr ins Ohr. »Es wird den Job nämlich mit Leichtigkeit erledigen, wenn du mir noch mehr Ärger machst.« Die Messerklinge verschwand wieder aus ihrem Blickfeld, doch eine Sekunde später fühlte Veronica die scharfe Spitze gegen ihren Nacken drücken, als Neil Peavy die Bürotür hinter ihnen zuzog. »Gib nur einen Mucks von dir, und ich zeige dir ganz genau, wie viel Schaden ein so kleines Messer anrichten kann.«
»Typisch! Hätte ich mir doch denken können, dass Sie einer von diesen Kerlen sind, die steif und fest behaupten, dass es nicht die Größe ist, die zählt, sondern das, was man damit tun kann«, murmelte sie, als Neil sie zu ihrem Auto dirigierte. »Es sind immer diejenigen, denen ein paar Zentimeter fehlen.«
Die Spitze der Messerklinge drückte noch ein klein weniger fester gegen ihren Nacken. »Ihr Davis-Mädchen wisst einfach nicht, wann ihr euren hübschen kleinen Mund halten müsst, nicht wahr? Wenn du so weiter machst, werde ich gezwungen sein, dich gewaltsam zum Schweigen zu bringen. Und zwar für immer.«
Als ob du das nicht sowieso vorhättest! Veronica machte sich in dieser Hinsicht keine Illusionen; sie wusste jetzt einfach zu viel.
Aber sie dachte nicht im Traum daran, sich kampflos umbringen zulassen.
Neil blieb auf der Beifahrerseite ihres Wagens stehen. »Schließ auf und steig ein«, befahl er. »Aber schön langsam!«
Da ihr keine andere Wahl blieb, kramte Veronica die Autoschlüssel aus ihrer Tasche und tat, wie ihr geheißen. Sie dachte daran, mit einem Satz zur Fahrertür zu stürzen, obwohl dann allerdings die Gefahr bestand, dass Neil ihr das Messer in den Unterkörper rammen würde, doch sie rechnete sich aus, dass die kleine Klinge dort nicht annähernd so viel Schaden anrichten könnte wie an ihrem ungeschützten Hals.
Aus ihrem Vorhaben wurde jedoch nichts, denn Neil umschloss ihren Arm mit schraubstockartigem Griff und stieg direkt neben ihr ein, ohne ihr auch nur einen Zentimeter Spielraum zu lassen. Er zog die Tür hinter sich ins Schloss und blickte Veronica wieder mit diesem verdammten Lächeln an.
»Schnall dich an«, sagte er. »Wir wollen doch nicht, dass du verletzt wirst.«
25
I ch mache wahrscheinlich viel Lärm um nichts«, sagte Coop, als er aufs Gaspedal trat und die Commercial Street hinauf
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