Nicht tot genug 14
Telefon verbracht, um die beiden Beamten ausfindig zu machen, die als Erste am Tatort gewesen waren. Schließlich hatte man ihn zu einem verdeckt arbeitenden Beamten der Abteilung Autodiebstahl namens Trevor Sallis durchgestellt, der ihm erklärte, woran sie an diesem Abend gearbeitet hatten. Sie versuchten, den Anführer einer Hehlerbande zu fassen.
Laut Sallis hatte ein örtlicher Kleinkrimineller mit der Polizei zusammengearbeitet, und Cleos Wagen war rein zufällig in den Fall verwickelt worden. Anscheinend war aber etwas furchtbar schiefgelaufen, als der Dieb versucht hatte, den Wagen kurz zu schließen. Ein Modell, das für seine ausgezeichnete Diebstahlsicherung berüchtigt war.
Diese Erklärung hatte Cleo ein wenig getröstet. Dennoch gab es irgendetwas an der Geschichte, das Grace zutiefst beunruhigte. Der Dieb befand sich auf der Intensivstation des Royal Sussex County Hospital und würde, sofern er die nächsten Stunden überlebte, in die Spezialklinik für Verbrennungen in East Grinsted verlegt. Der andere Beamte, Paul Packer, befand sich mit schweren, aber nicht lebensbedrohlichen Verbrennungen im selben Krankenhaus.
Wodurch konnte ein Auto Feuer fangen? Nur weil irgendein kleiner Ganove an Leitungen herumfummelte, von denen er keine Ahnung hatte, und dabei versehentlich die Benzinleitung erwischte?
Die Gedanken wirbelten noch immer durch seinen Kopf, als der Wecker klingelte. Ihm blieb genau eine Stunde, um nach Hause zu fahren, zu duschen und ein frisches Hemd anzuziehen. Für den Morgen war eine weitere Pressekonferenz angesetzt.
»Nimm dir heute frei«, sagte er.
»Schön wär’s.«
Er küsste sie zum Abschied.
*
Chris Binns, der Staatsanwalt, der für den Fall Katie Bishop zuständig war, war für Grace – und viele seiner Kollegen – ein rotes Tuch. Sie waren sich in der Vergangenheit häufiger über den Weg gelaufen, doch von großer Sympathie konnte auf beiden Seiten keine Rede sein.
Grace sah seine Aufgabe vor allem darin, anständigen Menschen zu dienen, indem er Kriminelle fing und der Gerechtigkeit zuführte. Binns hingegen war vor allem daran gelegen, der Staatsanwaltschaft unnötige Kosten zu ersparen, wenn es um Fälle ging, bei denen eine Verurteilung nicht sicher zu erwarten war.
Obwohl es noch so früh war, wirkte Binns taufrisch und wie aus dem Ei gepellt, als er Grace’s Büro betrat. Er war hoch gewachsen und durchtrainiert; seine große Hakennase verlieh ihm etwas Raubvogelartiges. Er trug einen gut geschnittenen grauen Anzug, der für dieses Wetter eigentlich viel zu warm war, und seine Schuhe waren so blank poliert, als habe er sich die ganze Nacht mit nichts anderem beschäftigt.
»Freut mich, Roy«, sagte er herablassend und begrüßte Grace mit einem schlaffen, feuchten Händedruck. Er setzte sich an den Besprechungstisch und stellte die Aktentasche aus schwarzem Leder neben sich auf den Boden, wobei er sie streng anschaute, als sei sie ein Hund, der Platz machen sollte. Dann holte er ein Notizbuch heraus und zückte einen Montblanc-Füller.
»Vielen Dank, dass Sie sich so früh herbemüht haben«, sagte Grace und unterdrückte ein Gähnen. »Was kann ich Ihnen anbieten, Tee, Kaffee, Wasser?«
»Tee, bitte. Mit Milch, ohne Zucker, danke.«
Grace griff zum Hörer und bat Eleanor, die ebenfalls zeitig gekommen war, einen Tee und einen höllisch starken Kaffee zu bringen.
Binns las sich seine Notizen durch und blickte dann auf. »Sie haben Brian Desmond Bishop also am Montagabend um zwanzig Uhr verhaftet?«
»Das ist richtig.«
»Könnten Sie noch einmal die Gründe für die Beschuldigungen zusammenfassen? Gibt es irgendwelche heiklen Punkte?«
Grace erläuterte die Schlüsselbeweise: Bishops DNA in der Samenprobe, die man Katie Bishops Vagina entnommen hatte; die vor sechs Monaten abgeschlossene Lebensversicherung und ihre Untreue. Außerdem wies er daraufhin, dass Bishop bereits zweimal wegen Gewalttätigkeiten gegen Frauen vorbestraft war. Dann kam er auf Bishops Alibi zu sprechen, legte dem Staatsanwalt aber gleichzeitig den Zeitplan vor, den er am vergangenen Abend noch aufgestellt hatte und der nachwies, dass Bishop dennoch genügend zeitlichen Spielraum gehabt hatte, um am fraglichen Abend nach Brighton zu fahren, seine Frau zu töten und nach London zurückzukehren.
»Ich nehme an, er dürfte am Freitag auf dem Golfplatz reichlich müde gewesen sein«, bemerkte Chris Binns trocken.
»Anscheinend hat er das Spiel seines Lebens hingelegt«,
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