Nicht tot genug 14
Corbin das Wort ergriff, wirkte sie ungewohnt nervös.
»Ich habe die Bewegungen von Brian Bishop am Nachmittag und Abend des 4. August rekonstruiert. Die Informationen dafür stammen von der Familienbetreuerin Buckley; dem Taxifahrer Mark Tuckwell aus Hove; von Überwachungskameras von Polizei und Geschäften; aus den Telefonunterlagen von Bishop und Informationen der British Telecom, die die geografischen Bewegungen von Bishops Handy ausweisen.«
Sie hielt inne, errötete und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Grace hatte Mitleid mit ihr. Ein guter Ermittler zu sein, hieß noch lange nicht, dass man auch ungezwungen vor Publikum sprechen konnte. Corbin blätterte in ihren Notizen. »Für die Operation Chamäleon ist vor allem interessant, dass von 23.20 Uhr am Donnerstag, dem 3. August, bis 6.30 Uhr am Freitag, dem 4. August, keine Aktivitäten auf Bishops Handy registriert wurden.«
»Können wir den uns vorliegenden Informationen entnehmen, ob Bishop sich während dieses Zeitraums einfach nicht bewegt, das Telefon irgendwo liegen gelassen oder es ausgeschaltet hat?«, erkundigte sich Grace.
»Meines Wissens sendet ein Handy, das sich im Stand-by-Zustand befindet oder benutzt wird, ständig Signale zur nächsten Basisstation. Es verrät der Station praktisch, wo es gerade ist. Eine Reihe von Signalen wurde von Sendemasten in London aufgenommen, was darauf hinweist, dass er in der Zeit zwischen 23.00 Uhr und 23.15 Uhr von Piccadilly bis Notting Hill gefahren ist. Das letzte Signal wurde um 23.20 Uhr von einem Mast in Bayswater, West London, ganz in der Nähe von Notting Hill, aufgenommen. Die nächsten Signale wurden morgens um 6.30 Uhr von derselben Basisstation empfangen, Sir.«
Obwohl das zu den Zeiten passte, die Phil Taylor bestätigt hatte, waren diese Informationen nicht sonderlich hilfreich. Es war durchaus denkbar, dass Bishop das Handy mit voller Absicht ausgeschaltet hatte. Und er konnte ohne weiteres argumentieren, er habe es ausgeschaltet, weil er seinen ungestörten Nachtschlaf brauchte. Doch die nächsten Worte von DC Corbin rüttelten ihn auf.
»Die Bewegungen von Bishops Handy vom Freitag, dem 4. August, bis 18.45 Uhr decken sich mit seiner Aussage und dem, was wir bisher wissen. Sie beweisen, dass er unmittelbar von London zum Golfclub gefahren ist und von dort aus auf direktem Weg nach Sussex House. Außerdem zeichnen sie seine Fahrt von hier zum Hotel du Vin nach. Danach scheint er sein Handy zwischen 12.28 Uhr und 14.17 Uhr ausgeschaltet zu haben. Dies fällt mit genau jener Zeitspanne zusammen, in der die Kollegin Buckley ihn im Hotel vermisst hat.«
Sie hielt inne und schaute sich um. Alle sahen sie gespannt und konzentriert an, viele machten sich Notizen. Grace lächelte ihr ermutigend zu.
»Während desselben Zeitraums wurde Bishop von drei Überwachungskameras aufgenommen: an der Kreuzung Dukes Lane und Ship Street, also ganz in der Nähe des Hotels, dann in der London Road gegenüber St. Peter’s Church und einmal auf der Kings Parade gegenüber vom Brighton Pier. Als Grund für seine Abwesenheit gab er an, er habe frische Luft schnappen wollen.«
»Kommt mir irgendwie komisch vor«, meldete sich Norman Potting. »Er macht zweimal die Fliege und schaltet jedes Mal sein Handy aus.«
Grace nickte nachdenklich und bedeutete Corbin, fortzufahren.
»Von 14.17 Uhr bis 18.47 Uhr am Freitag blieben die Telefonsignale statisch, Bishop dürfte sich in seinem Hotelzimmer aufgehalten haben. Das passt auch zu Buckleys Bericht. Danach zeigt das Telefonprotokoll, dass Bishop sich etwa zweieinhalb Kilometer nach Westen bewegte, was zu der Aussage des Taxifahrers Mark Tuckwell passt, der Bishop angeblich zu dieser Zeit zum Lansdowne Place Hotel gefahren hat. Das hat wohl auch das Fahrtenbuch des Taxiunternehmens bestätigt.« Sie schaute zu Pamela Buckley hinüber, die dies mit einem Nicken bekräftigte.
Corbin blätterte weiter. »Um fünf Minuten nach sieben checkte Bishop im Lansdowne Place Hotel ein, und zwar drei Stunden, nachdem ein Mitarbeiter des Empfangs den Anruf eines uns bisher unbekannten Mannes erhalten hatte, der in Bishops Namen für mehrere Nächte ein Zimmer reservierte.«
Grace warf rasch einen Blick auf seine eigenen Notizen. »Bishop behauptet, ein Kripobeamter habe ihn angerufen und ihm mitgeteilt, man wolle ihn in ein anderes Hotel verlegen. Ein Taxi warte am Hintereingang auf ihn. Auf diese Weise könne er das Hotel verlassen, ohne von der Presse belästigt zu
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